Wie hätten Sie gern Ihr Wasser?

# Predigt des Superintendenten

Wie hätten Sie gern Ihr Wasser?

"Wie hätten Sie gern Ihr Wasser?", fragt der Kellner im Restaurant. "In 'nem Glas wäre schön", sage ich. „Lustig“, sagt der Kellner ohne eine Miene zu verziehen. „Spritzig oder still? Prickelnd, Medium oder Naturell? Also mit, ohne oder wenig Kohlensäure?“ „Puh - da muss ich erstmal drüber nachdenken“, sage ich. „Ob wir schon mal das Essen bestellen könnten?“

Wie hätten Sie gern Ihr Wasser? Wie hättet ihr gern euer Wasser, liebe Täuflinge? Das Taufwasser natürlich. Im Swimmingpool, so richtig zum Untertauchen – erste Wahl für alle Seepferdchen und Wasserratten? Oder ganz klassisch im 625 Jahre alten Taufbecken in der Sankt Nikolai-Kirche?

Wie hättet ihr gern euer Taufwasser? Mit ein paar Tropfen Havelwasser darin, weil waschechte Spandauer schließlich Havelkinder sind? Oder darf es ein Schuss Jordanwasser sein? Ihr wisst schon: Der Fluss in dem Jesus getauft wurde. Pfarrer Cord Hasselblatt hat extra eine Flasche aus dem Heiligen Land mitgebracht. Havel, Jordan, oder beides – wir haben alles da. Läuft!

Wie hätten Sie gern Ihr Wasser? Sprudelnd, wild, still, oder reinigend? Das Wasser der Taufe ist irgendwie alles zusammen. Angereichert mit Bedeutung wie Mineralwasser mit Mineralien. Es ist sprudelnd wie eine Quelle – steht für das Leben. Ohne Wasser kann keine Pflanze, kein Tier, kein Mensch existieren. Taufe heißt – bei Gott ist die Quelle des Lebens, der Liebe, der Hoffnung. Er erfrischt deine Seele – immer wieder neu.

Wildes Wasser gibt es auch – es steht für die Wogen und Wellen im Leben, die gefährliche Seite des Wassers. Taufe heißt – Gott zieht dich raus, wenn das Leben dich runterzieht, er schwimmt an deiner Seite wenn du so richtig ins Schwimmen kommst. Bei ihm bist du bewahrt, was auch kommt, selbst in Krankheit und Tod.

Stilles Wasser – auch das hat die Taufe zu bieten, denn stille Wasser sind tief. Die Taufe ist die Einladung, den Dingen auf den Grund zu gehen, tiefer zu blicken, einzutauchen in das Geheimnis des Glaubens: Mit Gott „Deep diving“ ins Leben.

Und Wasser hat eine reinigende Kraft, macht sauber – weiß ja jedes Kind. Auch diese Bedeutung hat die Taufe, sie ist ein Waschritual. Kennt ihr noch „Sister Act“, diesen alten Film mit Whoppie Goldberg, verkleidet als Nonne? „Oh happy Day“ singt sie da. „When Jesus washed – he washed my sins away”. Taufe heißt: Einer wäscht ab, was dich von Gott und den Menschen trennt, die Egoismen und Gehässigkeiten, die kalten Gedanken, den Kleinmut. „When Jesus washed …“.

Wir Christen sind nicht mit allen Wassern gewaschen, aber mit diesem einen. Mit Gott können wir immer wieder neu anfangen. Bad der Wiedergeburt wurde die Taufe mal genannt. Wer gern mal ein Entspannungs-Vollbad nimmt, weiß, danach fühlt man sich wie neu geboren. „Aber die Ente bleibt draußen, Herr Müller-Lüdenscheidt!“

Wie hätten Sie gern Ihr Wasser? Sprudelnd, wild, still, oder reinigend? Die Taufe hat viele Bedeutungen, ist ein Wasserzeichen. Wasserzeichen kennen wir sonst von teurem, guten Briefpapier oder von Geldscheinen. Ein Bild oder eine Schrift, die nur sichtbar wird, wenn man das Papier gegens Licht hält. Und dann ist klar: Aha – hier handelt sich um ein Original! Mit dem Wasserzeichen Taufe sagt Gott: Du bist ein Original, echt unverwechselbar und geliebt. In meinem Licht darfst du sichtbar werden, so wie du bist, mit allem was dich ausmacht. „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“

Apropos … woher kommt dein Name eigentlich und deiner und deiner …? Woher hast du ihn? Weißt du das? Jetzt kommt eine kleine Mutprobe: Schau dich mal um. Siehst du jemanden, den du noch nicht kennst. Dann trefft euch für eine Minute. Erzählt euch gegenseitig, was euer Vorname bedeutet, woher ihr ihn habt und was er euch bedeutet. Gibt es eine ein-Minuten-Geschichte dazu?

Bei der Taufe verbindet sich unser Name mit dem Namen Gottes. „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Wasserzeichen – Kreuzzeichen auf die Stirn. Du gehörst zu Gott, heißt das. Jede und jeder, der mag, bekommt später dieses Wasserzeichen auf die Stirn oder die Hand gestrichen, als Erinnerung an die eigene Taufe, als Segen auf dem Weg.

„Wie hätten Sie gern Ihr Wasser?“ fragt der Kellner im Restaurant. „Mit allem bitte.“ „Wie mit allem? Also sprudelig?“ „Ja, Wasser aus dem Gottes Geist sprudelt, dieser spritzige Spirit, dieser Lebensatem, diese Kraft, die aber auch ganz still wirkt und geborgen sein lässt. Ein Wasser, das prickelnd ist und stürmisch und reinigend, ein Wasser, das den Durst löscht und die Sehnsucht nährt, ein Wasser, in dem alles drin ist für ein ganzes Leben. Das hätte ich gerne.“ „Puh! Da muss ich erstmal drüber nachdenken, sagt der Kellner. Ich bring dann erst mal das Essen.“

Ihr, liebe Täuflinge habt schon drüber nachgedacht oder eure Eltern haben das für euch getan und entschieden: Heute soll es sein, ihr habt eure Pfarrerin, euren Pfarrer dabei, Patinnen und Paten, Familie und andere liebste Menschen.
Und mancher kommt vielleicht noch spontan als Täufling dazu – wunderbar.

Tauchen wir ein in dieses Fest und in Gottes Nähe, der uns, unser Singen und Beten erfrischt und verwandelt.
Amen

Florian Kunz

Predigtimpuls zum Tauffest am 8. Juli 2023 auf dem Reformationsplatz vor St. Nikolai

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