
NACHGEFRAGT
BEI LARISSA EHRBECK UND FRANK KROSCHEWSKI
Vikarin und Pfarrverwalter in Ausbildung
Interview geführt von Jan Ole Depenbrock
Liebe Larissa und lieber Frank, herzlich Willkommen in Nordhorn! Ich würde euch gerne ein paar Fragen stellen, damit wir euch ein bisschen besser kennenlernen können. Ihr werdet beide im Rahmen eurer Ausbildung in diesem und im kommenden Jahr bei der Christus- und Kreuzkirchengemeinde in Nordhorn tätig sein. Dabei begleiten euch als Mentoren Simon de Vries und Hans Hartmann.
Ihr befindet euch in unterschiedlichen Lebensphasen, das macht es so spannend! Zuletzt warst du, Frank, 23 Jahre lang Hafenmeister in Haren. Kannst du deinen Weg beschreiben, der dich zum Beruf des Pastors geführt hat?
Frank: Es fing mit der Posaune an. Mit acht Jahren habe ich begonnen, im Posaunenchor zu spielen und egal, wo ich später gelebt habe, habe ich immer den Kontakt zur nächsten Gemeinde und einem Posaunenchor gesucht. Im Laufe der Jahre, nachdem ich geheiratet und Kinder bekommen habe, habe ich gemerkt, dass da noch etwas anderes ist, was mich interessiert. Wir wohnen seit 25 Jahren als Familie in Meppen. Unsere beiden Kinder sind inzwischen beide erwachsen, meine Tochter wohnt in Dortmund, mein Sohn studiert in Stuttgart. In Meppen war ich zwölf Jahre im Kirchenvorstand in der Bethlehem-Gemeinde und habe ehrenamtlich im Bauausschuss des Kirchenkreises gearbeitet. Dann habe ich eine Lektoren-Ausbildung gemacht. Irgendwann war mir das auch nicht genug, weil ich mir dachte: Was predigt der denn da oben von der Kanzel? Die Worte haben mir nicht gepasst. Ich hatte den Anspruch, das anders zu machen und bin Prädikant geworden. Zu Anfang war es allerdings gar nicht so leicht, von anderen Gemeinden im Kirchenkreis wahrgenommen und für Gottesdienste angefragt zu werden. Vor ungefähr drei Jahren änderte sich das und ich konnte mich plötzlich vor Anfragen kaum retten.
Als Hafenmeister und Prädikant zur selben Zeit hast du viel Verantwortung für ganz unterschiedliche Bereiche getragen. Wie ist es dann weitergegangen?
Ich habe gemerkt, dass mir die Arbeit in der Gemeinde sehr viel Spaß macht. Kirche und Glauben brauchen Gemeinschaft und die Gemeinschaft braucht Kirche! Ich habe noch eine Notfallseelsorge-Ausbildung angeschlossen. Denn es gab Zeitpunkte in meinem Leben, da hätte ich selbst so jemanden gebraucht. Ich finde, es ist die Aufgabe der Kirche, sich um Menschen zu kümmern. Das ist mir ganz wichtig. Zuletzt habe ich noch einen allgemeinen Seelsorge- und auch einen Bestattungskurs gemacht. Dort bin ich mit Diakoninnen und Prädikanten in Kontakt gekommen, die die Ausbildung zum Pfarrverwalter begonnen haben. Ich bin dann voller Euphorie nach Hause gefahren und habe meiner Familie von dieser Möglichkeit erzählt und, dass ich mich gerne bewerben will. Die haben mich erstmal sparsam angeguckt: „Wie, du willst deinen Beruf aufgeben?“ „Ja“, habe ich gesagt, „will ich. Und ich würde auch dafür nochmal umziehen.“ Das ist bei meinem Sohn auf großes Unverständnis gestoßen. „Papa, du kannst doch nicht einfach unser Haus verkaufen, du nimmst mir meine Heimat!“
Das kann ich mir vorstellen, dass der Berufswechsel eine Veränderung für euch alle bedeutet. Konnte sich deine Familie trotzdem damit anfreunden? Und wie lange ist die Ausbildung?
Ja, irgendwann haben wir im Familienrat zu viert zusammengesessen und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass mich meine Familie bei diesem Weg unterstützen will, und ich habe mich beworben. Es hätte auch sein können, dass ich nicht genommen werde – ich bin schließlich schon 57 – aber das hat keine Rolle gespielt. Seit Oktober 2023 wusste ich, dass ich die eineinhalbjährige Ausbildung zum Pfarrverwalter in Nordhorn machen darf, die im März begonnen hat. Ich freu mich sehr darauf und auch darüber, dass ich in dem Kirchenkreis bleiben kann, wo ich zu Hause bin. Wenn ich nach der Zeit in Nordhorn die Prüfung bestehe, bekomme ich eine Probedienststelle, die im Gebiet der ganzen Landeskirche Hannovers sein kann. Ich hoffe aber persönlich darauf, dass ich hier in der Nähe bleiben darf.
