„Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt!“ ist einer der Sätze des ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm, der es, im Wortsinne auf den Punkt bringt. Seit März 2021 bekennt sich Fehmarn zum „sicheren Hafen“, und signalisiert damit seine Bereitschaft, mehr als die nach offiziellen Schlüsseln vorgesehenen Geflüchteten aufnehmen und integrieren zu wollen. Einen Teil dieser Integrationsaufgabe leistet die Stabsstelle Asyl der fehmarnschen Verwaltung. Fehmarn kümmert sich. Fehmarn unterstützt. Geflüchteten, die besonderen Schutz benötigen, z. B. wenn eine Rückschiebung in eines der als sicher deklarierten Ersteinreiseländer droht, oder gar eine Abschiebung, die aus humanitären Gründen besonderes traumatisch wäre, gewährt die Gemeinde St. Nikolai auf unserer Insel in besonderen Fällen Kirchenasyl.
Nora stehen Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein ist seit Beginn dieser Woche auf einer Fahrradtour durch die Kirchenkreise Plön-Segeberg und Ostholstein. Auf ihrer Route besuchte sie bisher die Gemeinden Preetz, Schönberg, Plön, Hansühn, Schönwalde, das Kloster Cismar, Kellenhusen, Neukirchen und Großenbrode. Die letzte Station dieser besonderen Pilgerreise war am Donnerstagabend und Freitag Vormittag die Insel Fehmarn. Bettina Axt, eine der beiden Burger Pastorinnen freute sich: „Sie hat Lust, in sommerlicher Atmosphäre Kirchengemeinden kennenzulernen und etwas von dem mitzuerleben, was uns gerade beschäftig. Die Einladung, das Kirchenasyl einmal vor Ort zu erleben, hat bei ihr großen Anklang gefunden.“
Und dann kam sie, mit einem kurz vorher erst gemeinsam mit ihrer Tochter erworbenen E-Bike. Per Fahrrad-Shuttle von Großenbrode erreichte sie am Donnerstagabend Burg, wo sie im Hof vor dem Gemeindehaus an einer langen Tafel mit den Pastorinnen Dr. Susanne Platzhoff und Bettina Axt, Daniel Hettwich, dem Flüchtlingsbeauftragten des Kirchenkreises, Ehrenamtlichen des Arbeitskreises „Sicherer Hafen Fehmarn“, vielen Kirchengemeindenratsmitgliedern, und Ehrenamtlichen und Menschen, die aktuell auf Fehmarn Kirchenasyl genießen einen entspannten Abend unter dem Motto „Von uns allen – für uns alle“ mit vielen Gesprächen, Impulsen und Eindrücken genoss. „Für mich ist diese Reise ein Pilgerweg, auf dem ich das Tempo verlangsamen und mich auf menschliche Begegnungen konzentrieren werde. Ich freue mich auf viele Menschen, die unsere Kirche zu der machen, die sie ist.“ hatte sie vor Antritt der Reise gesagt. Diese Freude war ihr anzumerken.
Bevor sie am Freitagmorgen nach Dänschendorf aufbrach, um dort die Klinik für Suchttherapie Life Challenge Fehmarn zu besuchen, besuchte die Bischöfin das Rathaus Fehmarns. Dirk Frohberg als erster Stadtrat freute sich gemeinsam mit Bürgervorsteher Holger Micheel-Sprenger über den Gast. Sie seien gespannt, wie es sich kirchlich auf Fehmarn in Zukunft entwickeln werde, so der Hausherr. Der Bürgervorsteher zeigte sich zuversichtlich, bei ihrem nächsten Besuch könne die Bischöfin die Fehmarnsundbrücke, das Tor nach Europa wieder per Fahrrad überqueren. Obwohl die Geistliche die Navigation ihres Handys nutzt, gab er ihr sicherheitshalber eine Fahrradkarte der Insel mit.
„Mit großen Dank und großer Freude...“ begann die Bischöfin ihren Eintrag ins Goldene Buch, dem Gästebuch der Stadt Fehmarn. Eine goldene Anstecknadel der Insel Fehmarn, die ihr der Bürgervorsteher überreichte, prangte sofort auf ihrem Revers. „Fehmarn steht ihr gut!“ hörte man von einem der anwesenden Gäste.
Auf ihren Zweirädern brachen Pastorin Dr. Susanne Platzhoff, Bischöfin Nora stehen und Kirchengemeinderatsmitglied Gesine Hansen anschließend in verschiedene Richtungen auf. Mit guten Ratschlägen zur Route nach Dänschendorf wurde die Bischöfin von den Pastorinnen, dem ersten Stadtrat, dem Bürgervorsteher sowie Jörg Ehlers vom Arbeitskreis „Sicherer Hafen Fehmarn“ verabschiedet. Auf Ehlers Rücken war deutlich zu lesen „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt!“
Die Fahrradtour endet am 28. Juli um 10:00 Uhr mit einem Gottesdienst im St. Petri-Dom zu Schleswig. Ob sie das Zitat Bedford-Stroms in ihre Predigt einbauen wird, wenn sie sich an ihre Pilgerreise erinnert?