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Evangelische Kirche im Bezirk, wohin geht deine Reise? - Rückblick auf die Herbstsynode 2022

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Veröffentlicht von Juliane Kaelberlah am Donnerstag, 24. November 2022 19:44
© Juliane Kaelberlah
Evangelische Kirche im Bezirk, wohin geht deine Reise? - Rückblick auf die Herbstsynode 2022

Diese Synode ist anders. Das sagt Präses Dr. Annette Niederfranke gleich zu Beginn. Anders zumindest als die vergangenen dieses Legislaturperiode: Es gibt kein völlig neues Thema auf der Tagesordnung, keinen eingeladenen Referenten, der einen Impuls von außen einbringt.

Stattdessen stehen Entscheidungen darüber an, wie die Evangelische Kirche in Charlottenburg-Wilmersdorf sich in Zukunft aufstellen will - in vielerlei Hinsicht: Das Konzept zum Schutz vor sexualisierter Gewalt soll verabschiedet werden, um zügig damit beginnen zu können, Mitarbeiter zu einem Thema zu schulen, das in der Kirche lange nur mit spitzen Fingern (oder gar nicht) angefasst wurde.

Für die Zukunft der Kirchenmusik steht ebenfalls ein Konzept zur Abstimmung. Statt vieler kleiner Stellenanteile für Kirchenmusiker sollen Gemeinden künftig besser zusammenarbeiten, ganze Stellen ausschreiben und sich überlegen, welche Schwerpunkte sie in ihrer Region musikalisch setzen möchten. Die Diskussion am Synodensamstag steht passenderweise unter dem Titel "Wohin geht die Reise?".


(1) Sexualisierte Gewalt: Mitarbeiter*innen schulen, Risiken erkennen

Sexualisierte Gewalt ist vielseitig und kann jeden treffen. "Der beste Schutz sind aufmerksame Menschen", sagte Bettina Schwietering-Evers bei der Vorstellung des Konzepts. Die stellvertretende Superintendentin ist Teil des so genannten Teams Prävention, das in den kommenden Monaten die Gemeinden besuchen und Fragen zum Konzept und vor allem zur Umsetzung beantworten wird.

Prävention ist auch die wichtigste Säule des Konzepts: 2023 werden berufliche und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschult. Gemeinden werden mit Unterstützung des Teams Prävention ihre Räume auf Risiken prüfen: Welche Räumlichkeiten gibt es, wer hat Schlüssel dazu und hält sich dort auf? Auch sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter bestimmten Bedingungen verpflichtet, erweiterte Führungszeugnisse vorzulegen. Sollte es im Kirchenkreis zu einem Fall von sexualisierter Gewalt kommen, stehen vor allem professionelle Kommunikationsabläufe, klar benannte und vertrauensvolle Ansprechpartner und der Schutz des potentiellen Opfers an erster Stelle.

- Das Konzept wird mit zwei Gegenstimmen beschlossen.


Kirchenmusikkonzept: In Regionen denken, musikalische Vielfalt erhalten

Rund 1000 Menschen musizieren in der Evangelischen Kirche in Charlottenburg in 45 Chören, Instrumental- und Musikgruppen. Viele Kirchenmusiker in Gemeinden haben nur Teilzeitstellen mit geringer Stundenzahl. Zudem werden in den meisten Gemeinden ähnliche Musikgruppen angeboten. Dieser "bunte Flickenteppich", wie in Kreiskantor Matthias Schmelmer nennt, soll nach und nach verschwinden. Nach dem Konzept wird der Kirchenkreis in Regionen eingeteilt, in denen jeweils mehrere Gemeinden zusammenarbeiten und kirchenmusikalische Schwerpunkte setzen sollen. Kurze Wege für Menschen, die im Chor singen oder in Instrumentalgruppen spielen möchten, sollen gewährleistet bleiben. "1000 Musiker sind ein Schatz, den wir nicht verlieren dürfen", betont Matthias Schmelmer. Schließlich transportiere Kirchenmusik auf besondere Weise Glaubensinhalte und -traditionen."

Da sich die Angebote bisher vor allem an die mittlere Altergruppe und Senioren richtet, soll in Zukunft Musik mit Jugendlichen stärker im Fokus stehen: Für Projekte mit jungen Menschen wird zunächst für ein Jahr ein Fonds mit 5000 Euro eingerichtet.

- Das Konzept wird mit drei Enthaltungen beschlossen.


Stellenplan für 2023: Ein Plus für die Kältehilfe

Das Konzept zum Schutz vor sexualisierter Gewalt schafft auch eine neue Stelle: Mit einem Stellenanteil von 25 Prozent wird es eine sogenannte "kreiskirchliche Ansprechperson" geben. Sie ist zuständig für die Prävention und wird informiert, wenn es den Verdacht auf Grenzüberschreitungen oder Übergriffe gibt. 

Im kommenden Jahr wird außerdem die Stelle für die Kältehilfe auf 60 Prozent aufgestockt. Nicht nur Angebote wie das Nachtcafé in Neu-Westend oder die Suppenküche Am Lietzensee sind sehr frequentiert. Zu den bestehenden Lebensmittel-Ausgabestellen der Aktion LAIB und SEELE in den Kirchengemeinden Trinitatis, Charlottenburg-Nord und Halensee sind Pop-up-Ausgabestellen in der Daniel- und der Vaterunser-Gemeinde hinzugekommen.

Auch die Jugendarbeit im Café Lietze am Lietzensee soll gestärkt werden.

- Der Stellenplan wird mit einer Enthaltung beschlossen.


Jahresrechnung 2021 und Haushaltsplan 2023

Sowohl die Jahresrechnung 2021 als auch der Haushaltsplan für das kommenden finden eine sehr große Mehrheit bei jeweils einer Enthaltung.


Und wohin geht die Reise nun? - Strukturprozess bis 2024

Das wird in den Arbeitsgruppen am Samstagvormittag rege diskutiert. Bis 2025, das steht bereits fest, will die Evangelische Kirche in Charlottenburg-Wilmersdorf  "schlanker" werden. Das muss sie auch: Gut 55.200 Menschen in Charlottenburg-Wilmersdorf sind Kirchenmitglieder, Tendenz sinkend. Was soll also ihre Aufgabe im Bezirk sein? Trost und Seelsorge bieten, Räume für Begegnung schaffen, Spiritualität fördern?

Der Wunsch, nicht an allen 18 Gemeindestandorten dasselbe anzubieten, zieht nach sich, dass Kirchengemeinden noch stärker darauf schauen werden, was ihre Kernthemen sind. Auch Bis 2024 soll unter breiter Beiteiligung von Gemeinden, Einrichtungen, beruflich und ehrenamtlichen Mitarbeitenden ein Strukturprozess in Gang gebracht werden. Im Frühjahr 2024 wird er Schwerpunkt der Synode sein.

T/F: JK

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