Pfarrer Wenzel verabschiedet sich!

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Pfarrer Wenzel verabschiedet sich!

Pfarrer Wenzel verabschiedet sich!

Ende Mai geht Pfarrer Michael Wenzel in den Ruhestand. Die Redaktion des Gemeindebriefs wollte mit ihm gemeinsam in einem Interview auf die 20 Jahre seiner Tätigkeit im Guten Hirten zurückblicken. Sein Wunsch war es aber, sich mit dem folgenden Text von der Gemeinde zu verabschieden:

Liebe Leute im Guten Hirten!

Ich liebe es, in den Bergen zu wandern, überhaupt Berggipfel! Wenn du auf dem Gipfel stehst, hast du den Rundumblick, kannst zurück und gleichzeitig nach vorn schauen. So geht’s mir heute, wenn ich diesen Artikel schreibe. Ich stehe auf dem Berg, wage den Blick zurück und nach vorne. Der Blick zurück, auf 20 gemeinsame Jahre im Guten Hirten. Der Blick nach vorn, auf meine eigene, nun ganz persönliche Zukunft und auf die Zukunft der Gemeinde, die ich selbst nicht mehr mitgestalten werde. Im Blick zurück verblassen schwierige, problematische und manchmal auch schmerzhafte Erfahrungen und in mir herrscht das Gefühl einer großen Dankbarkeit vor. „Freut Euch am guten Hirten“ so hat es der damalige Superintendent Wolfgang Barthen zu Beginn meiner Amtszeit im Abschlussbericht der Gemeindevisitation geschrieben. Ja freut Euch am Guten Hirten, eine bunte, aktive, vielfältig engagierte Gemeinde – und ich war ein Teil dieses aktiven Gemeinde-lebens! Ich bin dankbar für die vielen Begegnungen, Anregungen, Impulse, aber auch für den Streit, den es reichlich gab, in der Gemeinde und im Friedenauer Kiez. Ich bin hier Menschen begegnet, richtigen Typen, die streitbar waren – und was sie alles in die Hand nahmen.

Verwaltung war meine Sache nicht. Die Kirchen-musik war mir ein Genuss und die anregenden Gespräche mit den Konfis werde ich vermissen. Ich habe hier meine Frau kennen gelernt, mich verliebt und geheiratet. Meine Kinder sind hier groß geworden. Freundschaften haben sich entwickelt, die bis heute tragen. Ja es gab auch Enttäuschungen, so manches hat nicht funktioniert und manche Auseinandersetzung hat weh getan, aber was wäre das für ein Leben, in dem es immer nur Gelingen oder Erfolg gibt? Vieles Unfertige bleibt zurück, so ist das! Ich konnte mit Euch um meinen Glauben ringen, das Wort Gottes verkündigen, in der Spannung von Anspruch und Wirklichkeit.

Ach, es bleibt so manches im Vorläufigen stecken und der Blick nach vorn ist getrübt von der Unsicherheit im Hinblick auf den Frieden, die Gerechtigkeit, die Zukunft in unserem Land, in dieser Welt, ja auch in der Kirche.

Mir waren immer die Hoffnungsbilder wichtig. Menschen die mit Schreckensbildern, Bedrohungsszenarien und populistischen Parolen Wahlen gewinnen wollen, gibt es leider genug. Dagegen müssen wir als Christinnen und Christen unsere Hoffnungsbilder von Nächstenliebe und Barmherzigkeit setzten. Vielleicht ist das die Aufgabe der Kirche, ja auch des Guten Hirten,  in dieser verzagten Welt, die nur noch Probleme sieht, die nur noch auf das Misslingen starrt, sich freudig von einer Vision leiten zu lassen, die von dem beseelt ist, was möglich ist! Ja, so sehe ich die Kirche in Zukunft, als aufsuchende Gemeinde, offen im Dialog mit den Menschen, egal ob Gemeindemitglied oder nicht. Einladend offen in der Gestaltung der Gottesdienste – es gilt nicht nur den Blick auf die Stamm-gemeinde zu haben, sondern auch auf die, die draußen sind, lachend und singend von Gott reden. Ein offener Begegnungsort, ansprechbar sein, Seelsorge!

Ein offenes Bekenntnis zu dem Gott der Liebe, aneckend und in Partnerschaft mit allen, die all den Freiheitsfeinden, Rassisten, Schlechtrednern, Miesmachern, Menschenrechtsverächtern die Stirn bieten und ein Zeichen setzen wollen für Frieden und Gerechtigkeit, beseelt von der Vision des gelingendem Leben, des gelobten Landes… Also bange machen gilt nicht, denn „Siehe ich bin bei Euch alle Tage!“ spricht der Herr.

Michael Wenzel

 

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