​Michael - wer ist wie Gott?

Wie begegnet man einem Drachen? Mutig und neugierig oder voller Furcht, erfüllt mit Beklommenheit und lähmender Angst?
Der heilige Michael, dessen Gedenktag am 29. September ist, begegnet dem Drachen zu Fuß. Michael vertreibt das Böse aus dem Himmel, berichtet das Buch der Offenbarung (Kapitel 12). Viele Kirchen tragen den Namen des Erzengels, denn in einer am Michaelistag geweihten Kirche hat das Böse keinen Platz.
Abgebildet auf Gemälden, Stickereien und in Plastiken zieht der spektakulär und phantasievoll gestaltete Drache zuerst alle Aufmerksamkeit auf sich. Sein Blick und seine Haltung sind oft boshaft, gefährlich, wütend. Über oder hinter diesem Bösen steht aufrecht der Engel. Mal mit, mal ohne Flügel, aber immer in Siegerpose sticht er gerade tödlich zu oder setzt einen Fuß auf den Erlegten und unterwirft sich so das Böse.
Mi-ca-el ist eine Frage und bedeutet "wer ist wie Gott?" Wer widersteht dem Bösen? Treten wir dem Bösen entgegen mit eigener Kraft, der wir vertrauen, die wir einsetzen? Haben wir den Mut, die Stimme zu erheben, laut zu werden, wenn wir sehen, dass und wie jemand gemobbt wird, beleidigt, klein gemacht, an der Seele verletzt? Gehen wir mit dem eigenen Körper dazwischen, wenn wir Unrecht erleben, einen tätlichen Angriff, wenn jemand in unserem Beisein getreten oder verprügelt wird? Sind wir so mutig?
Wer von uns ist schon wie Gott oder mindestens wie ein Engel? Niemand - nicht einmal ein irdischer Michael oder eine Michaela. Uns steht Gott selber bei, er gibt uns Kraft und schickt in seinen Engeln himmlische Hilfe. So wie es der Psalmvers verspricht, der uns in der kommenden Woche begleiten soll: "Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus." (Psalm 34,8).

Karin Bertheau, Pfarrerin Müncheberger Land

Foto: Erzengel Michael am Portal der Friedrichswerderschen Kirche in Berlin