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Was ist gute Autorität? Das soziale Atom – Teil 2 (von 2)

# Kinder

Veröffentlicht am Mittwoch, 17. Juni 2020 08:15
Was ist gute Autorität? Das soziale Atom – Teil 2 (von 2)

Auf dem Evangelischen Campus Daniel berät Diplom-Pädagogin Martina Rohrbach Eltern zu Fragen rund ums Familienleben und Erziehungsthemen. Hier bloggt sie von Montag bis Freitag über ein gelingendes Familienleben im Corona-Modus.

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BLOG 69

Was ist gute Autorität? Das soziale Atom – Teil 2 (von 2)

Unsere Welt hat sich dahingehend verändert, dass sich Familienstrukturen auflösen, vermischen, wieder auflösen und schließlich keine verlässliche Größe mehr für nachwachsende Generationen bieten. Die Individualisierung nimmt ihren Lauf.  

Das international vernetzte Berliner „Zentrum für Präsenz und Kompetenz in Beziehungen“ hat sich nun der Frage gewidmet, wie wir in der heutigen Zeit etwas Vergleichbares wie ein Dorf hinkriegen können, um unseren Kindern ein sicheres Netz in dieser verworrenen Welt zu bieten.  

Wenn Sie sich einmal hinsetzen und aufmalen, wer alles im Netzwerk Ihres Kindes vorhanden ist (im Beispiel Fritzi – Junge oder Mädchen), haben Sie das potentielle Helfernetzwerk – wie ein „soziales Atom“ – bereits im Blick.    

Alle haben eine Idee von dem Kind und ein Interesse, dass es ihm gut geht. Je nachdem, ob ein Mensch in der Nähe oder Ferne lebt, kann er Sie auf die eine oder andere Art unterstützen. Manchmal gibt es auch nette Nachbarn, die die weit entfernt lebenden Großeltern zum Teil ersetzen.  

  • Mit wem würden Sie sich an einen Tisch setzen und die Probleme besprechen?
  • Zu wem hat Ihr Kind Vertrauen?
  • Wen würden Sie als Anwalt Ihres Kindes dessen Unterstützung bestellen? 

In einer Situation, in der Sie mit Ihrem Latein am Ende sind, brauchen Sie Übersetzer. Sie müssen nicht mit ihren Problemen alleine bleiben, wenn Sie akzeptieren, dass Sie in dieser Situation bisher keinen besseren Weg gefunden haben. Scham- und Schuldgefühle sollten Sie nicht hindern, für Ihr Kind an Ihrer eigenen Stärke zu arbeiten.  

Ich ändere oder wir ändern unseren Standpunkt  

Das kündigen Sie Ihrem Kind in einer Art Zeremonie an, mit einem Brief oder Bild (je nach Alter). Es ist eine einseitige Entscheidung, dass Sie Unterstützer in Anspruch nehmen. Sie überlassen sie nicht Ihrem Kind. Sollten Sie nicht weiterwissen und einen der Unterstützer bitten, Kontakt zu Ihrem Kind aufzunehmen, dann stellen Sie vorher klar, dass es kein Ausdruck Ihrer Schwäche ist; sondern Ihre Verantwortung gegenüber dem Kind. Sie können auch mit anderen Eltern aus Kita und Schule, die Ihrem Kind gut bekannt sind, zusammenarbeiten.  

Ihr Kind bemerkt: Meine Eltern meinen es ernst  

Sie fokussieren sich auf einen begrenzten Verhaltensbereich (nicht schlagen, nicht stehlen, Hausaufgaben machen, in die Schule gehen, nicht heimlich rauchen oder am PC spielen, … ).

Wenn Sie auch noch eine WhatsApp-Gruppe oder etwas Vergleichbares bilden, können Sie sich jederzeit Hilfe holen. Falls Ihnen das peinlich ist oder völlig gegen den Strich geht, versetzen Sie sich für einen Moment in die Lage Ihres Kindes.  

Es spürt, egal in welchem Alter, dass etwas anders wird: „Ich spüre ein Netz um mich herum, das enger wird. Es wird wärmer, Aufmerksamkeit ist auf mich gerichtet, liebevolle Aufmerksamkeit. Sie sagen alle etwas Ähnliches: Dass meine Eltern nicht wollen, dass ich andere Kinder oder meine kleinen Geschwister schlage. Sie sagen, dass ich endlich echte Freunde finde, wenn ich damit aufgehört habe. Ich bekomme keine Süßigkeiten mehr, wenn ich vorher unfair war oder rumgeschrien habe. Mama und Papa meinen es ernst. Sie sind stärker als ich. Sie streiten sich auch nicht mehr meinetwegen. Sie meinen es ernst. Ich glaube, darauf kann ich mich verlassen!“  

Die Vorschläge in diesen beiden Blogs sind Ausschnitte aus einem begleitenden Therapieprogramm und als Angebote zum Weiterdenken zu verstehen. Vielleicht können Sie sich von den Anregungen etwas „herunterladen“.


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