
Ein Nachbar ruft mich an. »Meine Tante ist gestern Nacht gestorben. Ich weiß gar nicht, was ich jetzt zuerst machen soll.«
Ich drücke ihm mein herzliches Beileid aus und dann kommen wir ins Gespräch.
Über die Art der Bestattung und den Ort der Trauerfeier. Dann wollen wir einen Termin für ein Trauergespräch ausmachen.
Plötzlich halte ich inne. Wo denn die Tante jetzt gerade sei, will ich wissen. Im Krankenhaus.
Ich habe eine Idee: »Was hältst du denn davon, wenn wir im Krankenhaus noch eine Aussegnung machen? Eine kleine Andacht im Beisein der Verstorbenen? Dann könnt ihr euch nochmal richtig verabschieden.«
Wir verabreden uns für den Tag drauf. Der Krankenhausseelsorger begrüßt mich: »Schön, dass Sie das machen. Das wird viel zu selten nachgefragt.« Die Familie ist schon versammelt, und dann gehen wir zusammen in den Abschiedsraum. Das Licht ist gedämpft, eine Kerze brennt. Die Verstorbene liegt aufgebahrt da, ruhig und friedlich. Als würde sie schlafen.
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln, bete ich. Dann lege ich ihr die Hände auf die Stirn und spreche über der Verstorbenen einen Segen. Ein Reisesegen hinüber ans andere Ufer, ein Reisesegen in die Welt Gottes.
Am Schluss singen wir »Von guten Mächten wunderbar geborgen«. Ein Lied, das in schweren Zeiten Trost schenkt. Nach der Aussegnung bleibt die Familie noch einen Moment allein im Abschiedsraum.
Einige Tage später treffe ich meinen Nachbarn zum Trauergespräch: »Diese Aussegnung war so wohltuend für uns alle. Jetzt konnten wir sie wirklich loslassen und auf ihre letzte große Reise schicken. Danke!«
Angehörige können ihre Verstorbenen in der Regel bis zu 36 Stunden zu Hause behalten. In dieser Zeit kann ein Pfarrer oder eine Pfarrerin eine Aussegnung zu Hause durchführen.
Auch im Krankenhaus oder Pflegeheim ist eine Aussegnung möglich. Ansprechpartner kann hier auch das Team der Krankenhausseelsorge sein.
Wenn Sie mehr über die Aussegnung erfahren möchten, sprechen Sie Pfarrer Klein oder Pfarrerin Schilling gern an!