
Andacht to go zur Jahreslosung 2024
Es ist das Jahr 55 n.Chr.:
Paulus sitzt an seinem Tisch und schreibt einen Brief an die Gemeinde in Korinth, die er auf seiner zweiten Missionsreise gegründet hat.
18 Monate verbrachte er damals dort. Es war eine durchaus anstrengende, aber erfolgreiche Zeit, denn die Botschaft von Jesus Christus fand positiven Anklang in Korinth. Aus einer Hand voll Menschen, bildete sich schnell eine christusgläubige Gemeinschaft.
Ach, es hätte alles so schön sein können, wären da nicht die vielen Probleme der Gemeinde, die sich im Laufe der Jahre entwickelt haben: Fremde Missionare, die nach Korinth gekommen sind, haben Teile der Gemeinde gegen seine Lehre aufgebracht; Rechtsstreitigkeiten bei Speisevorschriften; Fragen zum Verhältnis zwischen Männern und Frauen, zum gemeinsamen Abendmahl und zur Auferstehung der Toten.
Ein ganz schön langer Katalog an Problemen, auf die Paulus in dem ersten Brief an die Korinther antworten muss.
Aber er schreckt nicht davor zurück, sondern macht sich ans Werk. 16 Kapitel und viele, viele Seiten sind es geworden. Doch eine letzte Bitte hat Paulus noch an seine Gemeinde: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“
Fertig.
Die Kernaussage des Briefes platziert Paulus ganz am Ende. Wenn doch jeder so lebt, dass es möglichst gut für andere Menschen ist, dann hätten sich viele Fragen und Streitereien wohl von selbst erledigt.
Natürlich hat er recht damit. Wenn wir alle nach diesem Schlusssatz leben würden, dann wäre die Welt ein besserer Ort. Doch realistisch gesehen bleibt dieser Satz eine Utopie. Nicht alles, was wir tun, tun wir aus Liebe. Ich denke da z.B. an das Putzen meiner Wohnung oder an das Schneeschippen im Morgengrauen. Beim besten Willen werde ich diese Dinge nie aus Liebe tun. Diese Dinge mache ich, weil ich es als Pflicht empfinde und sie schließlich getan werden müssen.
Wahrscheinlich meint Paulus mit seiner Aussage auch nicht die lästigen Aufgaben, die wir im Alltag zu bewältigen haben. Ich zumindest verstehe diesen Satz viel eher als Anfrage an mein grundsätzliches Handeln: „Für wen mache ich das? Was könnten die Menschen vor Ort von mir und meiner Arbeit gebrauchen? Wem kann ich damit eine besondere Freude machen?“
Auch das klappt natürlich nicht immer, aber manchmal und das ist zumindest ein Anfang. Denn aus „manchmal“ kann irgendwann ein „öfter“ werden und daraus vielleicht ein „meistens“.
Die Liebe beginnt, wenn wir es uns vornehmen, im Kleinen bei uns selbst, mit dem Potenzial zu wachsen und groß zu werden. So kann die Liebe auch andere ermutigen, aus ihr zu handeln. Paulus utopisch klingende Worte, werden dann mehr und mehr zur Realität.
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!“ (1.Korinther 16,14)
Möge Gott Sie bei all dem begleiten, was sie aus Liebe tun.
Bleiben Sie behütet, auch im neuen Jahr!
Ihre Pfarrerin
Greta Wolske