
Die Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises Lennep begann am Freitagabend, 14. November 2025, mit einem festlichen Gottesdienst in der Stadtkirche Remscheid, den Pfarrer Dr. Jonas vom Stein leitete.

Besonders die Predigt von Pfarrer Dr. Jonas vom Stein sprach den Tagungsteilnehmenden aus dem Herzen.
Nach der Begrüßung der Synodalen durch Superintendentin Annette Cersovsky dankte der frischgewählte Remscheider Oberbürgermeister und langjährige Presbyter der Auferstehungskirchengemeinde, Sven Wolf, den Mitgliedern der Kreissynode in seinem Grußwort für ihr wichtiges Engagement für Kirche und Gesellschaft.

Der neue Remscheider Oberbürgermeister Sven Wolf und wünschte Gottes Segen für einen gelungenen Tagungsverlauf.
Im Mittelpunkt der Tagung stand der Bericht der Superintendentin. Ausgehend von der Transformationsgeschichte im Lukasevangelium – der Erzählung vom Fischfang des Simon Petrus – beschrieb sie den gegenwärtigen Wandel im Kirchenkreis. In allen Handlungsfeldern habe eine grundlegende Umorganisation begonnen, um künftig schneller reagieren zu können. Viele vertraute Strukturen trügen nicht mehr, deshalb müssten Prozesse beschleunigt, Durchführungen vereinfacht und Kommunikation transparenter werden. Auch wenn die Austrittszahlen keine Trendwende erkennen ließen, öffneten sich an anderer Stelle neue Räume für kirchliches Handeln, etwa durch seelsorgliche Projekte wie das Zentrum für Seelsorge und Beratung (ZeeBra) oder das Café Sonntag+.
Die Superintendentin betonte, dass aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen zeigen, wie wichtig verlässliche Netzwerke und geteilte Verantwortung sind – auch und gerade dort, wo Kirche gemeinsam mit der Zivilgesellschaft Haltung zeigt.

Superintendentin Cersovsky beschrieb in ihrem Bericht den Wandel im Kirchenkreis und ruft zu Mut, Klarheit und gemeinsamer Verantwortung auf.
Die regionale Zusammenarbeit der Gemeinden werde mittlerweile in allen Regionen gelebt – sichtbar etwa in der geplanten Fusion von Radevormwald lutherisch, Radevormwald reformiert, Dahlerau und Remlingrade zum 1. Januar 2026 oder im Zusammenschluss der vier Gemeinden Alt-Remscheids zum 1. Januar 2026. Gerade hier zeige sich aber auch, wie wertvoll die jeweiligen Gemeindeprofile und kirchlichen Orte sind und wie anspruchsvoll es bleibt, in größeren Einheiten eine verlässliche Präsenz im gesamten Gebiet aufrechtzuerhalten.
Unter der Überschrift „Fürchtet euch nicht“ erinnerte die Superintendentin daran, dass der Weg der Kirche künftig ein Weg der Reduktion sein werde – mit Abschieden von Gebäuden und liebgewordenen Traditionen. Dieser Prozess markiere jedoch keinen Niedergang, sondern neue Aufgaben in der Nachfolge Christi. Das sei besonders wichtig für die vielen jungen Theologinnen und Theologen im Kirchenkreis, die die Kirche der Zukunft mitgestalten werden. Kirche müsse generationsübergreifend lernen, verwurzelt zu bleiben und zugleich beweglich zu werden, auch wenn äußere Sicherheiten schwinden. Menschen suchten heute weniger „nette Angebote“, sondern Orientierung in Fragen nach Sinn, Schuld, Leid, Sterben und Gerechtigkeit. Deshalb dürfe Kirche nicht im „Flachwasser“ bleiben, sondern müsse sich den Tiefenthemen stellen. Tiefe bedeute auch, die eigene Begrenztheit anzuerkennen und auf Gottes Geisteskraft zu vertrauen.
Das Thema der Synode – „Wort und Tat – Miteinander Kirche gestalten“ – knüpfte daran an. Die Entwicklung eines Zukunftsbildes als Basis für die Arbeit des Erprobungsraum-Teams für den Kirchenkreis war ein zentraler Arbeitsabschnitt. Mit digitalen Werkzeugen entstand zunächst eine Wortwolke, in der die Synodalen festhielten, wie die Kirche in fünf Jahren wahrgenommen werden soll: lebendig, ehrlich, hilfreich, einladend, heilsam.

