Hungertuch Fastenzeit 2020 - 3. Fastensonntag

# Spirituelle Impulse - St. Cäcilia

Hungertuch Fastenzeit 2020 - 3. Fastensonntag

Kirche als Tischgemeinschaft

Kaum etwas war für die Verkündigung und Praxis des Jesus von Nazareth so wichtig, wie die betonte Tischgemeinschaft mit Zöllnern und Sündern. Das ist uns aufgrund von Gewöhnung so vertraut, dass wir die Sprengkraft, die in solchem Verhalten Jesu liegt kaum nachvollziehen können. Ebenso gehört das Festmahl zu den intensivsten Endzeitbildern, wo Gott auf dem Zion ein Mahl mit erlesenen Weinen und Getränken halten wird und die Menschen aus allen Nationen daran teilhaben.

Schauen wir auf das Bild: Wir sehen einen reich gedeckten Tisch: rechts einen großen Tonkrug, zwei Trinkgläser davor, in der Mitte einen großen Becher mit rotem Wein gefüllt. Links davon eine Chianti-Flasche mit Wein und eine Wasserfasche. Im Vordergrund erkennen wir auf einer Schüssel zwei große, in freundlichen grün schimmernde Fische, die fast noch lebendig wirken. Sie sind umgeben von fünf Broten. Vor ihnen zwei grünrote Äpfel und eine gelbe Zitrone. Rechts hinter den Fischen steht eine übervolle Schale Reis. Im Hintergrund sehen wir reife, blaue Trauben und Stücke von gebrochenem Brot.

Die fünf Brote und zwei Fische, überhaupt die Gaben von Brot und Wein, lösen Gedankenspiele aus. Aber die Vielzahl anderer Speisen sollen uns den Blick offen halten für eine schnelle Deutung.

An beiden Längsseiten des Tisches sitzen je vier Personen. Von ihrer Hautfarbe und Gesichtsausdruck sind sie Repräsentanten der globalen Welt, ähnlich wie bei der Arche. Links oben ein dunkelhäutiges Gesicht, die Augen erwartungsvoll, die Hände griffbereit, den Mund geöffnet. Daneben ein Indio mit verbundener Hand, die bereits ein Stück Brot hält. Davor ein Liebespaar, welches sich umarmt und der Mann einen Strauß Rosen bereithält.

Die Frau auf der rechten Seite ganz oben schmiegt sich mit zärtlichen Hingabe an eine große Hand. Neben ihr entdecken wir ein dunkelhäutiges Kind, was sich an die Tischkante klammert -  und hinter ihr eine Asiatin, die das Kind stützt und ihre Hand auf den Mann im Vordergrund gelegt hat, der selig ein Weinglas in den Händen hält.

Möglicherweise nehmen wir erst jetzt die beiden übergroßen Hände bewusst wahr, die von der Stirnseite des Tisches die Szene bestimmen. Die Wundmale auf den Handrücken und die Geste des Brotbrechens lassen uns den Auferstandenen Christus erkennen. Seine Person ist nicht zu sehen. Er ist unserem menschlich-irdischem Sehen entzogen. Aber sein Angesicht spiegelt sich für den, der mit den Augen des Glaubens zu sehen vermag, im Wein in dem großen Becher in der Bildmitte wider.

Die Tischrunde erinnert schon an die nachösterliche Eucharistiefeier. Der Künstler hat sich nicht an die Gaben von Brot und Wein gehalten. Er hat ein untrennbares Ineinander von alltäglichem und eucharistischen Mahl zum Ausdruck bringen wollen.

Die ganze Tischrunde öffnet sich einladend auf uns, die Betrachter, zu. Das Bild scheint uns zu fragen. Wäret ihr vorbehaltlos bereit uns an diesen Tisch dazu zu setzen? Möchten wir mit der bunt zusammengewürfelten, multikulturellen Schar gern Kontakt aufnehmen, eine hautnahe Tuchfühlung sympathisch finden? Kämen da- Hand aufs Herz- nicht Ängste auf. Wie können wir in der vernetzten Welt von heute glaubwürdig Kirche als der Leib Christi sein, wenn wir unsere alltägliche und eucharistische Tischgemeinschaft nicht auf die armen und bedrängten Brüder und Schwestern ausweiten.

In dieser Woche das Mahl halten in den Blick nehmen, und jemanden an meinen Tisch einladen, der nicht zur Familie gehört.

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