
Predigt vom 24.12.2023 - Christvesper - Pastorin Annette Niebuhr
Liebe Gemeinde,
es gibt Botschaften, Worte, Sätze, die können wir immer wieder hören. Von denen können wir gar nicht genug kriegen. Sätze wie: `ich hab´ dich lieb` oder
`du bist nicht allein – ich bin bei dir` oder `du kannst immer zu mir kommen, auch mit schlechten Noten und Misserfolgen. Vertrau mir`. Solche Sätze brauchen wir. Von solchen Botschaften leben wir seit Kindheitstagen. Jeden Tag. Immer wieder. „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind.“ So beginnt ein bekanntes Weihnachtslied. Ja, alle Jahre wieder. Eine wohltuende, beruhigende Wieder-Holung.
Was holen wir uns denn wieder – liebe Gemeinde – wenn wir uns hier in der Kirche versammeln? Dies wird in Nuancen unterschiedlich bei uns sein – je nachdem, welche Lebensgeschichte wir persönlich mitbringen. Auch welche Weihnachts- und Heiligabend Lebensgeschichten wir mitbringen. Uns eint, dass wir sozusagen mit den Hirten zur Krippe gehen. Und dass wir uns wieder holen – die Botschaft: Euch ist heute der Heiland geboren. Und das habt zum Zeichen. Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in der Krippe liegen.
Es ist ein einmaliges Ereignis gewesen, aber die Botschaft, die Deutung dieses Ereignisses holen wir uns jedes Jahr wieder in unser Leben.
Da ist die Botschaft: Du Menschenkind – ob du ein Junge, ein Mädchen oder divers bist – welche Farbe deine Haut auch hat - du bist ein Gotteskind. In diesem Kind in der Krippe kannst du dich wiederfinden. Von diesem Kind ist gesagt: der Himmel wird über ihm durchlässig, ihm, diesem Kind ist Frieden zugesagt; in schwierige Verhältnisse hineingeboren ist es trotzdem ein Gotteskind. – Auf der Erde ein Himmelskind.
Es ist wichtig, dass wir das fühlen lernen – heute in der Heiligen Nacht: ich bin wie dieses Jesus-Kind von Bethlehem, ich bin ein Kind des Himmels und bleibe es – was auch immer ich auf dieser Erde erlebe. Das kann schön und auch furchtbar sein.
Und wir, die wir hier im Gottesdienst sitzen, haben unsere schönen und traurigen Lebensgeschichten mitgebracht. Und das ist gut so. Denn: unser Heiland ist geboren. Hier – wo die Botschaft vom offenen Himmel zu hören ist – nährt sich unsere Hoffnung, dass wir immer helter werden, weil die Botschaft von Weihnachten sagt,´: im Kern deiner Seele bist du ein Gotteskind, heil und licht.
Aus diesem Vertrauen kannst du deine Erdenjahre leben. Hole dir dieses Vertrauen immer wieder zurück. Es wird dir helfen in den Zeiten, in denen du es schwer hast; - es wird dir helfen, mit Verletzungen umzugehen; es wird dir helfen, wenn dein Selbstvertrauen klein ist: hole dir die Botschaft von Weihnachten jeden Tag neu ins Leben: ich bin – wie an Jesus abzugucken – ein Gotteskind – vom Himmel geliebt und gesehen.
Der erwachsene Jesus wird später einmal sagen: wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen. Ich verstehe es so: in euch lebt ja noch das Kind, das ihr einmal wart. In eurem Gehirn und eurem Körper sind all eure Erfahrungen, die ihr als Kinder gemacht habt, gespeichert. Die schönen und die hässlichen, die leichten und die schweren. Fühlt wie ein Kind und lasst das Licht von Weihnachten darauf scheinen wie eine Wärmelampe – so möge es heilend wirken – in euch. So wird das Reich des Himmels sich in euch ausbreiten – immer mehr. Und ihr werdet euer Denken, eure Einstellungen und Entscheidungen ausrichten nach dem, was Kinder brauchen und ihnen guttut.
Hannelore Hoger, die Darstellerin von Bella Block, hat in ihrem Buch „Ohne Liebe trauern die Sterne“ den für mich erhellenden Satz geschrieben: „Sie müssen sich Menschen mal angucken. Man sieht fast immer das Kind“.
Und wenn Jesus sagt: werdet wie die Kinder, heißt das für mich: Ich will mich trauen zu fühlen, wie ich als Kind gefühlt habe, - und will meine Gefühle zeigen – und ich will gleichzeitig erwachsen sein – und mein inneres Kind schützen, wie Maria und Joseph und die Hirten und die Weisen das Kind Jesus geschützt haben – vor Kälte und vor der Gewalt des Herodes. Maria hält das Kind in ihren schützenden Armen und zeigt es gleichzeitig.
Liebe Gemeinde – wir wissen nicht, wie es mit uns weitergeht – persönlich nicht und weltgeschichtlich nicht. Aber ich für meinen Teil will gehen in dem Vertrauen, dass der geöffnete Himmel die letztgültige Wahrheit über unserem Leben hier auf der Erde ist.
Ich will mir die Botschaft der Engel immer wieder holen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden allen Menschen. Amen