Kantate – Ein Sonntag, wie jeder andere?

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Kantate – Ein Sonntag, wie jeder andere?

Um es vorweg zu sagen: ob ein Sonntag besonders ist, hat jede und jeder von uns in der Hand – oder in der Stimme.

Viele Sonntage haben Namen. Vielleicht haben Sie schon mal von Palmsonntag oder Palmarum, dem Sonntag vor Ostern gehört. Die Namen der Sonntage stammen aus dem jeweiligen Bibeltexten (oft Psalmen) für den betreffenden Sonntag, und zwar aus der Vulgata, der lateinischen Bibelübersetzung. Bis zu Luthers Bibelübersetzung wurden alle Texte in Latein gelesen bzw. gesungen. Die Sonntage der Osterzeit heißen wie folgt:

  1. Quasimodogeniti: „Quasi modo geniti infantes, halleluja, rationabile sine dolo lac concupiscite, hallelujah.“ – Verlangt wie neugeborene Kinder nach der unverfälschten, geistigen Milch, damit ihr durch sie heranwachst und Rettung erlangt. (1.Petrus 2,2)
  2. Misericordias Domini: „Misericordias Domini in aeternum cantabo.“ – Ich will singen von der Gnade des Herrn ewiglich. (Psalm 89,2)
  3. Jubilate: „Jubilate Deo, omnis terra.“ – Jauchzt Gott zu, alle Länder der Erde. (Psalm 66,1)
  4. Kantate: „Cantate Domino canticum novum.“ – Singt dem Herrn ein neues Lied. (Psalm 98,1)
  5. Rogate: (eigentlich Vocem iucunditatis, aber unter dem Namen Rogate als Bittsonntag bekannt) „Vocem iucunditatis annuntiate, et audiatur.“ – Verkündet es jauchzend, damit man es hört! (Jesaja 48,20)
  6. Exaudi: „Exaudi, Domine, vocem meam, qua clamavi ad te.“ – Höre, Herr, meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und gib mir Antwort. (Psalm 27,7)

Wie Sie an dieser kurzen Auflistung sehen können, wird das Singen in der Osterzeit sehr hoch gehoben. Singen ist ein Grundbedürfnis! Bei Geburtstagen, Feiern und sogar im Fußballstadion wird gesungen.

In der Bibel finden wir zahlreiche Hinweise darauf, dass Gottesdienste und Feste mit Musik und Gesang bereichert wurde. Musik und in besonderem Maße Gesang verbindet uns miteinander. So wird das Grundbedürfnis Singen zu einem Grundelement des Glaubens und der Gemeinschaft miteinander und verbindet uns sogar mit Gott. 

Ganz egal, ob uns nach Jubeln, Klagen oder Trostsuchen zumute ist, wir können es im Singen ausdrücken. Ob wir das „Jubilate Deo“ anstimmen oder das „Herr, bleibe bei uns“, ob „Suchen und Fragen“ oder „Lobe den Herren, den mächtigen König“, wir erleben Gemeinschaft.

Warum wir singen

Wir bringen in unseren Liedern unsere Anliegen vor Gott. Und Gott hört uns, er hört unsere Stimmen und auch unsere Stimmung. Im Singen verleihen wir auch der Botschaft Gottes Ausdruck, so wird unser Gesang zur Verkündigung.

Und so verstehen sich unsere Kirchenmusiker:innen und Kirchenchöre. Sie sind Botschafter:innen des Evangeliums, die mit ihren Chorälen und Motteten zum Glauben einladen.

Die Sängerinnen und Sänger in den Kirchenchören singen aus Freunde,

  • weil es ihnen Spaß macht,
  • weil es gut tut,
  • weil es die Gemeinschaft fördert und Menschen verbindet,  
  • aber auch, um von Gott zu erzählen,
  • um Glauben zu wecken und Glauben weiterzutragen
  • und Jesus lebendig zu halten in Herz und Sinn.

Gesang gehört fundamental zum Glauben. Wenn wir in den Kirchen singen, verkündigen wir das Evangelium und hoffen, dass es ansteckend wirkt und viele zum Mitsingen – und das heißt ja zum Mitglauben – bewegt werden.

In den Gottesdiensten singen wir das Lied von Jesus, das Lied vom Leben, das Lied von der Liebe, das Lied von Frieden und Erfüllung. So werden am Sonntag Kantate viele Chöre in den Gottesdiensten singen und viele animieren fröhlich und kräftig mitzusingen.

Und auch, wenn kein Chor singt, lassen Sie sich von Ihrem Kirchenmusiker, Ihrer Kirchenmusikerin und der Orgel, dem Klavier, der Gitarre anregen, Ihre Stimme laut und kräftig zu erheben und mitzusingen.

Finden Sie Ihre Stimme, finden Sie die Befreiung durch Ihren Gesang – und ganz nebenbei kräftigen Sie Ihre Lunge und stärken so Ihre Gesundheit.

Erika Engelhardt, Kirchenmusikerin in der Luthergemeinde

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