Kreissynode: Zuversicht in stürmischen Zeiten

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Kreissynode: Zuversicht in stürmischen Zeiten

Foto: Die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen tagte im Gemeindehaus der Kulturen in Marl.

Marl - Auf ihrer Synodaltagung beschäftigte sich die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen schwerpunktmäßig mit dem angestoßenen Strategieprozess zur Haushaltskonsolidierung des Kirchenkreises sowie dem Schutz vor sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche im Nachgang zur ForuM-Studie Ende Januar. Zudem wurden die Gremien und Ausschüssen in Diakonie, Kirchenkreis und Landeskirche neu besetzt und über ein landeskirchliches Stellungnahmeverfahren über alternative Formen von Gemeindeleitung beraten.

 Dass die Kirche gerade stürmische Zeiten erlebt, darauf machte Pfarrerin Petra Sinemus, Schulreferentin im Verband der Evangelischen Kirchenkreise Gladbeck-Bottrop-Dorsten und Recklinghausen, in ihrer Andacht zu Beginn der Synode aufmerksam. Gerade dann seien alle aufeinander angewiesen, füreinander zu sorgen, brauche es Gemeinschaft und Zuversicht. Vielfalt und kreative Angebote seien nötig, damit Kirche auch in der Zukunft Relevanz habe, so Sinemus.

 In seinem Grußwort wünschte Superintendent Steffen Riesenberg überbrachte Grüße aus dem Nachbar-Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten der Synode Mut und Weisheit für die vorliegenden Entscheidungen. Dabei sei es jetzt vielleicht an der Zeit, Risiken einzugehen, etwas zu wagen. „Denn eine Kirche und Leben ohne Risiko wird es nicht geben“, so Riesenberg. Die Bibel ist voll von Menschen, die etwas gewagt haben. Am Ende sind sie reich belohnt worden. „Risikobereitschaft, Solidarität und Liebe werden gebraucht, gerade in diesen Zeiten.“

 

Strategieprozess zur Haushaltskonsolidierung im Kirchenkreis

Die Kreissynode hatte auf ihrer Tagung im Dezember 2023 ein Beratungsverfahren zur Erarbeitung einer strategischen Konsolidierung des Haushalts des Evangelischen Kirchenkreises Recklinghausen verabschiedet. Dabei sollte herausgearbeitet werden, welche Aufgaben und welches Profil der Kirchenkreis unter Berücksichtigung der Konsolidierung des Haushalts zukünftig haben soll und kann. Es gehe darum, zu prüfen, wo der Kirchenkreis zukünftig noch seine Kräfte und Mittel einsetzen kann, so Superintendentin Saskia Karpenstein. Die Arbeitsergebnisse wurden nun auf der Kreissynode vorgestellt.

Extern begleitet wurde dieser Prozess durch Prof. Dr. Thomas de Nocker und Dr. Susanne Teichmanis vom Beratungsinstitut „2denare GmbH“ aus Essen. Das Institut unterstützt Kirche und Diakonie mit ihren Einrichtungen in allen Bereichen der Weiterentwicklung.

Zur Erarbeitung eines Konzepts hatte der Kreissynodalvorstand einen Lenkungskreis mit Leitungs- und Schlüsselpersonen aus Gemeinden und Kirchenkreis gebildet. Zwei sogenannte Resonanzräume Anfang April und Anfang Juni boten die Gelegenheit zur Information und zu Fragestellungen zum Stand des Prozesses.

Unter der Synodenleitung von Assessorin Kirsten Winzbeck stellten Heinz Waschhof, Vorsitzender des kreiskirchlichen Finanzausschusses und Robin Friedrich, Presbyter und Kirchmeister aus Haltern die Arbeitsergebnisse vor. Bis 2028 ist die Einsparung von mehr als eine halbe Million Euro und damit rund sechzig Prozent des strukturellen Defizits auf Ebene des Kirchenkreises geplant. Erreicht wird dies durch die Reduzierung von Personal und Aufgaben sowie durch Restrukturierungsmaßnahmen und neue Zuschnitte von Arbeitsbereichen. Kooperationen sollen verstärkt und weitere Refinanzierungsmöglichkeiten gesucht werden. Zudem sollen zusammenhängende freiwerdende und nicht mehr benötigte räumliche Flächen im Haus des Kirchenkreises in Recklinghausen vermietet werden.

Da all diese Maßnahmen am Ende nicht ausreichen, wird eine Veränderung der Finanzverteilung innerhalb des Kirchenkreises vorgeschlagen. Dazu muss die Finanzsatzung des Kirchenkreises geändert werden. Die Zuweisung von Kirchensteuermitteln an den Kirchenkreis wird sukzessive bis 2028 angehoben, die Mittel für die Diakonie entsprechend reduziert. Auch die Gemeinden werden danach einen Prozentpunkt weniger erhalten. Weiter verfolgt werden muss die Frage der Finanzierung des Verbundes der Tageseinrichtungen für Kinder im Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen, die Überprüfung der Verbandssatzung mit dem Nachbar-Kirchenkreis mit Blick auf die Kostenverteilung sowie die Überprüfung der Machbarkeit einer Vereinigung der beiden Kirchenkreise im Gestaltungsraum in nächster Zukunft.

