„Da läuft doch was schief!“: Gedanken zum Reformationstag

# Wir in der Welt

„Da läuft doch was schief!“: Gedanken zum Reformationstag

„Da läuft doch was schief! Das muss anders werden. Ich habe mich ja lange zurückgehalten. Aber da muss ich nun was sagen.“

Kennen Sie solche Situationen und Gedanken?
Vielleicht aus Ihrem Verein, aus dem politischen Alltag, aus der Familie – oder auch aus Ihrer Kirchengemeinde?

Manchmal läuft etwas schief. Dann braucht es Menschen, die das erkennen und den Mut haben, ihre Stimme zu erheben: sachlich, nicht verletzend, klar in der Sache und zugleich wertschätzend im Ton. Nur so kann sich etwas verändern.

Der Mut zur Reform

Diese Haltung prägte auch Martin Luther. Als er 1517 seine 95 Thesen veröffentlichte, wollte er die Kirche nicht spalten, sondern auf Missstände hinweisen.
Durch das Studium der Bibel erkannte er: Zwischen dem, was die Kirche lehrte, und dem, was dort stand, klaffte eine Lücke. Er konnte das nicht länger hinnehmen – und begann, offen darüber zu sprechen.

Was Luther verändern wollte

Für Luther waren zentrale Anliegen:

  • Jede und jeder soll die Bibel und den Gottesdienst verstehen können. Deshalb übersetzte er beides aus dem Lateinischen ins Deutsche.

  • Niemand muss sich Gottes Gnade verdienen oder gar Geld dafür zahlen, um angenommen zu sein.

  • In der Gemeinde gibt es keine Rangunterschiede – alle getauften Christinnen und Christen sind gleich.

Diese Gedanken haben die Kirche bis heute geprägt.

Kirche von unten – nicht von oben

Für evangelische Christinnen und Christen im Rheinland ist es bis heute wichtig, dass die Kirche von unten nach oben aufgebaut ist – „basisdemokratisch“, wenn man so will.
Das bedeutet: Jede Kirchengemeinde entscheidet über ihre Angelegenheiten selbst und wählt etwa ihre Pfarrerin oder ihren Pfarrer eigenständig. Entscheidungen fallen nicht „von oben herab“, sondern aus der Mitte der Gemeinschaft.

Reformation als bleibender Auftrag

Auf all diese Errungenschaften bin ich als evangelische Pfarrerin sehr stolz.
Der Reformationstag ist für mich Erinnerung und Verpflichtung zugleich:
Kirche lebt von stetiger Erneuerung – von Menschen, die erkennen, was gut ist, und den Mut haben, etwas zu verändern.

Lassen Sie uns darüber reden – und es gemeinsam anpacken!

Pfarrerin Karin Königsmann
Evangelische Kirchengemeinde bei der Evangelischen Stiftung Tannenhof

Warum der Reformationstag uns alle angeht

Der 31. Oktober ist für viele evangelische Christinnen und Christen ein besonderer Tag: der Reformationstag. Er erinnert an Martin Luther, der mit seinen 95 Thesen vor über 500 Jahren den Anstoß für grundlegende Veränderungen in der Kirche gab. Doch der Reformationstag ist mehr als ein historisches Gedenken – er ist ein Aufruf, selbst wachsam zu bleiben und mutig Verantwortung zu übernehmen.

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