Die Konfirmation – ein längst überflüssiges Ritual?

# Begriffe des christlichen Lebens

Die Konfirmation – ein längst überflüssiges Ritual?

Heute ging durch die Nachrichten im NDR, dass die Zahl der Konfirmationen in Niedersachsen spürbar zurückgeht. Ich denke, dass sich dieser Trend in anderen Landeskirchen – auch bei uns im Rheinland - ebenfalls beobachten lässt. Dies hat sicherlich zum einen mit einer ständig sinkenden Zahl von Geburten zu tun. Aber auch die große Zahl der Kirchenaustritte in der letzten Zeit mag hier eine Rolle spielen. Wenn die Kirche im Leben der Menschen an Bedeutung verliert, dann werden die dazu gehörenden Rituale mehr und mehr unwichtig.

Die Einführung der Konfirmation für evangelische Jugendliche wurde 1539 im nordhessischen Ziegenhain beschlossen. Seit dem 19. Jahrhundert ist es in ganz Deutschland üblich, junge Erwachsene zu konfirmieren. Weil die Konfirmation bis zur Verlegung des Schuljahresendes in den Sommer und der Verlängerung der Schulpflicht für die damals noch überwiegende Zahl der „Volksschüler“ meisten mit dem Ende der Schulzeit zusammenfiel, war sie auch ein bürgerliches Ritual, das zum Wechsel in das Erwachsenenleben stattfand.

Ja. Die Lebensumstände und die zeitlichen Abläufe haben sich für viele junge Menschen verändert. Trotzdem bleibt die Frage, ob der Sinn von Konfirmation - und damit auch der Wert für das Leben als Erwachsener – so einfach ersatzlos gestrichen werden kann.

Die Konfirmation ist ein feierlicher Segnungsgottesdienst, in dem sich junge Menschen zu ihrem christlichen Glauben bekennen. 

Die Konfirmanden und Konfirmandinnen bekräftigen damit ihre Aufnahme in die christliche Gemeinde, die zuvor mit der Taufe, meist im Säuglingsalter, geschehen ist. Um diese Entscheidung treffen zu können, sollten sie zumindest verstehen, worum es bei dieser Sache „Kirche und Glauben“ eigentlich geht. Wo würde das besser ermöglicht als im Konfi-Unterricht?

Dabei ist es gut, dass es inzwischen nicht mehr um das sture auswendig lernen und die Vermittlung von kirchlichen Regeln, alten Moralvorstellungen und Glaubenssätzen geht.

Sondern Fragen erlaubt! Auch kritisch und skeptisch. Nur so können wir mit dem Vorurteil von einer verstaubten und unmodern gewordenen Tradition und Kirche aufräumen. Es gilt mehr denn je zu vermitteln, dass wir es mit einem großzügigen, freundlichen und liebenden Gott zu tun haben. Dabei dürfen wir neue Wege in der Gottesdienstgestaltung und der Mitbestimmung der jungen Menschen miteinander ausprobieren.

Unter diesem Gesichtspunkt benötigen wir in unseren Gemeinden vielleicht wieder eine Reformation. Ziel muss es sein, dass die jungen Erwachsenen wissen, worauf sie sich einlassen und mit wem sie ihr Bündnis befestigen. In aller Freiheit, freiwillig und ohne den gefürchteten Zeigefinger. Es ist unsere Aufgabe, diese Kirche als Lebensform erfahrbar zu machen, Gemeinschaft anzubieten und gesprächsbereit zu sein. Und es ist unsere Aufgabe, glaubhaft zu leben und zu bezeugen, was und wer uns trägt. Also eine immer wiederkehrende Konfirmation für alle Generationen.

Diakon Christian Busch

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