Andacht zum 8. Sonntag nach Trinitatis

# Andacht

Andacht zum 8. Sonntag nach Trinitatis

Wandelt als Kinder des Lichts;

die Frucht des Lichts ist laute Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. 
Leitvers für die kommende Woche „Damals in der dunklen Zeit war dieser Mann für mich ein einziger Lichtblick“

Karl hatte sich noch ein Bier aus dem Keller geholt, bevor er sich nun wieder auf der uralten Hollywoodschaukel niederließ. So als wolle er seine Gedanken ordnen, brauchte es einen Moment bevor er weiterredete: „Sehen Sie, damals wurde es um uns herum immer gewalttätiger. Wir nahmen es am Anfang kaum wahr, oder besser nicht ernst. Es gab ja schließlich immer schon welche, die „Auf Krawall gebürstet“ waren und deren Reden ausgesprochen aggressiv und hasserfüllt waren. Bis es begann auf die „Mitte der Gesellschaft“ abzufärben. So würde man das heute wohl nennen, oder? Als wir endlich kapiert hatten, wohin das führen würde, war es zu spät und wir lebten in einer Diktatur, mit gleichgeschalteten Medien, mit staatlich verordneter Verfolgung und einem parteihörigen „Rechtssystem“.“
Wieder entstand eine Pause, die länger dauerte als ein paar Schlucke aus der Bierflasche.
„Aber ich wollte ihnen ja von ihm erzählen. Von meinem Lichtblick in düsterer Zeit. Von außen gesehen war nichts Besonderes an ihm. Aber wenn er mich anschaute, mit mir redete, oder wenn ich ihn im Umgang mit anderen erlebte, dann war da etwas ganz Einzigartiges. Nehmen Sie nur seine schier unendliche Güte. Es gab niemanden, dem er nicht mit Wohlwollen und Wertschätzung begegnete. Sehen Sie, in meiner Zeit hatte ein Mann stark zu sein und sich zu behaupten. Und das hieß, sich abzugrenzen gegen alle die „nicht ins Bild“ passten. Er aber scherte sich nicht darum, begegnet auch denen freundlich, die alle nur verachteten, half, wo er konnte.
Nur wenn es zu Ungerechtigkeiten kam, konnte er richtig laut werden. Nicht zu Ungerechtigkeiten ihm gegenüber, sondern zu Unrecht gegenüber anderen Menschen. Ich weiß nicht, wie viele Male ich ihm geraten habe, doch lieber leise zu sein. Schließlich war es nicht ungefährlich sich für die einzusetzen, die alle anderen nur „weghaben“ wollten.  

Einmal haben sie ihn sich schließlich „vorgeknüpft“ und mit allerlei Drohungen und wohl auch mit Gewalt versucht zum Schweigen zu bringen. Das hat ihn sehr erschüttert. Vor allem, weil seine Freunde nichts dagegen unternahmen. Aber es hat ihn nicht davon abgehalten, eine Lüge eine Lüge zu nennen und vor allem seinem Glauben zu folgen. Dessen Werte waren ihm wichtiger als alles andere“
Wieder entstand eine lange Pause in die hinein ich fragte: „Und was ist aus ihm geworden?“
„Wie schon gesagt, nichts Besonderes. Er hat einfach immer so weiter gelebt ist seiner Linie treu geblieben, bis er im hohen Alter verstarb. Aber vergessen werde ich ihn nie.“

Ulf Rödiger, Pfarrer im Pfarrbereich Ev. Kirchspiel im Saale - Elbe - Winkel und Vertretungsdienst im Pfarrbereich Barby

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