Trinität ist ein aus dem Griechischen abgeleitetes Wort und meint die Dreiheit Gottes. Der eine und einzige Gott äußert sich in drei Dimensionen: nämlich als Vater und Schöpfer von allem, was ist; als Sohn und Erlöser der unerlösten Welt; als Heiliger Geist und Leben stiftender Atem Gottes, als „Inspirator“.
Trinität wird ins Deutsche entweder als „Dreieinigkeit“ oder auch als „Dreifaltigkeit“ übersetzt. Dabei betont Dreieinigkeit mehr die Einheit Gottes, der sich gleichwohl in drei „Personen“ - also Äußerungsformen - der Welt gegenüber zeigt. Dreifaltigkeit hingegen versucht die drei Äußerungsformen selbst als „Entfaltung“ der göttlichen Einheit auszudrücken.
Die Denk- und Glaubensfigur der Trinität ist schwierig und für viele anstößig. Sie muss schwierig sein, denn sie versucht, etwas in Worte oder in ein Bild zu bringen, wofür es eigentlich keine Worte geben kann: Gott. Trinität ist der Versuch, der unsagbaren und unfassbaren Größe Gottes Ausdruck zu verleihen. Dies wird oft missverstanden.
Manchmal wird die Frage gestellt: „Gibt es im christlichen Glauben denn nun einen Gott oder drei Götter?“ Diese Frage spielt im interreligiösen Gespräch eine zentrale Rolle: Sowohl das Judentum als auch der Islam lehnen die Vorstellung der Trinität ab. Von beiden wird immer wieder der Verdacht der Abweichung vom Monotheismus geäußert. Dem einen und einzigen Gott weitere „Wesenheiten“ mit göttlichem Charakter an die Seite zu geben, ist sowohl dem Judentum als auch dem Islam fremd und zuwider.
Dem kann aus christlicher Sicht nur begegnet werden mit dem Argument, dass die Trinität eine zutiefst spirituell hervorgebrachte Glaubensfigur ist und nicht als gleichsam körperliche Vielheit Gottes missverstanden werden darf.
Insofern könnte sie vielleicht mithilfe der soziologischen Rollentheorie erklärt werden: Ein einziger Mensch nimmt in seinem Leben und an jedem Tag eine Vielzahl von „Rollen“ ein: Vater oder Mutter von Kindern, Sohn oder Tochter von Eltern, Autofahrer und Kaufhauskundin, Steuerzahlerin und Patient beim Arzt, Elternsprecher in der Schule und Kollegin am Arbeitsplatz – und dieser Mensch bleibt doch ein einziger, obwohl er entsprechend der gerade gelebten Rolle bestimmte Verhaltensweisen zeigt. Warum sollte der eine und einzige Gott nicht auf verschiedene Weise leben und wirken? Trinität ist der – gemessen an der Größe Gottes unvollkommene – Versuch, dies zum Ausdruck zu bringen.
Pfarrer i. R. Ulrich Helm
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