Erinnerung an Tharsander (1692-1765)

# Museum

Erinnerung an Tharsander (1692-1765)

Am Freitag, dem 7. Juni 2024, wurde um 16 Uhr am alten Germendorfer Pfarrhaus ein Gedenkstein für Georg Wilhelm Wegner enthüllt.

Germendorf ist seit 2003 ein Ortsteil von Oranienburg. Jahrelang bemühte sich eine tatkräftige Bürgerinitiative darum, den ehemaligen Ortspfarrer und Gelehrten Georg Wilhelm Wegner an seinem Wirkungsort nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Nun war die Initiative erfolgreich und auch dank großzügiger Spenden sowie mit Unterstützung der evangelischen Kirchengemeinde ist es gelungen, diesen außergewöhnlichen Menschen mit einem Denkmal zu ehren.

An dem Langzeitprojekt arbeiteten mit: als Initiatoren und Sponsoren Gloria und Siegfried Eichholz, Marianne und Hans-Joachim Luth sowie Armin Lutz. Hans-Joachim Winzler, Inhaber der Kiesgrube Falkenthal bei Bergsdorf, stiftete einen schönen, ca. 2,5 Tonnen schweren Findling und übernahm auch die Transporte. Steinmetz Ömür Güldaş brachte die Bronzeplatte an und setzte den Stein, beides ebenfalls ehrenamtlich.

Pfarrer Florian Lengle begrüßte die zur Einweihung des Gedenksteins Versammelten. Auch Pfarrer i. R. Arndt Farack sprach ein Grußwort. Danach gab Marianne Luth einen kurzen Überblick über Leben und Werk Georg Wilhelm Wegners. Schließlich hatte Sabine Müller von der evangelischen Kirchengemeinde St. Nikolai in Berlin-Spandau die Ehre, das Denkmal mit den Worten "Er hat es verdient!" zu enthüllen. Seit über 20 Jahren ist sie beruflich mit Wegners literarischem Erbe beschäftigt. 

Wer war Georg Wilhelm Wegner? 
Er wurde am 10. September 1692 als Sohn des Oranienburger Bürgers Martin Wegner und dessen Ehefrau Sophie geboren. Nach seiner Zeit als Schüler auf dem Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin besuchte Georg Wilhelm an den Universitäten in Halle und Jena Vorlesungen in Philosophie, Theologie, Kirchengeschichte und Physik. Außerdem begeisterte er sich für Geometrie. Lesen und Studieren waren seine große Leidenschaft. In seiner Autobiografie schreibt er: "Meine Begierde zu lesen war unersättlich."

Georg Wilhelm Wegner wurde 1721 Pfarrer in Germendorf und Nassenheide. Er heiratete die Küstertochter Anna geb. Pflug. Das Paar hatte zwei Söhne. Trotz der schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse blieb die Familie in Germendorf. Einen Großteil seines Einkommens investierte Wegner in Bücher. 1727 brannte es im Pfarrhaus und von seinen 600 Büchern konnte er 100 retten, indem er sie zum Teil selber aus dem Fenster warf. Der Pfarrer las nicht nur Bücher, sondern schrieb auch viele. Als Herausgeber der Zeitschrift Schauplatz nannte er sich ab 1733 Tharsander (griech. Mutiger bzw. Starker). In seinen Werken setzte sich Wegner mit dem Aber- und Gespensterglauben seiner Zeit auseinander. Dabei war er bereits dem Kerngedanken der Aufklärung verpflichtet. "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!", so formulierte diesen Immanuel Kant 1784 griffig.

Nach kurzer Krankheit verstarb Georg Wilhelm Wegner am 16. August 1765 und wurde in der Mitte der Germendorfer Kirche beigesetzt. Seine umfangreiche Büchersammlung vermachte er der Bibliothek der Spandauer St.-Nikolai-Kirche, zu deren Kirchenkreis Germendorf damals gehörte. Dort sind Wegners Bücher heutzutage immer noch zu finden im Museum Spandovia Sacra am Reformationsplatz.

Bei strahlendem Sonnenschein wurde nach dem Festakt auf die gelungene Initiative angestoßen und der Nachmittag klang mit angeregten Gesprächen aus.

Dies könnte Sie auch interessieren