„Demokratie – ja bitte!: Diese Überschrift stand über dem politischen Gottesdienst am 14. April in der Johanneskirche. Die schon seit zwölf Jahren aktive Vorbereitungsgruppe hatte einen abwechslungsreichen Ablauf geplant, der dazu verhalf, schrittweise ins Thema hineinzufinden.
So kam allen das alltäglich ambivalente Gefühl von Ohnmacht („Ich kann nichts tun!) einerseits und den Wunsch Stellung zu beziehen („Da sag ich NEIN!“) andererseits nahe.
Im Mittelpunkt der Predigt von Diakon Werner Arlabosse stand die Frage, welche Aussagen der Bibel für Christen, die auch Bürger eines Staats sind, maßgeblich und tragend sein können. In einem weiteren Schritt war die Aktivität der Gottesdienstbesucher gefragt. An Stehtischen, auf denen Papierbögen und Stifte bereitlagen, konnten alle ihre Meinung zu vorgegebenen Fragen (Menschenwürde bedeutet für mich…/ Wenn ich unsere Gesellschaft so betrachte, dann befürchte ich…./ Ich sage NEIN, wenn…./ Ich setze mich für unsere Demokratie ein, indem….) in einem Stummen Schreibgespräch äußern.
Die Äußerungen ergeben ein eindrückliches Bild von dem, was es an Befürchtungen, Perspektiven, Hoffnungen zu den Themen gab. Hier die Beiträge:
Menschenwürde bedeutet für mich……
…dass sie für alle Menschen gilt
…Freiheit, Selbstbestimmung, Offenheit
….Freiheit für alles und alle
…den Menschen so anzunehmen, wie er ist
…authentisch sein können
…Toleranz, Achtsamkeit
…zu oft eine Floskel
…in Frieden und selbstbestimmt leben können
…jeden gleich zu behandeln und mit gleichen Augen sehen, auch wenn
das oft nicht so leicht ist
…Die Würde des Menschen ist unfassbar
…Der Respekt vor jedem Menschen, der /die mit großen Lasten durch
dieses Leben gehen.
…Jeder Mensch hat die gleichen Rechte – kein Mensch kann sich einbilden,
wertvoller und wichtiger zu sein.
…Jeder Mensch hat das gleiche Recht auf ein Leben und Frieden, Freiheit
und ohne Armut
…gleiche Rechte für ALLE
…offen sein für Unterschiede
…dass ich meinen eigenen Wert erkenne
…geachtet sein und gleichermaßen andere achte
…dass ich den anderen achte, auch wenn er /sie anderer Meinung als ich
ist
…Offenheit
…dass jeder Mensch geachtet wird
…dass jede/r eine oder mehrere Chancen erhäl…dass alle auf sich und die
Mitmenschen achtgeben, so dass niemand zu Schaden kommt und sich
niemand unterdrückt und gedemütigt fühlt
Wenn ich unsere Gesellschaft so
betrachte, befürchte ich…
…dass sie zerbricht.
…dass Dummheit und Hass zunehmen
…dass das Interesse an Politik und Religion nachlässt
….dass sich viele in ihr eigenes Ich zurückziehen
…dass zu viele einen Führer brauchen
…dass sich viele von den Veränderungen überfordert fühlen und den Kopf in
den Sand stecken
…dass sie gefährdet ist.. und das nicht nur in Deutschland
…dass zu viele Menschen vergessen haben, die Geschichtsbücher zu lesen
…dass wir die Demokratie und die Freiheit zu selbstverständlich genommen
haben und erst jetzt erschrecken darüber, dass dies nicht alle so sehen
…dass die Mitmenschlichkeit es immer schwerer haben wird
…dass uns gerade etwas die gegenseitige Wertschätzung abhandenkommt
…dass die Dummheit zunimmt
….dass zu viel Freiheit die Menschen nicht zu mehr Solidarität gebracht hat,
sondern zu sehr zu Egoismus
… dass es mit der Demokratie ähnlich bergab geht wie mit der Mitgliedschaft in
den christlichen Kirchen/ christlichen Glaubensgemeinschaften
…dass sich diejenigen mit den „dummen schwarz-weiß Parolen“ durchsetzen
..dass Herzen immer kälter und verschlossener werden
….dass Probleme wie Rassismus schlimmer werden und schlimmere Folgen
haben
…dass Abgrenzung, Egoismus, unterschiedlicher Reichtum uns weiter
auseinandertreibt
….dass wir irgendwann nicht mehr normal miteinander reden
…dass sich immer mehr Egoismus ausbreitet
…dass wir unsere Demokratie noch einmal verlieren könnten
…dass der Egoismus triumphiert
…dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander geht
…dass die Demokratie mit Füßen getreten wird und nicht jeder weiß, wie gut es
uns geht
Ich setze mich für unsere Demokratie ein, indem
ich…..
