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Nächstenliebe konkret - Konfis on tour

# Neuigkeiten aus dem Chattengau

Veröffentlicht von Johannes Böttner am Freitag, 22. März 2024 10:06
Nächstenliebe konkret - Konfis on tour

Konfis aus dem Chattengau unterwegs in Kassel 

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Das ist nicht immer einfach, besonders, wenn Menschen unterschiedlicher Kultur und Prägung aufeinandertreffen.

Am Freitag, den 23. Februar, waren wir in der Neuen Brüderkirche in Kassel. Die sieht von außen aus wie ein großer Steinklotz. Die Umgebung ist schwierig.

Das ehemalige Gemeindehaus wurde zu einem Stadtteilzentrum der Diakonie und Kultur umgebaut. Viele Gruppen und Bewegungen haben hier ihren Platz.
Im Erdgeschoss gibt es ein kleines Café, vor der Kirche werden Kleidungsstücke ausgegeben.

In der Kirche findet mehrmals in der Woche die Essenausgabe statt: Montag, Donnerstag und Samstag. Bevor die Ausgabe losgeht, wird Essen in Kisten aufgeteilt, das in den Supermärkten aussortiert wurde.
Das kann jeder sich live in TikTok ansehen. Die Ehrenamtlichen verteilen es an Menschen, die sich keinen normalen Einkauf leisten können. Sie stehen lange an und warten geduldig. Jeder kann kommen, egal welcher Herkunft und Nationalität. Manchmal gibt es auch bei der Ausgabe Streit, weil es nicht für alle reicht.

Jesus hat gesagt: „Ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu Essen gegeben“.
Wenn wir mit anderen Menschen den Reichtum in unserem Land teilen, muss weniger Essen weggeschmissen werden und mehr Menschen haben etwas auf dem Teller. Die Liebe wird mehr. Dadurch wächst Vertrauen und Dankbarkeit.

Wir haben in der Neuen Brüderkirche auch Nala getroffen. Er studiert an der CVJM Hochschule in Kassel und arbeitet in dem Team der Kirche mit.

Das Leben in Deutschland ist nicht immer leicht für ihn, da er oft gefragt wird: „Woher kommst du?“ Mit der Frage geben andere ihm das Gefühl: Du gehörst hier nicht her! Du bist hier nicht richtig!
Viele schwarze Menschen fühlen sich in Deutschland durch die Frage ausgegrenzt.

Wie können wir dem Problem begegnen? Nala hat uns geraten, lieber erstmal zu fragen: „Wie heißt du? Was machst du gerne? Was isst du gerne? Was ist dein Lieblingsbuch?“ Wenn dann eine Basis gelegt ist, dann kann auch die Frage „Woher kommst du?“ gestellt werden, wenn wir auch bereit sind, über unsere Herkunft zu reden.

Jesus hat gesagt „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen!“. Jeder Mensch ist von Gott geliebt, egal welcher Hautfarbe und Nationalität er oder sie angehört.

In der Neuen Brüderkirche haben wir auch einen Journalisten aus Eritrea getroffen. Er hat in seiner Heimat für eine große Tageszeitung gearbeitet, ein Kinderbuch geschrieben und ein kritisches Buch zur Regierung in seinem Land. Dafür musste er in das Gefängnis. Es gab kein Recht auf freie Meinungsäußerung. Die Pressefreiheit wurde eingeschränkt.

Er floh nach Europa und kam zunächst in Polen an. Dort wurde sein Antrag auf Asyl drei Jahre lang geprüft. Er lernte polnisch und lebte unter den Menschen in Warschau. Doch seine Hautfarbe wurde immer wieder zu einem Problem.

Dann wurde sein Asylantrag abgelehnt. Er sollte in seine Heimat abgeschoben werden. Doch dort drohte ihm die Todesstrafe, weil er geflohen war.

Deshalb ist er nach Deutschland weitergezogen und kam in Kassel an. In einem ehemaligen Pfarrhaus der Gemeinde wohnt er nun mit mehreren Menschen im Kirchenasyl. Das ist eine Möglichkeit, um die Prüfung seines Verfahrens zu erzwingen.
Es geht um Menschenwürde, um Freiheit und um das Recht auf körperliche Unversehrtheit.

Jesus hat gesagt: „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen“. Manchmal merken wir gar nicht, wie uns in den Anderen Gott begegnen kann. Nächstenliebe breitet sich da aus, wo Menschen unterstützt werden, sie in Frieden und Sicherheit leben dürfen und nicht um ihr Leben fürchten müssen.

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