500 Jahre Evangelisches Gesangbuch: Davon ich singen und sagen will

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500 Jahre Evangelisches Gesangbuch: Davon ich singen und sagen will

Meist schwarz und in jedem Fall schweigend stehen rund 150 Gesangbücher im Depotkeller unseres Kirchenmuseums Spandovia Sacra. Hier werden vorwiegend deutschsprachige Ausgaben aus den Jahren ab 1850 aufbewahrt. Massenware von keinem nennenswerten materiellen Wert. Allein das Evangelische Gesangbuch für Brandenburg und Pommern, 1931 in Berlin erschienen, ist fünfzehn Mal vertreten. Dennoch gleichen sich die Bücher nicht wie ein Ei dem anderen. Es gibt große und kleine Formate, Papp-, Leder- oder Samteinbände, Goldschnitt, Schuber mit und ohne Prägung, sogar mit Perlmuttapplikation - oder doch ganz schlicht. 

Besonders durch die Spuren, die die ehemaligen Besitzerinnen und Besitzer hinterlassen haben, wird jedes dieser Gesangbücher zu einem Unikat. Man kann spüren, mit wie viel Liebe und Respekt sie benutzt wurden. 

Da viele der Bücher Konfirmationsgeschenke waren, finden sich Widmungen. Den jungen Menschen gaben die Paten sorgfältig ausgewählte Bibelverse mit auf den Lebensweg. Die Umschläge wurden bestickt, bemalt, beklebt. Sie tragen Initialen und Gebetszeilen. Stammbuchbildchen dienten als Lesezeichen, ebenso Fotos von Kirchen, von Pfarrern, von Verwandten, von Freundinnen, vom Elternhaus. So berichten uns diese vermeintlich stummen Zeugen sehr anschaulich von gelebtem Glauben und Gottvertrauen. 

Die Evangelische Kirche Deutschlands (EKD) begeht in diesem Jahr das Jubiläum „500 Jahre Evangelisches Gesangbuch“. Weitere Informationen bietet die Webseite mit-herz-und-mund.de.

Sabine Müller, Museumsleiterin

Dieser Text erschien zuerst im Gemeindebrief St. Nikolai Berlin Spandau, Ausgabe Juni-August 2024, S. 13 f.

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