Interview mit dem Bürgermeister von Ameland Leo Pieter Stoel
Aus einer scherzhaften Wette am Frühstückstisch entstanden, hatten wir, die Teilnehmer der Sommerfreizeit auf Ameland 2024 ein sehr spannendes und aufschlussreiches Erlebnis während unserer schönen Zeit auf der Insel. Es begann mit der spontanen Idee, dass wir Teilnehmer während unseres Aufenthaltes versuchen sollten, ein Foto mit dem Bürgermeister von Ameland zu machen. So kamen wir darauf, beim Rathaus anzurufen, um uns vorzustellen und nach einem Interview mit dem Bürgermeister zu fragen. Entgegen unserer Erwartungen bekamen wir tatsächlich einen Termin im Rathaus, wo der Bürgermeister uns dann erwarten würde. Im Moment der Realisation waren wir natürlich sehr überrascht und begeistert, dass wir eine solche Möglichkeit bekommen, und haben uns dementsprechend vorbereitet.
Wir haben uns Fragen ausgedacht, ein Mitbringsel gestaltet und schließlich in der Stadt noch Insulaner angesprochen, die uns weitere Fragen zu eigenen Themen genannt haben.
Als wir (3 Teilnehmende, 1Teamerin) schlussendlich gut vorbereitet beim Rathaus ankamen, waren wir natürlich erstmal aufgeregt. Der Bürgermeister hat uns dann sehr freundlich empfangen, und uns offen und herzlich unsere Fragen und die seiner Bürger beantwortet. Das daraus entstandene Interview können sie hier lesen:
1. Was sind lhre politischen Ziele beziehungsweise Leitgedanken und gibt es eine Partei, der Sie angehören?
Als Bürgermeister vertrete ich keine Partei, ich bin für alle Parteien hier im Gemeinderat zuständig und ich stehe allen Parteien neutral gegenüber. Ich bin Vorsitzender im Gemeinderat, sodass ich dafür sorge, dass sich jede Partei gleichermaßen ein-bringen kann und in Entscheidungen eingebunden wird. Als Bürgermeister habe ich also keine bestimmte Partei, der ich angehöre. Meine Historie ist allerdings auch aus der Politik, und da war ich angeschlossen bei der liberalen Partei VWD. Diese ist vergleichbar mit der FDP in Deutschland. Dabei war mir besonders das Liberale sehr wichtig.
2. Was ist ihr persönlicher Lieblingsort hier auf der Insel?
Ein Ort, den ich sehr schön finde, ist der Wanderpfad bei Blinkert, wo sich der höchste Punkt von der Insel befindet. Dort kann man ganz in Stille die Natur genießen, wahrend man eine sehr schöne Aussicht hat. Da bin ich sehr gerne.
3.Was sind die größten aktuellen Herausforderungen auf Ameland?
Da gibt es momentan zwei größere Diskussionspunkte, mit denen wir uns beschäftigen müssen. Zum einen ist das die Fähre, die sehr wichtig für uns ist, da eigentlich alles mit der Fähre vom Festland auf die Insel transportiert wird. Damit diese unsere Insel immer gut erreichen kann, muss allerdings Sand aus dem Wattenmeer entnommen werden, sodass es an allen Stellen tief genug ist. Da gibt es immer Konflikte, da die Natur natürlich auch geschützt werden muss. Die andere Angelegenheit ist von ganz anderer Art, und zwar gibt es hier einige Traditionen der Einwohner, die erhalten bleiben sollen. Eine Tradition ist zum Beispiel ein Fest am 5. Dezember namens Sunneklaas, welches allerdings nicht von allen respektiert wird. Das führt oft zu Diskussionen oder Konflikten.
4. Was sind die aktuellen Zukunftspläne für Ameland, gibt es Ideen für bestimmte Projekte oder ähnliches?
Ein wichtiges Projekt, dem wir im Moment nachgehen, ist die Erweiterung ein Alten-heim namens De Stelp in Hollum. Dort wird neues Gebäude dazu gebaut, da das für die älteren Menschen auf Ameland sehr wichtig ist. Für uns ist es sehr wichtig, dass jeder der hier wohnt, von 0 bis 80, 90 oder 100 Jahren, sein ganzes Leben auf der Insel bleiben kann. Wir haben sehr viel investiert, um möglich zu machen, dass Leute trotz mit dem Alter kommender Einschränkungen nicht auf das Festland ziehen müssen, sondern hier leben können.
Fragen der Insulaner an ihren Bürgermeister:
5. Was ist lhre Meinung zu dem Surf-Festival welches letzte Wochenende stattfand?
Das Surf-Festival MadNes ist ein sehr angenehmes Festival mit vielen innovativen Events, um es für die Besucher sehenswert zu machen. Es kommen jedes Jahr sehr viele Leute und Touristen, und ich denke, dass es eine sehr wichtige Veranstaltung für Ameland ist. Auch viele Einwohner genießen das Festival, welches in Nes am Strand stattfindet, denn es gibt ein großes Angebot aus Sport-Events, Musik und Essen welches auch die Ameländer selbst begeistert. Allerdings bringt es auch Probleme mit sich, da manche Touristen nicht bedenken, dass hier auch Menschen wohnen, die am nächsten Tag arbeiten müssen, und teilweise noch sehr spät in der Nacht viel Lärm machen.
6. Sie sind ja auf dem Festland aufgewachsen, gibt es ihrer Meinung nach große Unterschiede zwischen dem Leben auf der Insel oder auf dem Festland?
Da gibt es definitiv einige Unterschiede, wenn beispielsweise die Geschäfte in dem Ort schon geschlossen sind, kann man nicht mal eben woandershin fahren, um dort noch etwas einzukaufen. Ab 7 Uhr abends kann man die Insel nicht mehr verlassen, da dann keine Fahre mehr fahrt. Einige Einschränkungen muss man in Kauf nehmen. Die Leute, die hier leben sind, aber dran gewohnt, und sind auch darauf vorbereitet, mal einige Zeit für sich selber zu sorgen, z.B. einige Vorräte von Lebensmittel anlegen, falls die Fahre mal nicht geht. Außerdem leben die Leute hier auch sehr im Einklang mit der Natur, und respektieren sie und die Tiere. Auch die Hilfsbereitschaft und Gemeinschaft ist auf einer Insel ganz anders, was man zum Beispiel daran sieht wie mit schwierigen Situationen umgegangen wird. Vor 5 Jahren hat ein großes Schiff in der Nähe von Ameland einige große Container verloren, und der gesamte Inhalt landete an dem Strand. Nach drei Tagen war alles sauber, weil sehr viele Einwohner mitgeholfen haben.
7. Welche ist ihre Lieblingseis-Sorte?
Es gibt eine tolle Eisdiele in Hallum, gegenüber von dem Plus, wo ich das Zitroneneis sehr gerne esse.
Vielen Dank für das Interview und dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben