
Vor ein paar Tagen erhielten die Mitglieder der Kreissynode Spandau die Einladung zur diesjährigen Frühjahrssynode am 3. und 4. Mai 2024 im Gemeindehaus der Evangelischen Kirche in Kladow. Als Gäste aus der Kommunalpolitik haben sich die Stadträte Thorsten Schatz (Bauen, Planen, Umwelt- und Naturschutz), Gregor Kempert (Soziales und Bürgerdienste) und Stadträtin Dr. Carola Brückner (Bildung, Kultur, Sport) angekündigt.
Die Frühjahrssynoden sind die Synoden der besonderen Themen, während die Herbstsynoden von Haushaltsplanungen und Jahresrechnungen geprägt sind. In diesem Jahr befassen sich die Synodalen mit Fragen
Gemeinsam ist diesen Themen, dass sie geprägt sind von der Mitgliederentwicklung in den großen Kirchen.
Zusammen mit Dr. Tobias Kirchhoff von der Evangelischen Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi) wird die Synode die Ergebnisse der 6. Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung besprechen. Kirchenbindung und Religiosität der Deutschen schwinden, und zwar schneller als bislang erwartet. Das ist das zentrale Ergebnis der Untersuchung, die die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im vergangenen November während der Tagung der EKD-Synode veröffentlicht hat. Die Folge davon ist ein erheblicher Rückgang der Zahl der Kirchenmitglieder.
Darauf muss auch die evangelische Kirche in Spandau reagieren. Weniger Mitglieder bedeuten weniger Mittel aus der Kirchensteuer. Aber auch weniger Gottesdienste und Kasualien in den Gemeinden. Dieser Entwicklung müssen die Stellenpläne folgen. Es werden nicht nur weniger Stellen für hauptamtliche Mitarbeiter:innen zur Verfügung stehen, sondern auch andere flexiblere Stellenzuschnitte erforderlich sein. Die Gemeinden müssen verstärkt regional zusammenarbeiten, um auch weiterhin attraktive Stellen finanzieren zu können.
Doch nicht nur innerhalb der evangelischen Kirche ist eine verstärkte Zusammenarbeit erforderlich, sondern auch vor Ort mit den anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen, Vereinen, Schulen, Kitas und dem Bezirksamt. Ein wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist die Fortentwicklung des Ehrenamtes, wie es in anderen zivilgesellschaftlichen Bereichen und bei anderen Kirchen ausgeprägter ist als in der evangelischen Kirche. Die hauptamtlichen Mitarbeiter:innen werden verstärkt als Multiplikatoren, als Motivatoren und als Koordinatoren der Ehrenamtlichen gefordert sein.
Auch die Gebäudeplanung muss auf diese Entwicklungen reagieren. Vor allem bei den Gebäuden, die nicht dem Gottesdienst dienen, wie Gemeindehäusern und Verwaltungsgebäuden. Hier werden die Gemeinden weniger Selbstnutzer sein sondern häufiger Raumgeber und damit Ermöglicher von Zusammenkünften eben nicht nur der Gemeinde und gemeindlichen Gruppen. Das ist aus ökonomischen und ökologischen Gründen gut und vernünftig. Zugleich müssen die Gebäude an die gesellschaftlichen Vorgaben der Wärmewende angepasst werden, damit sie möglichst bald keine klimaschädlichen Abgase mehr emittieren. In Zeiten knapper Kassen sind dies große Herausforderungen, die die Gemeinden nur in solidarischem Miteinander und mit der Unterstützung von Kirchenkreis und Landeskirche bewältigen können.
Es geht aber nicht nur um die Anpassung der personellen und räumlichen Ressourcen an veränderte Anforderungen, sondern auch um die aktive Gestaltung der Zukunft der evangelischen Kirche in Spandau. Wie erreichen wir Christen, die religiös sind, aber der verfassten Kirche misstrauen? Was müssen wir tun, um auch zukünftig eine Rolle in der Spandauer Stadtgesellschaft zu spielen? Wie können wir gewährleisten, dass wir unsere Angebote auch zukünftig aufrechterhalten können? Wie interessieren wir in der diversen, singulären und unverbindlichen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts Menschen für unsere Botschaft, unsere Gemeinschaft und unsere Werte? Wie gewinnen wir verlorenes Vertrauen zurück? Das alles werden die Synodalen miteinander besprechen und so gewiss ein bisschen mehr Klarheit, Eindeutigkeit und Hoffnung gewinnen.
Stefan Pfeiffer, Präses der Kreissynode Spandau