Mit dem vorgestellten Konzept will der Kirchenkreis sein Profil schärfen und weiter als Kirche in der Region sichtbar bleiben. Jedoch müsse auf die sinkenden Ressourcen reagiert werden, die schmerzliche Einschnitte mit sich bringen. Der vorgelegte Vorschlag wurde intensiv diskutiert. Letztlich verabschiedeten die Mitglieder der Kreissynode mit großer Mehrheit den vom Lenkungskreis und Kreissynodalvorstand vorgelegten Vorschlag. Nun geht es an die Umsetzung der Maßnahmen.

 

Schutz vor sexualisierter Gewalt in der Evangelischen Kirche

Die ForuM Studie zur sexualisierten Gewalt in der Evangelischen Kirche hat das Versagen in Vergangenheit und Gegenwart beschrieben, wie mit dem Thema sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche umgegangen wurde und wird. „Wir brauchen Zeit und Austausch, um zu verstehen, wie es anders weiter gehen muss und kann. Arbeitskulturen ändern sich nicht von heut auf morgen“, machte Frank Knüfken, Präventionsbeauftragter zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen, deutlich.

Die ForuM Studie hat aufgezeigt, dass es in der Evangelischen Kirche bestimmte Ermöglichungsbedingungen für Formen sexuellen Missbrauchs gibt, die dringend verändert werden müssen. Dazu zählen u.a. unklare Abläufe und Zuständigkeiten, ein unklares Profil, welches für Außenstehende nicht zu erkennen gibt, wo Ansprechpersonen für Opfer und Betroffenen sind.

Im Kirchenkreis Recklinghausen haben acht von zehn Kirchengemeinden ein Schutzkonzept erarbeitet, ebenso die Dienste und Referate im Kirchenkreis wie auch der Kirchenkreisverband. Ca. 370 Menschen in Kirchengemeinden und Kirchenkreis haben an Schulungen teilgenommen. Knüfken dankte den weiteren Multiplikatorinnen für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit bei diesem herausfordernden Thema. Die Schulungen erfolgen immer zu zweit. Sollten Menschen dabei sein, die traumatische Erfahrungen haben, kann gezielt Unterstützung angeboten werden.

Die Kreissynode beschloss mit Blick auf die Ergebnisse der ForuM Studie zur sexualisierten Gewalt in der Evangelischen Kirche eine Synodalversammlung im September durchzuführen. Dort sollen weitere konkrete Maßnahmen beraten und in der Novembersynode 2024 vorgestellt werden. Zudem beauftragte die Kreissynode den Kreissynodalvorstand, einen Beirat mit sachkundigen und am Thema arbeitenden Personen für die Begleitung der Präventionsarbeit im Evangelischen Kirchenkreis Recklinghausen zu benennen.

 

Wahlen / Erprobungsräume

Nach den Kirchenwahlen im Februar 2024 sind die Gremien und Ausschüsse in Diakonie, Kirchenkreis und Landeskirche neu zu besetzen. „Es gilt, für die kommenden vier Jahre die Synode mit engagierten und fachkompetenten Persönlichkeiten in allen Entsendungen, Ausschüssen, Beiräten und Foren arbeitsfähig zu machen“, sagte Pfarrer Rüdiger Funke als Vorsitzender des kreiskirchlichen Nominierungsausschusses. Funke bedankte sich für die Bereitschaft so vieler engagierter Menschen, ihre Ideen und Kompetenzen in die verschiedenen Bereiche einzubringen.

Neu in den Kreissynodalvorstand wählten die Mitglieder der Kreissynode Dr. Astrid Hüdepohl aus Waltrop als Nachfolgerin von Hannelore Klippel, die aus Altersgründen ausgeschieden ist. Als weiteres stellvertretendes Mitglied wurde Robin Friedrich in den Kreissynodalvorstand gewählt. Die kreiskirchlichen Ausschüsse wurden neu besetzt und Beauftragte für bestimmte Themen und Arbeitsbereiche benannt. Auf der Landessynode vertreten den Kirchenkreis zukünftig Pfarrerin Daniela Kirschkowski, Dr. Ulrike Preuß (beide Marl), Heinz Waschhof (Recklinghausen) und Hannah Skrzypczak (Jugenddelegierte Oer-Erkenschwick).

Die Kreissynode befürwortete die Einführung eines Kirchengemeindeleitungserprobungsgesetzes (KGLEG). Das neue Gesetz würde den Kirchengemeinden eine veränderte, flexiblere Form von Gemeindeleitung anstelle des Presbyteriums ermöglichen und damit neue Handlungsperspektiven eröffnen. Die Landessynode will im November den entsprechenden Gesetzesentwurf verabschieden.

 

Verabschiedungen

Verabschiedet wurde auf der Kreissynode Hannelore Klippel, die 32 Jahre ehrenamtliches Mitglied der Synode war, davon mehrere Jahrzehnte im Kreissynodalvorstand und auch seit Bestehen des kreiskirchlichen Kita-Verbundes in dessen Leitungsausschuss.

Ebenfalls auf der Synode verabschiedet wurden Pfarrerin Bärbel Baucks (Berufskolleg), Pfarrerin Elke Engel (Datteln), Pfarrer Thomas Jarck (Krankenhausseelsorge), Pfarrerin Sabine Palluch (Recklinghausen-Altstadt), die in den nächsten Wochen und Monaten in den Ruhestand gehen.

Superintendentin Karpenstein dankte allen ganz herzlich für ihren Dienst und Einsatz und wünschte ihnen für die Zukunft alles Gute und Gottes Segen. (uka)

Foto: Ulrich Kamien

 

 

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