Evangelisch

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Evangelisch

Manchmal wird das Wort evangelisch gleichbedeutend mit dem Wort protestantisch verwendet und meint zur Unterscheidung von der Katholischen oder der Orthodoxen Kirche eine Kirche oder die Gesamtheit der Kirchen der Reformation.

Evangelisch ist abgeleitet von dem Wort Evangelium (=“gute Botschaft“). In dem griechischen Teil unserer Bibel, den wir irreführend meist das „Neue Testament“ nennen, sind vier Evangelien aufbewahrt, die jeweils nach dem Autorennamen Matthäus, Markus, Lukas und Johannes genannt sind. Mit diesen vier Büchern beginnt das Neue Testament und manchmal werden sie stellvertretend für die gesamte griechische Bibel genannt.

Dabei handelt es sich um eine Verkürzung, denn schon die Reformation erkannte, dass die gute Botschaft Gottes sich nicht auf diese vier genannten Bücher oder das Neue Testament beschränkt, sondern die „gute“, also befreiende und erfreuliche Botschaft von der Bibel insgesamt ausgedrückt wird. Insofern ist „Evangelium“ eine Dimension der biblischen Freiheitsbotschaft insgesamt.

Bereits Martin Luther bezeichnete seine reformatorische Lehre vom Glauben aus Gnade als evangelisch. Damit war in Abgrenzung zur Selbstbezeichnung der Römischen Kirche als der „Katholischen“ Kirche der unmittelbare Bezug auf die Schriften der Bibel gemeint – ohne den „Umweg“ über die Traditionen und Heilswerke der Kirche oder über das priesterliche Amt.

Die Kirche der Reformation ist eine „Kirche des Wortes“, des Evangeliums. Es ist das Wort der Gnade, das von der Freiheit erzählt, die Gott nach evangelischem Verständnis schenkt. Die „Freiheit eines Christenmenschen“, von der Luther handelt ist die Freiheit aus dem Evangelium. Das Wort befreit aus Bindungen und Fesseln, die Menschen einander antun und bindet zugleich an den Mitmenschen. Ihm zu dienen ist eine selbstverständliche Folge des Glaubens.

Evangelisch heißt: Die Herrschaft Gottes wird verstanden als die schärfste denkbare Kritik einer Herrschaft von Menschen über Menschen.

Pfarrer i. R. Ulrich Helm


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