Jüdische Symbole, Rituale und Traditionen

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Jüdische Symbole, Rituale und Traditionen

Die jüdische Religion umfasst eine reiche Vielfalt an Symbolen, Ritualen und Traditionen, die tief in der Geschichte und Kultur des Volkes Israel verwurzelt sind. Nachfolgend einige Definitionen von Begriffen, die durch unseren Sprachgebrauch geistern, aber vielleicht nicht immer in ihrer Bedeutung vollumfänglich erfasst werden.

Menora

Die Menora, der siebenarmige Leuchter, ist eines der wichtigsten religiösen Symbole des Judentums. Ursprünglich wurden Öllampen verwendet. Die sieben Kerzen stehen für die 6 Tage der Schöpfung und den Schabbat als Ruhetag. Es gibt aber auch Auslegungen, die in der Menora das Sinnbild des brennenden Dornbuschs sehen, die Ausbreitung des göttlichen Lichts. Es wird auch angenommen, dass die 7 Lichter die 7 Himmel symbolisieren, die mit Gottes Licht gefüllt sind, oder die Gegenwart Gottes mit 7 Augen, die über den Tempel wachen, oder das Planetensystem mit der Sonne im Zentrum und den Planeten an den Seiten. Entzündet wird die Menora am Schabbat und zum Chanukka-Fest.

 Mesusa

Am Eingang eines jüdischen Hauses oder einer Wohnung ist eine Mesusa angebracht, ein kleines Kästchen, häufig in einer länglichen Form, das eine kleine Pergamentrolle mit Versen aus der Bibel oder ein Gebet enthält. Dadurch soll Unheil von der Behausung und ihren Bewohnern ferngehalten werden. Die Mesusa kann aus Holz, Metall, Glas oder auch aus Kunststoff sein, reich verziert oder sehr schlicht. Abhängig von ihrer Gestaltung und Größe fällt sie nicht unbedingt sofort ins Auge.

 Kippa

Die Kippa ist eine traditionelle religiöse Kopfbedeckung männlicher Juden, die vornehmlich während der Ausübung religiöser Pflichten getragen wird bzw in der Synagoge oder auf jüdischen Friedhöfen getragen werden muss. Gläubige Männer zeigen damit aber auch im Alltag ihre Ehrfurcht und Demut gegenüber Gott. Ihre Ausführung, z. B. sie Farbgestaltung, kann auch Aufschluss geben über die politische Haltung ihres Trägers.

 Davidstern

Der Davidstern in Form eines Hexagramms ist das Wahrzeichen des Zionismus. Benannt wurde er nach dem ersten König David. Seit 1948 ist der Davidstern Bestandteil der Staatsflagge Israels.

 Klagemauer

Die Klagemauer in Jerusalem ist das zentrale Heiligtum der Juden. Sie ist ein Überbleibsel der Westmauer des 2. Tempels von Jerusalem. Als solche war sie nicht primär ein Ort der Klage. Täglich besuchen viele Menschen die Westmauer, um zu beten. Viele stecken auch aufgeschriebene Gebete, Wünsche und Danksagungen in die Ritzen und Spalten der Mauer. Sie stellt für viele Juden ein Symbol für den ewigen, bestehenden Bund Gottes mit seinem Volk dar.

 Tanach

Der Tanach ist die hebräische Bibel. Sie entspricht dem alten Testament und besteht aus den drei Hauptteilen

1. Thora, das sind die fünf Bücher Mose;

2. Newiim, das sind die Prophetenbücher, und

3. Chetubim, das sind die Schriften.

 Talmud

Der Talmud ist die Interpretation der Thora durch die Weisen. Er gliedert sich in 6 Ordnungen mit den Themen 1. Regeln über Benediktionen, Landwirtschaft und Abgaben, 2. Vorschriften über Sabbat, Fest- und Feiertage, 3. Eherecht und Gelübde, 4. Vorschriften im Zivil- und Strafrecht, 5. Kultische Anweisungen und 6. Vorschriften über rituelle Reinigungen.

 Tallit

Der Tallit ist ein Gebetsschal (oder auch Gebetsmantel genannt) mit Fransen an den vier Ecken, die man Schaufäden oder Zizit nennt. Er wird von den Männern zum Morgengebet getragen. Sie legen ihn über den Kopf.

