Gemälde und Grafiken von St. Nikolai Spandau (Teil 2)

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Gemälde und Grafiken von St. Nikolai Spandau (Teil 2)

Spandovia Sacra - Materialien zur Spandauer Kirchengeschichte  
Beitrag Nr. 6, 15. November 2020 − Autorin: Sabine Müller

Aktuell sind im Museum Spandovia Sacra am Reformationsplatz Werke aus der Kunstsammlung unserer St.-Nikolai-Gemeinde zu besichtigen. Sie wurden zusammengestellt unter dem Aspekt:

Auch St. Nikolai verändert sich (Teil 2)


Stiller Winkel in der Jüdenstraße _Alfred Karl Dietmann

Stiller Winkel in der Jüdenstraße 
Alfred Karl Dietmann (1925 Mönchengladbach – 1998 Berlin)
Aquarell, H 38,5 cm x B 48,5 cm (NikSpan Inv.nr. 08.1.059)

Dietmann wollte mit seinen Arbeiten das sich ändernde Gesicht Berlins festhalten (vgl. Gemälde „Behnitz 1974“ in dieser Ausstellung). Und so finden sich auf diesem Bild fast nur Dinge, die es heute (2020) nicht mehr gibt. Der Abbruch der Fachwerkgebäude erfolgte 1979, der Kirchturm von St. Nikolai erhielt 1989 eine neue Haube. Die Kastanie im Vordergrund wurde 2015 gefällt. Man nannte sie den „Gichtbaum vor dem alten Predigerwitwenhaus“; denn die Witwen der Pfarrer stellten angeblich aus den Blüten Heilöl und aus den Früchten eine Salbe gegen Schmerzen her. Da dieses Gemälde im Gemeindehaus am Reformationsplatz 8 dauerhaft ausgestellt wird, befindet es sich nicht in der aktuellen Ausstellung im Museum.


Spandau 1987_W. Merck

Spandau 1987
W. Merck (? – 2008 Berlin), Lehrer in Spandau
Radierung, H 29,5 cm x B 39,0 cm (NikSpan Inv.nr. 08.1.059)

Noch trägt der Turm von St. Nikolai sein Notdach aus der Nachkriegszeit. Die Neubauten an der Havelstraße stehen noch nicht. Daher kann man unge­stört das alte Pfarrhaus der St.-Nikolai-Gemeinde, Reforma­tions­platz 11, und das heutige Museum Spandovia Sacra, Reformationsplatz 12, frei von Norden her anschauen.  


St. Nikolai Spandau, vor 1929?_Hans Szymkowiak (?)

St. Nikolai Spandau, vor 1929?
Hans Szymkowiak (?) (1893 Spandau − 1961 Berlin-Spandau)
Radierung, H 37 cm x B 26 cm (NikSpan Inv.nr. 08.1.065)

Leider ist die Signatur mehr zu erraten als zu lesen. Von Süden folgt der Blick der Potsdamer Straße (seit 1939 Carl-Schurz-Straße) hin zur alten Kirche. Straßenbahn und Autobus symbolisieren die moderne Zeit. Passanten drücken sich an die Hausmauern. Die Straßenmitte bleibt leer; dadurch strahlt das Bild Ruhe aus. Ödnis oder Erhabenheit? In der kolorierten Version wirkt die Szene schon freundlicher.


St. Nicolai, um 1930?_Willi Gericke

St. Nicolai, um 1930?
Willi Gericke (1895 Spandau – 1970 Falkensee)
Radierung, H 36,5 cm x B 27 cm (NikSpan Inv.nr. 08.1.046)

Neben Hans Szym studierten auch Hans Zank und Willi Gericke bei Johann Walter-Kurau (gest. 1932 in Berlin). Hier scheint es, als ob dessen Schüler in eine Art Wettbewerb eingetreten sind. Die Grafik zeigt dasselbe Motiv wie das vorhergehende Bild ‒ jedoch ungleich bewegter. Menschen wuseln über die Straße und über die Schienen. Übrigens: Im Hintergrund ist das heutige Museum Spandovia Sacra gut zu erkennen.


Joachimsplatz Spandau, vor 1939_Willi Gericke

Joachimsplatz Spandau, vor 1939
Willi Gericke (1895 Spandau – 1970 Falkensee)
Kupferstich, H 19,8 cm x B 15,1 cm (NikSpan Inv.nr. 08.1.043)

Das Bild zeigt die heutige Sakristei der St.-Nikolai-­Kirche, links daneben ein Treppen­türmchen, das 1903 angebaut und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder abgerissen wurde; es diente als Fluchtweg für die Seitenempore. 1939 erhielten der nördliche Teil des alten Kirchhofs, der seit dem 18. Jahrhundert Heinrichsplatz hieß, und der südliche Teil namens Joachimsplatz den gemeinsamen Namen Reformationsplatz. Damit wird an die Einführung der Reformation im Kurfürstentum Brandenburg im Jahr 1539 erinnert.


Spandau, Viktoria-Ufer Ecke Kleine Ritterstraße_Hans Zank

Spandau, Viktoria-Ufer Ecke Kleine Ritterstraße
Hans Zank (1889 Berlin ‒ 1967 Falkensee)
Lithografie, H 29,3 cm x B 23,3 cm (NikSpan Inv.nr. 08.1.061)

Beliebtestes Motiv des Spandauer Malerpaares Hans Zank und Willi Gericke: ihre Heimat aus allen Blickwinkeln. Die beiden Künstler entwickelten sowohl privat als auch beruflich eine Symbiose. Die Werke des einen sind von denen des anderen nicht zu unterscheiden. In der Zeit des Nationalsozialismus flüchteten sie sich in die innere Emigration. Im Juli 1945 zogen sie nach Falkensee. Dort ruhen sie in einem gemeinsamen Grab


Rathaus Spandau 1974_Klaus Buschenhagen

Rathaus Spandau 1974
Klaus Buschenhagen (1935 Blandikow/Orstprignitz ‒ 2024 Berlin)
Technik ?, H 41,5 cm x B 53,3 cm (NikSpan Inv.nr. 08.1.057)

Klaus Buschenhagen war nach dem Zweiten Weltkrieg Schüler am Spandauer Kant-Gymnasium, wo er durch sein künstlerisches Talent hervortrat. Später zählte er zu den Mitbegründern der Künstlergruppe „Futura“ und war mehrere Jahre Mitglied im Vorstand des Verbandes Berliner Künstler. Dreizehn Jahre lang arbeitete er als Dozent an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Das hier ausgestellte Bild ist untypisch für Klaus Buschenhagen, der als „Meister der imaginativen Malerei" gilt.


Interaktive 360-Grad-Tour durch Spandovia Sacra vom Keller bis zum Dachboden.


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Kontakt: Spandovia Sacra − Museum von St. Nikolai
Reformationsplatz 12
13597 Berlin 

www.nikolai-spandau.de/museum
museum[at]nikolai-spandau.de

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