„Lasst uns Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen.“ Galaterbrief 6,9
Liebe Freunde des Uraa Vocational Training Centre, liebe Schwestern und Brüder,
völlig unerwartet und erschütternd hat uns am heutigen Tag, dem 11.Juli 2019, die Nachricht vom Tod unseres Freundes Aminirabi Swai erreicht.
Mitten aus dem Leben ist er nach einer Besprechung mit einigen seiner Pfarrer verstorben. Was für eine traurige Nachricht, was für ein Schock für uns, die wir über viele Begegnungen in Tansania und in auch in Berlin mit ihm über viele Jahre verbunden waren. Was für eine unfassbare Nachricht für seine Familie, seine Kinder, seine Eltern und Verwandten, vor allem aber für seine Frau Neema.
Wir sehen ihn in Gedanken vor uns, wie er als Superintendent des Kirchenkreises Hai in der Kilimanjarodiözese wirkte, immer ein offenes Ohr für die alltäglichen Sorgen der Gemeindeglieder, entschieden in Maßnahmen, alles in seinen Möglichkeiten stehende zu tun, um Not zu lindern und einen Ausgleich zwischen denen zu schaffen, denen es besser ging und denen, denen das Schicksal große Entbehrungen auferlegte.
In seiner Superintendentur in Hai hatte er große Silos bauen lassen, in denen von den Ernteerträgen der gutsituierten Gemeinden Mais eingelagert wurde, um ihn in Zeiten der Dürre an die notleidenden Gemeinden im Massaigebiet in der Ebene zum Überleben auszureichen.
Einmal haben wir auf ein verabredetes Gespräch mit ihm lange warten müssen. Zwischendurch kam er zu mir und entschuldigte sich und berichtete, dass er zwischen verfeindeten Familien vermitteln müsse und das Vorrang habe. Ein Mediator, wie man ihn suchen muss, mit unendlicher Geduld, der Bereitschaft, dem Rat, der Ansage von oben herab zu widerstehen und statt dessen die beiden Lager zukunftsweisend in ein konstruktives Gespräch zu bringen. Es gelang ihm an diesem Tag und es war keiner so froh darüber wie er selbst.
Viele Boardmeetings, Partnerschaftskonsultationen hat er geleitet – niemals ohne alle Anwesenden zunächst mit der Erklärung eines Liedes oder eines Psalms geistlich in die Beratungen einzuführen. Er, der ehemalige Lehrer, hatte den Anspruch, dass alle Beratungen unter Gottes Wort geschahen, in der Besinnung auf die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, aus der heraus wir als Christen handeln sollen. Diesen Geist spürte man dann in den folgenden Gesprächen, wenn es themenbezogen und konzentriert galt, Argumente und Impulse für die Entwicklung unserer Handwerksschule in tatsächliche Maßnahmen umzusetzen.
Der Bau des Internatshauses, „Neema-Hostel,Gnaden Herberge“, wäre ohne seine Kraft, seinen Verwirklichungswillen und seine feste Überzeugung, dass dies ein von Gott gesegnetes Werk sei, nicht so gut und schnell verwirklicht worden.
Noch für eine andere Aufgabe brannte sein Herz gemeinsam mit dem seiner Frau Neema: die Zwangsverheiratung junger Mädchen mit Männern, die ihre Väter sein könnten, zu verhindern, und sie vor Zwangsbeschneidung in ihren Traditionen zu bewahren. Immer wieder nahm er solche aus den eigenen Familien geflüchteten Kinder in seiner Familie auf, um ihnen eine gute Zukunft zu ermöglichen.
Aminirabi Swai war ein Organisationstalent, führte in brüderliche Art seinen Kirchenkreis, brachte Projekte voran, organisierte die Feierlichkeiten zur Ernennung von Bischof Dr. Shoo als Vorsitzenden der tansanianischen Bischofskonferenz in der lutherischen Bischofskirche in Moshi.
Doch auch das andere gehörte unbedingt zu ihm. Er war ein liebevoller Vater und Ehemann, ein sorgender Sohn für die Eltern und Anverwandten. Bei einem der Besuche in Berlin war er auf der Suche nach schönen Schuhen für seine Zwillinge. Welche Größe? Kein Problem, er zog ein Papier mit Fußabdrücken seiner Kinder aus der Tasche und probierte die Regale durch, bis er endlich die richtigen fand.
Die letzte mail, die er nach Berlin schickte war voller Sorge um eine drohende Hungersnot in seinem Land wegen des ausbleibenden Regens. Die Aussaat sei vertrocknet und er bat um Gebete auch von uns, dass sich das Schicksal wenden möge.
Die Aussicht, für einige Zeit für ein Doktorandenstipendium nach Deutschland zu kommen, verlor angesichts dieser Sorge an Bedeutung.
Gutes tun und nicht müde werden, wie der Apostel Paulus sagt, das hat er getan. Immer in der Hoffnung und dem Glauben, dass das Wort des barmherzigen Gottes nicht wieder leer zu ihm zurückehren wird, sondern tun wird, wozu es gesandt ist (Jesaja 55).
Die Ernte all dieser Taten des Aminirabi Swai wird groß sein.
Wir nehmen Abschied von einem lieben Freund und beten für seine Familie und all die Seinen, dass sich die Trauer jetzt nach und nach in Trost, ja, in Dankbarkeit verwandeln möge für dieses gesegnete Leben von Aminirabi Swai, das wir noch so lange hätten teilen wollen.
Wir bitten den gnädigen Gott, dass er ihn in seine himmlische Gemeinschaft aufnehmen möge, nach der er sich im Glauben gesehnt hat und alle, die traurig zurückbleiben in dieser Zeit tröste mit seinem Wort und beschenke mit Zuversicht und Hoffnung!
Superintendent Martin Kirchner