 

 Teffelin

Mit Teffelin bezeichnet man einen Gebetsriemen, der auf eine bestimmte Weise gebunden um den Arm und um den Kopf getragen wird. An den Teffelin ist eine eine kleine Pergamentrolle mit Thoraversen angearbeitet. 

Kaschrut und Koscher

Kaschrut ist die Bezeichnung für die jüdischen Speisegesetze. Koscher heißt erlaubt und betrifft diese Gesetze. Nach jüdischem Recht sind nur bestimmte Lebensmittel zum Verzehr gestattet. Demnach dürfen nur wiederkäuende Paarhufer verzehrt werden, Kälber, Schafe, Ziegen, aber keine Schweine. Auch Tiere, die am Boden leben wie Schlangen oder Insekten sind nicht erlaubt. Die Tiere werden nicht geschlachtet, sondern geschächtet, damit sie ausbluten, denn das Blut ist heilig und Eigentum Gottes und darf deshalb nicht verzehrt werden. Fleisch darf nicht zusammen mit Milchprodukten gegessen werden. Dann gibt es noch „parve“, das ist weder milchig noch fleischig, darunter fallen alle planzlichen Lebensmittel, Fisch und Eier. Diese Nahrungsmittel dürfen sowohl mit Milchprodukten als auch mit Fleisch kombiniert werden. Man verwendet getrenntes (Koch-)Geschirr für die entsprechenden Nahrungsmittel und je nach Möglicheit sogar getrennte Kühlschränke.

Damit der Monotheismus und damit die Thora, das alte Testament, sich durchsetzten konnte, mussten die Kaschrut-Gesetze außer Kraft gesetzt werden, denn vor allem die Heiden hätten wohl kaum zugunsten einer neuen Religion auf ihr Schweinefleisch verzichtet.

Wer das gerne genauer wissen möchte: eine sehr gute Abhandlung hierzu ist das Buch „Heiliges Essen“ aus der Reihe Das Judentum für Nichtjuden verständlich gemacht von Lea Fleischmann.

Kaddisch

Das Kaddisch ist ein Gebet, welches nach dem Tod eines Menschen gesprochen wird. Dazu müssen zehn Personen, traditionell waren es Männer, heute sind grundsätzlich auch Frauen erlaubt, anwesend sein.

 Schiwe sitzen

Die ersten sieben Tage nach der Beerdigung eines Verstorbenen werden Schiwe oder Schiwa genannt. Während dieser Zeit sitzen die Angehörigen zusammen und trauern gemeinsam um den Verstorbenen.

 Kiddusch

Kiddusch bedeutet heilig oder auch Heiligung. Jedes Fest und auch der Schabbat wird mit einem Segensspruch über einen Becher Wein eingeleitet. Dabei füllt der Hausherr den Wein in einen silbernen Pokal, die Tischgemeinschaft erhebt sich, der Hausherr spricht den Weinsegen, nimmt einen ersten Schluck aus dem Becher und reicht diesen herum. Die Kontrolle über den Wein liegt beim Hausherrn, damit bestimmt er, wie viel Wein getrunken wird.

Haggada

Die Haggada ist ein meist reich bebildertes Buch, das im Rahmen des religiösen jüdischen Lebens Erzählungen und Handlungsanweisungen für den Sederabend beinhaltet. Am Abend von Pessach wird beim Festmahl mit der Familie gemeinsam daraus gelesen und gesungen. Das Buch, das teilweise auf Aramäisch und Hebräisch geschrieben ist (heute meist mit Übersetzung und einigen Erklärungen in der Landessprache), beschreibt die Vorgänge, die im zweiten Buch Mose nachzulesen sind: das Exil in Ägypten und den Auszug in die Freiheit; dazu kommen traditionelle rabbinische Ausschmückungen und Auslegungen dieser Geschichte.

 Mikwe

Eine Mikwe oder Mikwa ist ein Ritual- oder Tauchbad und dienst der rituellen Reinigung. Zu jeder jüdischen Gemeinde gehört eine Mikwe. Sie speist sich aus natürlichem Wasser, Quell-, Fluss- oder Regenwasser. Die jüdische Lehre sieht vor, dass Frauen nach der Menstruation, vor ihrer Hochzeit und nach einer Entbindung ein solches rituelles Bad in der Mikwe nehmen.  

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