Lese-Andacht zum 7. Sonntag nach Trinitatis

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Lese-Andacht zum 7. Sonntag nach Trinitatis

Ich bin Niederländer und lebe in Deutschland. Und Fußball ist dann ein schönes Thema untereinander. Viele Menschen in meine Umgebung waren sehr enttäuscht über den Schiedsrichter. Ich hatte mehr von der Mannschaft erwartet. Für uns alle hat der Philosoph Arthur Schopenhauer einige tiefe Gedanken. Der Erste ist, dass Mitleid uns schützt von Egoismus. Obwohl ich die Spanier einfach besser fand, habe ich Mitleid, weil es einige fragwürdige Momente gab während des Spiels.

Schopenhauer sagt, dass Misserfolge und Schwierigkeiten ihren Nutzen haben, da sie uns vor Arroganz und vor ungebremster Torheit bewahren. Wir haben, ich auch, geglaubt an das Sommermärchen. Das es kein erreichbares Ziel war, macht uns unglücklich und vielleicht eifersüchtig. Die Quelle unserer Unzufriedenheit liegt in ständigen Versuchen, unsere Ansprüche zu erhöhen, sagt Schopenhauer. Dagegen hat jeder hat einen eigenen Horizont des Erreichbaren. Wenn ein erreichbares Ziel in Sicht ist, fühlen wir uns glücklich.

Für Schopenhauer sind das alles „Stimmungen“. Und er sah den Wechsel der Stimmung positiv. Er verglich ihn mit der sich ändernden Beleuchtung einer Landschaft, die uns immer wieder neu entzückt. Und er betonte, dass Zufriedenheit und innerer Friede mehr sind als nur eine gute Stimmung. Sie gehören zum Höchsten, was der Mensch in seinem Leben erfahren kann. Sagen wir mal, Schaffen kann.

Und plötzlich sprechen wir nicht nur über Fußball, sondern auch über Politik. Die Größe unserer vernünftigen Wünsche hinsichtlich des Besitzes zu bestimmen, ist schwierig. Zufriedenheit beruht auf dem Verhältnis zwischen Ansprüchen und Besitz. Unsere Unwissenheit über das, was die Zukunft bringt, macht das Leben zu einer Art Spiel, bei dem wir uns unter dem Auge des Schlächters wie Lämmer im Feld fühlen.

Was ist wirklich vernünftig? Schopenhauer denkt, dass Frieden und Zufriedenheit nicht nur äußere Umstände, sondern auch innere Einstellungen sind. Und ja, es gibt schreckliche Menschen. Und ja, das Leben ist vor allem ungerecht für viele. Und anscheinend lässt sich das von Politiker nicht ändern, wenn wir unsere Wahl machen, wie wir sie machen. Überall in Europa suchen Menschen Extreme und grenzen einander aus.

Aber, wäre es nicht schön, wenn wir uns nicht in Hass und Wut begegnen und die wenige Zeit, die wir auf diese Erde haben, verlieren in Unzufriedenheit und Habgier und böse Gedanken über Andere?

Ich habe Schopenhauer gewählt, weil er von Zufriedenheit und innerliche Frieden spricht. Das können, denke ich, alle Menschen nachvollziehen. Wir können das schaffen sozusagen.

In dieser Zeit geht es zu weit, zu sagen: Wehrt euch nicht gegen Menschen, die euch etwas Böses antun! Sondern wenn dich jemand auf die rechte Backe schlägt, dann halte ihm auch deine andere Backe hin! (Matthäus 5, 39).

Oder?

Erik-Jan Stam, Gnadau

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