INRI stand auf einem Zettel, der über dem Kopf des gekreuzigten Jesus am Kreuz hing. Die vier Buchstaben sind die Initialen eines Satzes: Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum. Jesus aus Nazareth, König der Juden.
Die Evangelisten berichten, dass Jesus von Nazareth verurteilt wurde, weil er zu den politischen Gegnern des römischen Reiches gehörte und „König der Juden“ sein wollte. Nach dem Evangelium von Johannes hat der römische Statthalter Pilatus das als Verurteilungsgrund aufgeschrieben und an das Kreuz nageln lassen, in lateinischer, hebräischer und griechischer Sprache.
Die Hohenpriester, die Leitenden für Religionsfragen in Israel, protestierten und wollten, dass Pilatus diesen Satz verändert, denn – so die Hohenpriester: „Er hat nur behauptet, der König der Juden zu sein“. Daraufhin sagte Pilatus den sprichwörtlich gewordenen Satz: „Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.“ (Johannes 19, 19-22).
Jesus ist als „König der Juden“ verspottet und gegeißelt worden. Akzeptiert haben ihn die Juden später nicht als König, wohl aber als Prophet. Und die Christen haben ihn nach Ostern als Messias, als Gesalbten verstanden und geglaubt.
Die Identifizierung von Jesus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen mit dem Messias ist der theologische Dissens zwischen jüdischer und christlicher Interpretation des Lebens Christi. Auch daran erinnert die Inschrift.
Vor allem aber hält sie fest: Jesus war kein Verbrecher, sondern ein von Gott Gesandter. Ein König – aber ein anderer, als die Herrscher dieser Welt.
Viola Kennert, ehemalige Superintendentin des Kirchenkreises Neukölln
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