
„Alle Jahre wieder kommt das Christuskind“, so beginnt ein altbekanntes Weihnachtslied.
Und alle Jahre wieder bringt uns das Christkind dann ganz schön in Bewegung. Um sein Kommen zu feiern, betreiben wir nämlich allerhand Aufwand. Jede Familie hat da so ihre Traditionen und liebe gewordene Gewohnheiten. Von Omas Rotkohlrezept bis zum selbstgeschlagenen Weihnachtsbaum alles soll perfekt sein. Es ist schließlich Weihnachten.
Doch immer öfter höre ich: „Dieses Jahr machen wir es uns aber mal einfacher. Wozu die ganze Arbeit und das Gerenne. Die paar Tage sind doch schneller vorbei als Du gucken kannst.“
Da verzichtet man dann zugunsten eines Gestecks auf den Baum, der doch nur Dreck macht. Und Krippe und Weihnachtspyramide bleiben schön verpackt im Keller, weil man auch ohne sie schon nicht mehr weiß, wohin mit dem ganzen „Gedöns“.
Und überhaupt: Weihnachten ist eh nicht mehr das, was es mal war. Oder wie es bei Loriot heißt: „Früher war mehr Lametta.“ Darin stimmen dann fast alle überein. Denn eine einmal erlebte Weihnachtsstimmung lässt sich nicht reproduzieren. Und die ersehnte Weihnachtsfreude ist nicht garantiert, - egal, ob das Fest mit mehr oder weniger „Gedöns“ begangen wird.
Warum dann alle Jahre wieder dieselbe Prozedur? Weil das Christkind Segen in jedes Haus bringt, wie es in dem erwähnten Lied weiter heißt.
Segen, der darin besteht, dass Gott uns mit dem Kind in der Krippe das schenkt, was wir selbst nicht machen können: Dass unser oft so hartes Herz sich verwandelt und wieder empfindsam und mitfühlend ist. Dass wir angerührt werden. Uns öffnen für die zarten und leisen Töne des Lebens.
Dass wir frei durchatmen können, weil es mehr gibt als Alltagstrott, Ärger und Sorgen. Dass wir darauf vertrauen, dass die Liebe in dieser Welt die stärkste Macht ist.
Ohne Weihnachten würden wir all das verlieren - und darüber auch uns selbst - früher oder später. Ohne Weihnachten würde es auf Dauer nur noch ausgefahrene Ellenbogen und verängstigte und verletzte Seele geben.
Das Christkind ist zwar alle Tage bei uns, - doch meist „still und unerkannt“, wie es in der letzten Strophe des Liedes heißt. Darum ist es wichtig, dass wir das alle Jahre wieder feiern: Mit dem Christkind kommt Gottes Segen in unser Leben – das ganze Jahre – auch an Weihnachten.
Eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit
wünscht Ihnen Ihre Pfarrerin
Sonja Spenner-Feistauer