JÜDISCHE FESTE UND FEIERTAGE

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JÜDISCHE FESTE UND FEIERTAGE

Jüdische Feste und Feiertage in Auswahl

Jeder Festtag beginnt am Vorabend. Denn: im jüdischen Kalender dauert der Tag vom Vorabend bis zum Abend des Tages – nicht von 0 bis 24 Uhr. Der jüdische Kalender orientiert sich bei der Monatszählung am Mond. Zwölf Monde sind jedoch kürzer als ein Sonnenjahr und wird durch einen zusätzlichen Schaltmonat ausgeglichen. Aus diesem Grund fallen die jüdischen Feiertage immer wieder auf andere Kalendertage im weltlichen, den greogrianischen Kalender.

Sabbat/Schabbat

Der höchste wöchentliche und wahrscheinlich bekannteste Feiertag ist der Sabbat. Es ist der siebte Tag der jüdischen Woche, an dem Jahwe nach sechs Tagen Schöpfung eine Ruhepause eingelegt hat. Fromme Juden dürfen am Samstag nicht arbeiten. Nach alter Tradition wird in jüdischen Haushalten am Freitag für den Sabbat vorgekocht. So entstanden vor allem in den jüdischen zahlreiche Spezialitäten, die über viele Stunden warm gehalten werden. Andere typische Feiertagsgerichte werden kalt gegessen.

Rosch ha-Schana

Das jüdische Jahr beginnt mit Rosch ha-Schana (Kopf des Jahres) am 1. und 2. Tischri (Mitte bis Ende September). Gedacht wird an diesem Tag der Erschaffung der Welt. Neujahr ist hier ein eher stilles Fest, an dem die Gläubigen beten. Morgens wird das Widderhorn (Schofar) geblasen, ein Mahn- und Weckruf des Gewissens.

Yom Kippur

Nach den darauf folgenden zehn "Hohen Tagen" der Besinnung, inneren Einkehr und Läuterung feiern die gläubigen Juden ihren höchsten stillen Feiertag Yom Kippur (10. Tischri), den Tag der Versöhnung mit Jahwe und den Mitmenschen. Die Gottgefälligen fasten an diesem Tag und erlangen durch Buße, Reue und Umkehr die göttliche Verzeihung für ihre Missetaten.

Sukkot

Aus dem vorbiblischen Erntedank ist das Laubhüttenfest Sukkot (15.-23. Tischri) entstanden. Im alten Israel brachten die Bauern zu Sukkot Früchte ihrer Ernte zum Tempel nach Jerusalem, um Jahwe für die Erträge zu danken. Symbolisch gilt Sukkot auch als Fest der Freude über das im Leben Erreichte. Nicht minder symbolisch sind die Laubhütten (Sukka), die die frommen Juden zu Sukkot bauen, um darin die Festwoche zu verbringen. Das Fest erinnert auch an die lange Wanderschaft der Israeliten nach ihrer Flucht aus Ägypten und generell an die Unbeständigkeit des irdischen Lebens.

Simchat Tora

Zum Abschluss des Laubhüttenfestes holen die Gläubigen am 23. Tischri an Simchat Tora (Fest der Tora-Freude, Mitte Oktober) die heiligen Tora-Rollen aus dem Schrank und tragen sie in einer Prozession siebenmal durch die Synagoge. Die Kinder bekommen Süßigkeiten geschenkt. Gefeiert wird, dass Jahwe den Juden die heiligen Bücher gegeben hat.