Sehr interessiert nutzten die Teilnehmenden der Herbstsynode die digitalen Tools, um ihre Vision von einer zukunftsrelevanten Kirche zu visualisieren.
Anschließend wurde ein Zielbild formuliert, das den Kirchenkreis als verlässlichen, dienenden Ermöglicher beschreibt, der Gemeinden und Mitarbeitende unkompliziert stärkt und Inhalte vor Formen stellt. In den Stadtgesellschaften soll die Kirche sichtbar, offen und ansprechbar sein. Gelebte Nächstenliebe soll den Glauben an Gottes befreiendes Handeln erfahrbar, glaubwürdig und vorbildlich machen – auch im Eintreten für die Menschenwürde.
Im weiteren Verlauf standen wichtige Wahlen an. Pfarrer David Kannemann wurde mit überwältigender Mehrheit zum neuen Assessor der Kreissynode gewählt. Auf die frei gewordene Position des Skriba wählten die Synodalen – ebenfalls mit sehr großer Mehrheit – Pfarrer Jens Eichner. Zudem wurden Antje Hantel, Bernhard Rautzenberg und Lena Geißler zu zweiten Stellvertreterinnen und Stellvertretern der Synodalältesten gewählt. Viele Teilnehmenden der Synode gratulierten den Gewählten herzlich und dankten ihnen für die Bereitschaft, diese Ehrenämter zu übernehmen.

Superintendentin Pfarrerin Annette Cersovsky und der neu gewählte Assessor Pfarrer David Kannemann.

Zügig und professionell wurden auch bei dieser Synode wieder die Wahlzettel ausgewertet.
Zum Stand des Diakonischen Werkes berichtete Interimsgeschäftsführer Bernd Steinhoff. Er legte anschaulich dar, warum die Diakonie erhebliche Kosten einsparen müsse und welche Schritte dazu notwendig seien. Ergänzend erläuterte Pfarrer Martin Rogalla die Perspektive des zuständigen Fachausschusses. Die Superintendentin dankte sowohl den Mitarbeitenden als auch dem Fachausschuss und dem Geschäftsführer für ihren Einsatz in einer Zeit veränderter Rahmenbedingungen.
Anschließend schilderte Jens Bublies, Geschäftsführer des seit Januar 2025 arbeitenden gemeinsamen Verwaltungsverbandes Lennep–Leverkusen, die Herausforderungen des jungen Verbandes. Er hob die große Lernbereitschaft, Flexibilität und Leistungsfähigkeit des gesamten Teams hervor. Die Superintendentin sprach auch ihnen ihren besonderen Dank aus.
Ein weiterer Schwerpunkt war der Antrag zur Weiterführung der Fachbeauftragung Popularmusik. Der Gesamtverband der Evangelischen Kirchengemeinden in Alt-Remscheid und der Fachausschuss Gemeindedienste beantragten, die Beauftragung zunächst bis zum 31. Dezember 2027 fortzuführen. Vorgesehen ist, Fortbildungsangebote im Bereich Popularmusik anzubieten, Gemeinden bei besonderen Gottesdiensten zu unterstützen, proaktiv für die Angebote zu werben und bei Bedarf neue Formate gemeinsam mit den Kirchenmusikerinnen und -musikern vor Ort zu entwickeln. Die Synode stimmte dem Antrag zu.
Es folgte eine fundierte Debatte über einen Initiativantrag, die Landessynode um eine klare Orientierung im Umgang mit Kandidaturen aus dem extrem rechten Spektrum zu bitten. Ebenso wurde ein Antrag beschlossen, die Landessynode um eine Abmilderung der geplanten Kürzungen in Höhe von 700.000 Euro für die Vereinte Evangelische Mission (VEM) zu bitten.
Bevor die Synode geschlossen wurde, warben Pfarrerin Manuela Melzer, Synodalbeauftragte für den Kirchentag, und Pfarrer Philipp Müller für die Beteiligung am 40. Kirchentag vom 5. bis 9. Mai 2025 in Düsseldorf. Mit ihrem Ausblick endete eine Synode, die deutlich machte, wie viel Bewegung, Verantwortung und gemeinsames Ringen den Kirchenkreis aktuell prägen – und wie wichtig es bleibt, diesen Weg miteinander weiterzugehen.