Orgelsommer erfolgreich in der zweiten Runde

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Orgelsommer erfolgreich in der zweiten Runde

Rheinische Post vom 6. Juli

Orgelsommer erfolgreich in der zweiten Runde Spannende Gegensätze mit Orgelmusik der Romantik, einer Uraufführung und mit einem Tonband als Duo-Partner.

VON MONIKA KLEIN     

LEICHLINGEN Zählmaschine statt Anmeldeliste und Zuhörer in jeder Bankreihe, mit seitlichem Abstand; Zum zweiten Abend in diesem Leichlinger Orgelsommer hatte die Evangelische Kirchengemeinde schon bis zu 100 Personen zugelassen, alle Plätze gekennzeichnet mit Programmen und Adress-Kärtchen zum Ausfüllen. Nur wenige Plätze blieben frei, und so fiel auch der verdiente Schlussapplaus schon etwas lauter aus.

Kantor Carsten Ehret saß dieses Mal selbst an der Orgel und ließ es zu Beginn erst einmal richtig krachen. Mit aufgeregt bewegten Läufen startete er das Allegro von Felix Mendelssohn-Bartholdy, dem nach einem kurzen Choral die dazugehörige Fuge d-Moll in gleichmäßigem Fluss folgte. Wie Mendelssohn hat sich Anfang, des 19. lahrhunderts auch Robert Schumann mit der strengen polyphonen Kompositionstechnik der Bach'schen Schule auseinandergesetzt und sechs Fugen in diesem Stil geschrieben. Diese „Studien in kanonischer Form", von denen Carsten Ehret vier von unterschiedlichem Charakter vorstellte, waren eigentlich für den Pedalflügel komponiert. Ein Instrument, das sich nicht durchgesetzt hat, weswegen er die Fugen selbst für drei oder vier Hände, Debussy später für zwei Klaviere, bearbeitete. Die Qrgelfassung hat sicher einen besonderen Reiz wegen der differenzierten Registrierungsmöglichkeiten, die Ehret hier nutzte.

Den beiden Vertretern der Romantik, die sich dem musikalischen Erbe verpflichteten, stellte der Leichlinger Kantor zwei zeitgenössische Komponisten gegenüber. Einer saß sogar in der Kirchenbank und applaudierte als erster der Uraufführung seiner „Verwandlung" in der Fassung für Orgel solo. Moritz Laßmann, Jahrgang 1987, hat dieses Stück vor zwei Jahren geschrieben als „Entwicklungsgeschichte eines Akkords". Eine „schleichende Metamorphose in der Harmonik" bewirken die langsam und stetigen Akkorde, die sich nur minimal verändern. Meistens wechselt nur ein Ton, und doch ändern sich Klangfarbe und Charakter ständig in kleinen Nuancen. Tatsächlich erweckt diese ruhig schreitende Musik, über der sich eine Melodie entwickelt, den Eindruck eines Kaleidoskops, in dem sich bei Drehung die bunten Glasstücke zu immer neuen Bildern verschieben.

Ein besonderes Hörerlebnis, dem ein noch ungewöhnlicheres folgte. Duo- und auch Triobesetzungen hat es im Leichlinger Orgelsommer schon gegeben, aber bisher immer mit Menschen aus Fleisch und Blut. Ehret hat sich dieses Mal einen elektronischen Duo-Partner ausgewählt, keine schlechte Idee unter Corona-Bedingungen. Geschrieben hat der britische Komponist Jonathan Harvey seine „Toccata for Organ and tape" allerdings schon vor 40 Jahren: Als zusätzliche Klangquelle startete Ehret zunächst ein Zuspielband, bevor er selbst seinen passenden Orgelpart in die konservierten Geräusche mischte: Eine spannende Erfahrung, insbesondere dann, wenn sich Orgel und Tonbandaufzeichnung annäherten. , Mit einem bewegten Finale aus g-Moll-Senate des Schweden Oskar Lindberg endete dieses außergewöhnliche Konzert mit vollem Sound.

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