Albersdorf - Der Kirchenkreis Dithmarschen möchte das Ziel der Klimaneutralität noch stärker vorantreiben als bisher – das hat die Synode am Sonnabend (11. März) auf ihrer Tagung in Albersdorf beschlossen. Rund 50 Synodale hatten sich zuvor intensiv mit Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsfragen auseinandergesetzt. In ihren Beschlüssen hat die Synode ausdrücklich den Aufbau eines Clean Energy Valleys in Dithmarschen begrüßt und dem Gemeinwesen im anstehenden klimaneutralen Umbau seine Partnerschaft und Unterstützung zugesagt. Die Landeskirche wurde zugleich aufgefordert, den Kirchenkreis bei der Realisierung von Photovoltaik-Projekten auf Kirchendächern zu unterstützen.
Propst Dr. Andreas Crystall erinnerte die Synode daran, dass Klimaschutz kein neuer Aspekt der kirchlichen Arbeit des Kirchenkreises sei: „Bewahrung der Schöpfung ist seit Jahrzehnten im Blick eines sehr pragmatischen und basisnahen tatkräftigen Engagements.“ Von der Förderung der E-Mobilität mit der massiven Unterstützung der Ladeinfrastruktur („Himmlische Energie“) über zahlreiche energetische Maßnahmen in und an kirchlichen Gebäuden bis hin zur jüngsten Anschaffung beheizbarer Sitzpolsterheizungen für alle 29 Kirchengemeinden in Dithmarschen – die Liste ist lang. Derzeit prüfe der Kirchenkreis auch die Eignung kirchlicher Grundstücke für die Nutzung regenerativer Energien. Klimaschutz solle aber eher Selbstverständlichkeit als öffentlichkeitssuchendes Prestigethema sein, so Crystall.
Begleiteten die Synodentagung: Dr. Kirsten Hüttner (Koordination ÖkoFaire Gemeinde), Martin Jürgens (Klimaschutzmanager Gebäude), Jan Christensen (Pastor für Umweltfragen der Nordkirche) und Dr. Jan Menkhaus (Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt)
Jan Christensen, Pastor für Umweltfragen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), zeigte sich „schwer begeistert“ ob der bereits laufenden Maßnahmen in Dithmarschen. So gehöre Dithmarschen bei der Erfassung der Energie-Daten bereits heute zu den vier professionellsten Kirchenkreisen der Nordkirche. Christensen erläuterte das landeskirchliche Klimaschutzkonzept: Die Nordkirche soll laut Beschluss der Landessynode bis zum Jahr 2035 klimaneutral sein. Der Treibhausgas-Ausstoß in den Bereichen Gebäude, Mobilität und Beschaffung muss also kontinuierlich sinken. Zum Vergleich: Das Land Schleswig-Holstein soll nach dem Willen der aktuellen Landesregierung bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden. Der Klimaschutzplan der Nordkirche für die Jahre 2022 bis 2027 sieht überdies vor, dass die Energieversorgung der insgesamt mehr als 5000 beheizten kirchlichen Gebäude in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern bereits bis 2027 um 30 Prozent reduziert und zu 50 Prozent auf erneuerbare Energieträger umgestellt wird. Die Mitglieder der Kirchenkreissynode befassten sich in Arbeitsgruppen daraufhin intensiv mit den Themen Landwirtschaft, Mobilität, Gebäude und Beschaffung (z.B. ökofaire Gemeinde). Mit den einzelnen Ergebnissen wird der Nachhaltigkeitsausschuss nun weiterarbeiten.
In ihrem Grußwort hatte sich Dithmarschens Kreispräsidentin Ute Borwieck-Dethlefs zu Beginn der Tagung ausdrücklich beim Kirchenkreis für dessen Engagement bedankt: „Wir sind nur ein kleiner Teil der Schöpfung, aber der Mensch ist der größte Verursacher ihrer Zerstörung. Unsere Generation muss ihre Hausaufgaben machen, für unsere Kinder und Enkelkinder.“ Der Kirchenkreis stelle sich der Aufgabe und beweise, wie zukunftsfähig die Kirche sei. „Der Kirchenkreis ist nicht nur wichtige Stütze für die Menschen, sondern auch Impulsgeber und verlässlicher Partner“, so Borwieck-Dethlefs.
Vorbereitet worden war der Themenschwerpunkt vom Nachhaltigkeitsausschuss der Kirchenkreissynode. Ausschussvorsitzender Pastor Michael Hartmut (Hemmingstedt): „Die menschlichen Aktivitäten haben den größten und maßgeblichsten Einfluss auf die biologischen, die geologischen und die klimatischen Prozesse auf der Erde. Dies führt beispielsweise zum Artensterben oder zur Artenwanderung und zu erheblichen Klimaveränderungen. Dabei wirken die Veränderungen wechselseitig aufeinander ein.“ Heiner Wedemeyer, Ökumene-Pastor des Kirchenkreises: „Unsere Art zu leben kann die Klimakrise weiter verstärken oder kann sie bremsen und verkleinern. Wir haben es in der Hand.“ Die Klimakrise verstärke die Ungleichheit auf der Erde wie ein Brennglas. „Die Folgen unseres die Lebensräume zerstörenden Verhaltens treffen diejenigen am schlimmsten, die Armen und Schwachen dieser Welt, die am wenigsten dafürkönnen.“
Am Ende der Tagung informierte Synodenpräses Sonja Keck über die Wahl der nächsten Kirchenkreis-Synode. Noch bis zum 14. Mai können Wahlvorschläge eingereicht werden – über die Möglichkeiten werden die Kirchengemeinden zeitnah informiert. Gewählt wird zwischen dem 3. und dem 30. September in den Kirchengemeinderäten. Die neue Kirchenkreis-Synode wird sich spätestens bis Mai 2024 konstituieren.