
Von der Sünde, vom Schrecken, von der Hoffnung
Hans Scheibs Altartryptichon Ecce homo stellt Jesus ungewöhnliche Männer zur Seite: Judas und Barabbas. Der eine, der Verräter schlechthin und Projektionsfläche für schlimmste Verbrechen, der andere ein gewöhnlicher Gewalttäter. Schuld und Missetat! Johann Heermann hat für sein Passionslied 1630 diese Worte gefunden:
Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen / dass man ein solch hart Urteil hat gesprochen? / Was ist die Schuld, in was für Missetaten / bist du geraten?
Die Bibel spricht vom Kreuzestod Christi als einem Opfer für die Erlösung der Menschen und damit als einem Akt der Liebe. In Zeiten des Dreißigjährigen Krieges bezieht Johann Heermann diese Liebe allerdings nicht auf Gott, sondern auf den menschgewordenen Gottessohn selbst:
O große Lieb, o Lieb ohn alle Maße, / die dich gebracht auf diese Marterstraße! / Ich lebte mit der Welt in Lust und Freuden, / und du musst leiden.
Die vier apokalyptischen Reiter, die uns im Chorraum der Kirche wie Keulenschläge begegnen, künden von den letzten Tagen der Menschheit. Drastische Worte und Bilder, die sich in unser kulturelles Gedächtnis eingebrannt haben, die aber auch mit der Hoffnung auf Erlösung verbunden sind. Diese jedoch ist ohne unser Zutun nicht zu haben.
Tilman Schladebach
Homepage der KirchengemeindeKleiner Katalog zur Ausstellung hier verlinkt.