….demonstriere , wenn mir etwas nicht passt
…wählen gehe, an Demos teilnehme, versuche /versucht habe, meine Kinder
entsprechend zu erziehen zu freiheitlichen Menschen ..und meine Meinung
sage auch gegen fremdenfeindliche und andere ausgrenzende Positionen
…meine Meinung äußere und andere zum Umdenken bewege
…den Alltag in die Kirche hole
…versuche, für andere da zu sein
…meinen Sohn zu einem demokratisch-kritisch mitdenkenden-mitfühlenden
Menschen versuche zu erziehen
…auf die Vorteile unserer Demokratie hinweise
… Ehrlich gesagt, tue ich da viel zu wenig
…auch meine Meinung sage und ich mich einsetzte für „Schwächere“
…wählen gehe.
… mich als Wahlhelfer zur Verfügung stelle
…mich hörbar und sichtbar mache
….mich an Wahlen beteilige
… Menschen kritisches Denken vermittele
…demonstrieren gehe
…andere Menschen und ihre Meinungen und Lebensprinzipien achte, sie
akzeptiere
….Kinder und ihre Rechte ernst nehme und ihnen demokratische Regeln
bewusst mache…Das ist so wichtig, früh mit solchen Gedanken vertraut zu
werden
…in einer Partei mitarbeite
…Ich versuche tolerant zu sein, und mit anderen Menschen freundlich (bin) und
positiv gestimmt, egal welcher Nationalität
…Mitglied einer Partei bin und am Arbeitsplatz demokratiefeindlichen
Äußerungen entgegentrete
…indem ich versuche, für andere da zu sein
…ich mich gegen Hass und rechte Sprüche einsetze und für alle gleiche
Bedingungen fordere…in Begegnungen, in der Nachbarschaft, in Gruppen,
denen ich angehöre, nicht schweige, wenn nur geschimpft, und der stille
Rückzug als Möglichkeit akzeptiert
Manchmal traue ich mich nicht, meine Meinung deutlich zu
sagen..
…weil sie nicht anerkannt wird, vielleicht sollte sie trotzdem gesagt
werden
…weil es mir schwerfällt mich an Diskussionen zu behaupten und meine
Argumente zu erläutern
…weil ich sehr müde bin
…weil Populismus wieder populär wird…und einfache Phrasen leichter
zugänglich sind
…weil sie von den jeweiligen Zuhörern nicht gerne gehört werden
…weil ich in der Situation nicht mutig genug bin
…wenn ich mich alleine fühle und mich niemand unterstützt
…weil Einzelpersonen sehr mächtig auftreten
…ich Sorge habe, bei andren anzuecken
…weil ich Sorge in Konflikte zu geraten und mir manchmal die
Argumente für Austausch ausgehen, weil ich nicht begreifen kann was
andere denken
…weil ich denke, es sei unpassend
…weil ich Mut brauche, um in der Masse zu widersprechen
…weil ich keine unüberbrückbaren Gräben, kein Ende des Kontaktes will
…weil meine Argumente mit blöden, platten Gegenargumenten
totgeredet werden
…weil mir die Argumente fehlen
…weil ich Konflikte nicht mag
…weil andere noch nicht bereit sind, sie zu hören
…weil ich Angst habe vor der Gewalt anderer
…weil ich selbst zweifele
…weil ich müde bin, andere zu überzeugen…ihnen fehlt oft das
Hintergrundwissen. Schade!
….weil ich Angst habe, dass andere nicht einverstanden sind
…weil ich Angst habe auf Ablehnung zu stoßen …Das geht mir oft
genauso
…wenn nicht nach meiner Meinung gefragt wird
Ich sage „Nein!“, ….
…wenn mir etwas nicht passt und ich etwas verändern möchte
…wenn man Unrecht tut
…wenn über „Sozialschmarotzer“ geredet wird
…wenn ich rassistische und fremdenfeindliche Bemerkungen höre
…wenn ich ausländerfeindliche Äußerungen auch nur in Ansätzen formuliert
höre
…wenn ich höre, dass es einen gerechten Krieg gäbe
…wenn ich anderer Meinung bin
…wenn mein Nachbar Kindern verbieten will zu spielen
…wenn ich etwas nicht tun möchte
…wenn ich an Trump und seine Ziele denke und an die Ideen und Ziele, die Art
und Weise der Sprach der AFD
…wenn ich es einfach nicht mehr aushalte
…wenn über Leid und Ungerechtigkeit geschwiegen wird
..wenn ich „Nein!“ meine …DAS FINDE ICH GUT
…wenn mir etwas nicht entspricht
…wenn ich mitbekomme, dass Menschenwürde nicht geachtet wird
…wenn Menschen über meine Grenzen gehen
…Ehrlich gesagt, viel zu selten. Ich werde eher still, statt laut „Nein!“ zu sagen
…Leider nicht immer, wenn es notwendig ist