Gedanken zum Wochenspruch für den 16. Sonntag nach Trinitatis

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Gedanken zum Wochenspruch für den 16. Sonntag nach Trinitatis

Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.   2. Tim 1, 10b

Liebe Schwestern und Brüder!

Das, was der Apostel hier in seinem 2. Brief an Timotheus schreibt, ist im Grunde genommen die zentrale Aussage unseres Glaubens wie in einem Brennglas auf den Punkt gebracht. Das ist es, worum es in unserem Glauben geht und darauf baut all unser Vertrauen. Wir bauen eben darauf, dass durch das Kommen Christi in diese Welt, durch seinen Tod am Kreuz und durch seine Auferstehung dem Tod die Macht genommen ist und dass dadurch das, was wir sind, was jeden einzelnen von uns als Individuum ausmacht, nicht verloren ist, sondern in Christus alle Zeiten und auch alle Schrecknisse überdauert.

Warum sage ich das jetzt so fundamental? Der Apostel schreibt dieses Wort seinem Freund und Anvertrauten Timotheus, um ihm Mut zu machen, auf dem Weg des Glaubens weiterzugehen, damit er in den Wirren seiner Zeit nicht aufhört, an dem festzuhalten, was ihn wirklich tragen kann. Und manchmal braucht man eben auch solche fundamentalen Worte, um sich wieder einmal sicher zu werden bei allem oft so drum herumreden aber auch in den vielen Glaubensrichtigen und Meinungen auch unserer Tage. Denn der Tod scheint gerade in unserer Zeit eine besondere Ernte einzufahren. Liegt es nun daran, dass wir heute so gut vernetzt sind, dass wir jederzeit wissen, was auf dieser Welt geschieht oder daran, dass heute wirklich mehr gestorben wird als zu anderen Zeiten, Tatsache ist doch, dass kein Tag vergeht, ohne dass nicht in den Nachrichten davon berichtet wird, wie viele Tode es wieder einmal gegeben hat, sei es in diesem fürchterlichen Krieg in der Ukraine oder dem nicht weniger grausamen Konflikt im nahen Osten. Und da fragt man sich dann schon, was denn wohl ein Mensch in den Augen der Welt so wert ist. Scheinbar dann doch wohl so wenig, als dass man ihn nicht auch einfach opfern könnte. Und was wird dann aus all denen, die oft in viel zu jungen Jahren ihr Leben lassen müssen und zum Kollateralschaden in sinnlos geführten Kriegen werden. Die Vorstellungen sind da ja heute sehr vielfältig. Das geht dann los mit der Wolke, auf der unsere Verstorbenen sitzen bis hin zur Wiedergeburt in einem anderen Leben. So versucht man sich zu trösten. Und doch bleibt immer ein fahler Geschmack. Stimmt das alles, was man so sagt? Sind unsere Toten nicht doch einfach nur weg und haben dann die, die jung ihr Leben lassen mussten einfach nur Pech gehabt? Auch diese, zugegeben, sehr nüchterne Vorstellung gibt es nicht selten. 

Auf der einen Seite finde ich es sehr gut, dass nach so einem tragischen Vorfall wie zuletzt in Solingen ein Gedenkgottesdienst in einer Kirche mit einem richtigen Pastor, der hier die Auferstehung Jesu Christi verkündet und damit auch das unvergängliche Leben eines jeden von uns. Auf der anderen Seite weiß ich nicht, ob das alles nichts anderes als nur eine Zeremonie ist in einer Welt, in der die Menschen nicht mehr an Gott glauben wollen und Christus nicht mehr als den Sohn Gottes anerkennen und stattdessen lieber aus der Kirche als einer überflüssigen Institution austreten. Und was ist dann, wenn es keine Pastoren mehr gibt und alle Kirchen geschlossen sind? 

Das, was der Apostel hier als Trost und Zuversicht seinem Freund schreibt, ist gelebtes Evangelium, also eine Botschaft, mit der der Mensch ernst machen darf und auch muss. Leben ist und bleibt ein Geschenk Gottes, das wir jeder für sich ganz individuell aus seinen Händen empfangen dürfen und dass am Ende zu diesem uns liebenden Vater zurückkehrt. Das aber ist eine Glaubensaussage, die keiner objektiv beweisen, wohl aber im Vollzug seines Lebens erfahren kann und am besten in der Gemeinschaft einer Gemeinde. So sinnlos der Tod ist, so kostbar ist dagegen das Leben. Der eine beendet alles und das andere bleibt erhalten in diesem Gott, der uns alle trägt. Und darin hat der Tod seine Macht verloren. Hier aber hört alle Spekulation über das, was denn dann kommt auf, diese Frage wird nicht beantwortet. Das ist auch nicht wichtig. Viel wichtiger ist für mich der Gedanke, dass das, was ich bin,unverwechselbar in meinem Wesen, bleibt. Ich bleibe ich, das soll mir Trost genug sein. Und ich wünsche uns allen in diesen Tagen, in denen uns der Tod schon fast zu erdrücken scheint, diese Gewissheit, dass uns nichts von der Liebe Gottes scheiden kann, auch der Tod nicht.

In diesem Sinne wünsche ich Euch allen eine gesegnete Woche.      

Euer P. Gräwe            

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