32 Jahre Kaffeestube Gutleut

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32 Jahre Kaffeestube Gutleut

32 Jahre Kaffeestube Gutleut

20 Jahre Hoffnungsgemeinde – das bedeutet auch: 32 Jahre Kaffeestube Gutleut. Doris Schwerdtfeger, die sich im Kirchenvorstand besonders für die Kaffeestube stark macht, hat einen Rückblick gewagt!


Wie alles begann

Am 22. April 1991 öffnete im Gemeindesaal der evangelischen Gutleutgemeinde erstmals ein Restaurant seine Türen, gegründet vom Verein „Lobby für Wohnsitzlose und Arme“. Vorbild waren die französischen „restaurants du coeur“, die Restaurants des Herzens, die seit 1985 auf Initiative des Schauspielers Coluche und mit der Unterstützung des Abbé Pierre in Frankreich entstanden. Abbé Pierre war ein katholischer Priester, der sich seit dem Ende der 1940er Jahre mit großem Erfolg für arme und obdachlose Menschen einsetzte. Das Ziel der Restaurants war es, die Würde armer Menschen zu achten. Es geht nicht um Almosen, sondern um ein warmes Mittagessen zu einem kleinen Preis und um die Teilhabe am Leben.

 

Nach diesem Vorbild wurde von Beginn an der Restaurantbetrieb geführt. Nach dem Essen trafen sich beim anschließenden Kaffee und Kuchen arme und alleinstehende Menschen, Arbeitslose und Besserverdienende an einem Tisch. Das „Lobby-Restaurant“ wurde schnell zu einem beliebten Stadtteil-Treffpunkt; hier wurden Gemeinde-Informationen und Stadtteilnachrichten weitergegeben, Diskussionsveranstaltungen durchgeführt und Bekanntschaften gepflegt. 

 

1997 ging die Trägerschaft vom Lobby-Verein auf die Kirchengemeinde über; fortan war und ist es bis heute die „Kaffeestube Gutleut“ geblieben.

 

Kaffeestube und Hoffnungsgemeinde

Als 2003 die Gutleutgemeinde, die Weißfrauengemeinde und die Matthäusgemeinde zur Hoffnungsgemeinde fusioniert werden, sind sich alle darin einig, dass diese wichtige sozialdiakonische Arbeit im Frankfurter Bahnhofs- und Gutleutviertel fortgeführt werden muss. Allen Beteiligten ist klar, dass es dazu großer Anstrengungen bedarf. Denn der Restaurantbetrieb der Gemeinde finanziert sich seit seiner Gründung zum überwiegenden Teil aus Spenden. Und damit hat die Gemeinde von Beginn an großen Erfolg. Wo auch immer das Projekt vorgestellt wird, ist die Bedeutung für die Stadt offensichtlich. So werden Stiftungen, Frankfurter Unternehmen und viele Privatpersonen zu Förderern der Kaffeestube und sind es bis heute geblieben. Darüber kann der Aufwand an Personal- und Sachkosten über die vielen Jahre gedeckt werden. 

 

Ab 2012 beschäftigt den Kirchenvorstand der Hoffnungsgemeinde auch die Frage eines neuen Standorts für die Kaffeestube. Einerseits steht die Entwidmung der Gutleutkirche und die Übergabe der Immobilie an die Stadt Frankfurt bevor, andererseits ist der Gemeindesaal der Gutleutkirche zu klein geworden und durch die Lage im zweiten Stock der Kirche für viele schwer oder gar nicht zugänglich. Nach langen Planungen und Überlegungen gemeinsam mit dem Evangelischen Regionalverband fällt die Wahl auf die Gutleutstraße 131, das Familie Jürges Haus, in dem bisher der Kindergarten der Gutleutgemeinde untergebracht war. 2016 beginnt der aufwendige Umbau zum Restaurant mit Küche. Auch dabei helfen großzügige Spender! Im Frühjahr 2018 kann die neue Kaffeestube ihren Betrieb aufnehmen. 

