Eine Begegnung mit Gott

# Andacht to go

Eine Begegnung mit Gott

Ein sonniger Nachmittag...

... auf der Nordseeinsel Baltrum: Es sind Herbstferien. Die Insel ist gut besucht. Kurz vor 15.00 Uhr begebe ich mich in die katholische Kirche St. Nikolaus. Dieses schlichte Gebäude mit seinem Innenhof und den schönen Fenstern und dem Reeddach beeindruckt mich immer sehr. 

Einfach sitzen. Die Stille in all dem touristischen Trubel wirken lassen. Ich hatte allerdings vergessen, dass die Gemeinde regelmäßig nachmittags Kurzandachten anbietet. Das fällt mit erst wieder ein, als die junge Pastoralreferentin mit ihrer Gitarre den Raum betritt. Mit ihr kommt noch ein Ehepaar herein. Ich bin in einer Zwickmühle. In einer viertel Stunde bin ich verabredet. Eigentlich müsste ich jetzt gehen. Sähe vermutlich doof aus (und es sind ja eh schon so wenige). Eher aus „beruflichem“ Pflichtbewusstsein als aus Motivation bleibe ich. Dann muss meine Verabredung eben etwas warten. 

Ich will mich auf diese unplanmässige Situation einlassen. Sie begrüßt uns und legt dabei ihre Mappe zur Seite. Eigentlich wollte sie uns den Sonnengesang des heiligen Franziskus noch einmal näher bringe. Aber sie entscheidet sich anders. Sie fragt uns, wo wir herkommen und wie wir heute hier in der Kirche „gelandet“ sind. Ich bin ehrlich und berichte von der eher unplanmässigen Begegnung. Das Ehepaar teilt mit, dass sie sich sehr auf die Insel gefreut hätten. Und jetzt fühlten sie sich von den vielen Menschen eher bedrängt. Es entwickelt sich ein Gespräch. Ich höre von Ängsten, Hoffnungen und Sorgen. Wir beten gemeinsam das Vater Unser und der Segen wird über uns gesprochen. Mit einer gewissen Vertrautheit gehen wir auseinander. Wie gut, dass ich mich eingelassen habe. 

Im Rückblick auf die Situation fallen mir zahlreiche Situationen ein, bei denen ich Ähnliches erlebt habe. Eine Begegnung mit Gott geschieht oft scheinbar zufällig. Dann, wenn wir gar nicht damit rechnen oder wenn es uns eher nicht in den Kram passt. Die Bibel berichtet übrigens von zahlreichen Begebenheiten dieser Art. Offenbar lässt sich Gott durch meine Unpässlichkeit oder Lustlosigkeit nicht abschrecken, wenn er mir etwas zu sagen hat. Eigentlich ein gutes Gefühl. Anders als zwischen uns Menschen gibt Gott sein Bemühen nicht auf, uns zu treffen. Auch ganz unerwartet.

HERR, du erforschest mich und kennest mich. Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es; du verstehst meine Gedanken von ferne.

So beginnt der 139. Psalm. Und dann hören wir, dass Gott uns nachgeht, uns aufspürt, uns sucht und nicht aufgibt. Eine Ahnung davon durfte ich in der Baltrumer Inselkirche bekommen. Und ich durfte wieder einmal spüren, dass Gott mich anspricht, wenn ER es für richtig hält. Nicht ICH.

Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit!

Ihr Diakon Christian Busch

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