Channukka

Mit dem Lichter- und Weihefest Channukka (25. Kislew - 2. Tevet, Mitte-Ende Dezember) erinnern die Juden an die Wiedereinweihung ihres Zweiten Tempels im Jahr 164 v. Chr. Die Makkabäer hatten die griechisch-syrischen Besatzer aus Judäa vertrieben. Nach einer Legende reichte das Öl für das ewige Licht des siebenarmigen Leuchters (Menorah), der nie erlöschen durfte, nur noch für einen Tag. Nun geschah ein Wunder: Das Licht brannte mit einem Ölvorrat, der normalerweise nur für 24 Stunden reichte, volle acht Tage. Daran erinnern die acht Arme des Channuka-Leuchters. Jeden Tag des Festes zünden die Gläubigen im Gedenken an das Tempelwunder ein Licht an, bis am achten Festtag alle Lichter brennen. Channuka ist ein Freuden- und Familienfest. Familien versammeln sich um den Leuchter und singen nach dem Anzünden der Kerzen. Die Kinder bekommen Geschenke und spielen mit den traditionellen Channuka-Kreiseln (Treidel).

Tewet

Am 10. Tag des Monats Tewet (Ende Dezember / Anfang Januar) fasten die Gläubigen zum Gedenken an den Beginn der babylonischen Belagerung Jerusalems. Sie sprechen das Totengebet (Kaddisch) für Verstorbene, deren Todestag und Grabstätten sie nicht kennen, vor allem für die Opfer der Schoah (Holocaust).

Purim

Ähnlich dem christlichen Karneval feiern die Juden am 14./15. Adar (März) Purim. Mit dem "Losfest" erinnern die Gläubigen an die Rettung der persischen Juden durch Esther. Im Gedenken daran lesen die Gläubigen zu Purim aus dem Buch Esther. Wenn das Wort Haman gelesen wird, machen vor allem die Kinder Lärm mit Rasseln, um den Namen des Bösen zu übertönen. Viele kommen verkleidet zum Gottesdienst.

Pessach

Etwa zeitgleich mit dem christlichen Osterfest erinnern die Juden zu Pessach (übersetzt etwa "überschreiten" oder "verschonen") vom 14.-22. Nissan an den Auszug ihres Volkes aus Ägypten. Der Name des Festes bezieht sich auf einen der Höhepunkte der biblischen Exodus-Überlieferungen. Nachdem der Todesengel die männlichen Erstgeborenen aller ägyptischen Familien getötet hatte und dabei nur die Hebräer verschonte, entließ der Pharao das jüdische Volk aus Gefangenschaft und Sklaverei. Im Buch Exodus der Bibel finden sich genaue Anweisungen für das Pessach-Fest: Die Gläubigen müssen ungesäuertes, hefefreies Brot essen. Sie räumen vor dem Fest alles aus dem Haus, was Sauerteig enthält oder mit Gesäuertem in Berührung gekommen ist. Deshalb putzen religiöse Familien ihre Häuser und Wohnungen vor Pessach gründlich. Damit wird an den überstürzten Aufbruch der Israeliten aus Ägypten erinnert. Sie hatten keine Zeit mehr, den Teig für ihre Brote gären zu lassen. Stattdessen gab es nur aus Mehl und Wasser hergestellte trockene Mazze (eine Art Knäckebrot, übersetzt "Brot des Elends").

Die gläubigen Familien und Gemeinden eröffnen das Pessachfest am Seder-Abend, dem Vorabend des Festes (Erev Pessach) mit der Lesung der Haggada, der Geschichte vom Auszug der Juden aus Ägypten. Dazu gibt es die traditionellen Pessach-Gerichte: Mazze, Eier, Petersilie und Wein.

Schavuot

Sieben Wochen nach Pessach feiern die Juden mit dem Wochenfest Schavuot am 6. Siwan Jahwe Übergabe der zehn Gebote an Moses auf dem Berg Sinai. Im Gottesdienst werden deshalb in der eigens geschmückten Synagoge die zehn Gebote und das Buch Rut gelesen. Dazu essen die Gläubigen Honig und trinken Milch, weil das Volk Israel die heiligen Worte der Tora wie ein "unschuldiges Kind begierig getrunken" habe. Nach christlicher Überlieferung haben die Jünger Jesu am Tag des jüdischen Schavuot-Festes den Heiligen Geist empfangen. Daran erinnert das Pfingstfest.

 

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