 

Die Vorgeschichte…

… beginnt im Februar 1990 mit einem grausamen Geschehen, einer Mordserie an überwiegend Obdachlosen in der Frankfurter Innenstadt. Es entstand eine Welle der Hilfsbereitschaft. Die Situation der damals rund 2.400 Wohnungslosen in Frankfurt rückte in das Bewusstsein der Bevölkerung: Mahnwachen und Demonstrationszüge wurden veranstaltet, Kirchentüren blieben nachts zum Schutz der Obdachlosen geöffnet. Nach der Ergreifung des Täters Ende Mai 1990 ging man allgemein wieder zur Tagesordnung über. Nicht so in der Gutleutgemeinde, die auch ohne die akute Bedrohung weiter für die Menschen da sein wollte. Einmal wöchentlich lädt die Gemeinde nun zum Obdachlosenfrühstück ein. Beim Frühstück geht es nicht nur um das leibliche Wohl, sondern auch um den Austausch und das Ohr für die Nöte der Betroffenen. Nach anfänglicher Scheu wurde das Angebot gut angenommen. Im Oktober 1990 gründete sich der „Verein für Wohnungslose und Arme“, um den Menschen unabhängig von Institutionen ganz praktisch und direkt zu helfen.

 

Die Kaffeestube aktuell

Der neue Ort ist ein Glücksfall für den Betrieb der Kaffeestube. Ein von der Hoffnungsgemeinde angestelltes Ehepaar betreibt als Koch und Servicekraft die Kaffeestube bis zum Ruhestand Ende 2022 und steuert das kleine Restaurant auch durch die schwierige Coronazeit.

 

Für die Zeit ab 2023 entwickelt der Kirchenvorstand ein neues Konzept: Die Kaffeestube Gutleut wird weiterhin in Regie und Verantwortung der Hoffnungsgemeinde geführt; das Kochen und die Ausgabe des Essens übernimmt Martha’s finest. Mit diesem kirchlichen Catering-Betrieb ist die Hoffnungsgemeinde schon seit Jahren verbunden. 

Es wird jetzt nicht mehr vor Ort, sondern in der Küche des Dominikanerklosters in der Kurt-Schumacher-Straße gekocht. Anschließend wird das Essen für die Kaffeestube frisch in die Gutleutstraße geliefert. Faisal Saghir und Sonnur Çifçi, das Team von Martha’s finest übernehmen die Essensausgabe und den Service in der Gaststube und wurden schnell von den Gästen ins Herz geschlossen.

Das Mittagessen mit einer Suppe und einem Hauptgericht kostet seit vielen Jahren unverändert 3,50 Euro. Trotzt der Inflation der letzten 2 Jahre hat der Kirchenvorstand beschlossen, diesen Preis zu halten. Durch die Essensgutscheine, die wir und andere Kirchengemeinden weitergeben, ist der Zugang auch wohnsitzlosen Menschen möglich.

 

Wir wollen getreu unserer Tradition ein „Restaurant du coeur“ sein, in dem sich Gäste aus verschiedenen Schichten und Herkünften willkommen und wohl fühlen. Wir sind dabei besonders für die älteren Menschen da, die an und unter der Armutsgrenze leben. Sie erfahren mit dem Mittagessen „Wärme“ im ganzheitlichen Sinn. 

 

Nach wie vor können wir unsere Kaffeestube nur über Spenden finanzieren. Wir benötigen an jedem einzelnen geöffneten Tag ca. 400 Euro und so über das ganze Jahr 100.000 Euro. Jeder Euro hilft – wir freuen uns über große und kleine Spenden. Nur so können wir unser Herzensprojekt weiterführen.

 

Wir freuen uns besonders darüber, dass die „Stiftung Waldmühle“ aus der inneren Mission unseren Gästen wöchentlich mit einem Beratungsangebot zur Verfügung steht: Immer montags von 11.30 bis 15.00 Uhr ist ein Mitarbeiter der Inneren Mission für Sozial- und Lebensberatung vor Ort und hilft bei Fragen und Problemen rund um die Themen Arbeit, Einkommen, Bildung, Gesundheit, Wohnen und gesellschaftliche Teilhabe. Mit Harald Spörl ist dabei ein kompetenter Sozialarbeiter da, der mit viel Erfahrung, Freundlichkeit und Geduld helfen kann.

 

Öffnungszeiten:

montags bis freitags 

von 11.30 bis 15.30 Uhr

Gutleutstraße 131


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