Larissa, du hast auch gerade einen Umzug hinter dir. Magst du mal die Orte nennen, die im Laufe deines Lebens eine wichtige Rolle gespielt haben?
Larissa: Den größten Teil meines Lebens habe ich in dem kleinen Dorf Vierden bei Sittensen zwischen Bremen und Hamburg gelebt. Aufgewachsen bin ich auch in und mit unserer Kirchengemeinde. Nachdem ich mich entschieden hatte, Theologie zu studieren, bin ich für viereinhalb Jahre nach Leipzig gezogen. Das war eine sehr intensive und wichtige Zeit für mich. Dort habe ich mich viel ehrenamtlich engagiert, weil ich früh gemerkt habe, dass mir das Studium viel zu theoretisch ist und ich einen Ausgleich brauche. Ich habe dann bewusst entschieden, „langsamer“ zu studieren, um nebenbei mehr in die Praxis gehen zu können. Ich war in verschiedenen Gemeinden und habe dort mitgearbeitet. Im Laufe des Hauptstudiums hatte ich die tolle Gelegenheit, ein Jahr in Rom studieren zu können. Ich lebte mit anderen zusammen mitten in der Stadt im Melanchthon-Zentrum neben der Fakultät der Waldenser. Die Unterrichtssprachen waren Italienisch, Deutsch und Englisch. Nach einem weiteren Semester in Leipzig bin ich dann nach Göttingen umgezogen, wo ich nochmal zwei Jahre studiert und gegen Ende vor allem gelernt habe. Ende letzten Jahres habe ich mein Examen begonnen und seit kurzem abgeschlossen.
Das hört sich nach einem sehr abwechslungsreichen Studium an! Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass du jetzt in Nordhorn dein Vikariat machst?
Das war spannend! Wir durften in der Bewerbung auf das Vikariat Präferenzen für Sprengel (Kirchenregionen) angeben, die berücksichtigt werden sollen. Ich habe den Sprengel Ostfriesland angegeben, wo auch Nordhorn hinzuzählt. Da ich eine große Meer-Liebhaberin bin und ans Meer wollte, habe ich Ostfriesland angegeben und bin in Nordhorn gelandet (lacht). Naja, Nordhorn ist immerhin die Wasserstadt. Vielleicht hat die Kirchenleitung versucht, mich damit zu vertrösten. Ich hatte mir auch eine Gemeinde gewünscht, in der ein Team von Pastor*innen arbeitet, und die lebendig ist, kulturnah und Freude hat an Musik, und die offen ist für Projekte, auch in Zusammenarbeit mit der Stadt. Ich kenne die Gemeinde zwar noch nicht so gut, habe aber das Gefühl, dass viel in dieser Richtung passiert. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein! Auch, weil Simon mein Mentor ist und ich mich damit jetzt schon sehr wohl fühle!
Das ist eh eine lustige Geschichte, dass Simon in deiner Gemeinde in Sittensen von 2007 bis 2010 sein Vikariat gemacht hat. Und was machst du, wenn du mal nicht über Theologie oder Gemeinde nachdenkst?
Ich bin künstlerisch interessiert. Ich singe, spiele Klavier und Ukulele. Die Instrumente sind in der Lernzeit etwas eingerostet, aber vielleicht komme ich hier wieder dazu. Außerdem backe ich leidenschaftlich gerne und habe zuletzt in Göttingen einen Kurs zur Selbstverteidigung gemacht. Der Kampfsport war auf mehreren Ebenen eine große Lebensschule für mich. Das wird mich wohl noch weiter begleiten. Mein Lehrer hat viel Wert auf „Herzensbildung“ gelegt, also viele weise Impulse gegeben und Analogien ins Leben gezogen.
Frank, spielt bei dir Musik auch immer noch eine große Rolle?
Frank: Ja, auf jeden Fall. Ich kann Euphonium, Trompete und Posaune spielen. Als ich bei der Bundeswehr war, habe ich auch in einer Band gespielt. Gerade spiele ich für mich vor allem Keyboard. Ein anderes Hobby ist der Fußball. In der Fußballjugend war ich Schiedsrichter und ich bin generell fußballinteressiert.
Vielen Dank für das Gespräch und eine lehrreiche Zeit in Nordhorn, liebe Larissa und lieber Frank!