Bodenständig arbeiten

# Ho Hoffnungszeichen

Bodenständig arbeiten

Als Küster und Hausmeister in der Hoffnungsgemeinde 

Interview mit Reiner Kämmerer. Er ist einer der Hausmeister und Küster in der Hoffnungsgemeinde.

Die Fragen stellte Anne Gilly.

 

Lieber Reiner, seit wann arbeitest Du als Küster und Hausmeister in der Hoffnungsgemeinde? 

Seit Januar 2022, also knapp drei Jahre. Nach meinem BWL Studium habe ich über 30 Jahre lang im Vertrieb gearbeitet. Ich war bei unterschiedlichen Firmen angestellt, zuletzt bei der Mainova, hier habe ich Geschäftskunden mit Energie versorgt. 

 

Vom Vertriebler zum Küster/Hausmeister, das ist ja ein richtiger beruflicher Neuanfang! Was hat Dich dazu bewogen, Dich für diese Stelle zu bewerben?

Erst einmal wollte ich nach vielen Jahren mit Vollzeitjob meine Arbeitszeit reduzieren, um mehr Zeit für Anderes zu haben, z.B. meine Familie. Da kam es mir sehr entgegen, dass das hier eine Teilzeitstelle mit 50% ist. Außerdem habe ich gemerkt, dass ich so am Ende meines Berufslebens auch gerne etwas zurückgeben möchte. Ich hatte viel Glück in meinem Leben, ein gutes Elternhaus, eine gute Ausbildung, einen guten Job. Dafür bin ich dankbar und ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist. Durch meine Arbeit hier möchte ich daher gerne etwas von dem Guten, das ich erlebt habe, zurückgeben. 

 

War es für Dich naheliegend für eine Kirchengemeinde zu arbeiten oder war Dir das zunächst eher fremd?

Nein, so eine Kirchengemeinde ist mir sehr vertraut, die evangelische Kirche begleitet mich schon mein ganzes Leben. Ich bin evangelisch aufgewachsen, war oft im Kindergottesdienst. Wir hatten hier eine tolle Gemeinschaft. Später war es für mich selbstverständlich, mich konfirmieren zu lassen, kirchlich zu heiraten. Das gehörte für mich immer dazu. Und Kirche, das ist ja auch Kontakt mit verschiedenen Menschen, gelebte Gemeinschaft und Zusammenhalt. Das ist mir wichtig. 

 

Kommen wir mal zu Deinen Aufgaben: Was genau machst Du eigentlich als Küster und Hausmeister?

Ich kümmere mich um jegliche Reparaturen in allen Einrichtungen der Evangelischen Hoffnungsgemeinde, dazu gehören die Matthäuskirche, das Gemeindezentrum in der Hafenstraße und die Kaffeestube in der Gutleutstraße. Entweder übernehme ich die Reparaturen und Instandsetzungen selbst oder ich kontaktiere die entsprechenden Handwerker*innen. Zusätzlich habe ich mit den Vermietungen der Räumlichkeiten zu tun, es geht hierbei um Terminabstimmungen, Einweisungen etc. Zusammen mit Mohammad Khuder, unserem zweiten Küster und Hausmeister, sorge ich außerdem dafür, dass die Räume sauber sind und alles Notwendige da ist und übernehme notwendige Besorgungen. Und ich bereite alles für die Gottesdienste vor, z.B. die Ausgestaltung des Kirchenraumes, den Kirchenkaffee im Anschluss oder auch alles, was für das Abendmahl benötigt wird. Es kommt auch vor, dass ich mich einfach mit den Leuten in den Einrichtungen unterhalte, etwa in der Kaffeestube, hier ergeben sich über die Zeit immer wieder nette Gespräche und Begegnungen mit Menschen aus unterschiedlichen Lebensbereichen. 

 

Wie geht es Dir mit Deiner Arbeit hier? 

Sehr gut, ich gehe jeden Tag gerne zur Arbeit. Es ist ein gutes Miteinander, viele liebe Menschen, eine gute Atmosphäre. Besonders Spaß macht mir der Kontakt mit den Leuten, das brauche ich richtig. Mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen, mit Gemeindemitgliedern, mit Personen, die die Räume anmieten, oder Besucher*innen der Kaffeestube. Hier trifft man auf Menschen mit unterschiedlichen Herkünften und Schicksalen, das interessiert mich sehr. Mit diesen Menschen in Kontakt zu stehen hilft mir, bodenständig zu bleiben.

 

Womit wir beim Thema dieses Gemeindebriefs wären. Bodenständig, bodennahe, geerdet – welche Rolle spielt das für Dich und Deine Tätigkeit hier?

Ich bin ein bodenständiger Typ. Nicht abgehoben, immer wissen, woher man kommt, das ist mir wichtig. Das habe ich auch von zu Hause mitbekommen, von meinen Eltern und Großeltern. In meiner Arbeit erlebe ich das wie gesagt zum einen, wenn ich mit Menschen zu tun habe, denen es viel schlechter geht als mir. Das erdet mich und macht mir immer wieder bewusst, dankbar zu sein. Und zum anderen möchte ich mit meiner Arbeit bodenständig einen Beitrag dazu leisten, dass hier alles läuft, dass die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden ihre Arbeit gut machen können. Zum Beispiel, indem ich eben mit Blick auf einen Gottesdienst dafür sorge, dass die Gemeinde ansprechende Räumlichkeiten vorfindet und alles dafür gerichtet ist. Ich freue mich, wenn ich auf diese Weise einen Beitrag dazu leisten kann, dass die Kirche ihren Sinn und Zweck in unserer Gesellschaft erfüllt. 



P.S. Auf dem Foto zu sehen: Mohammad Khuder und Reiner Kämmerer v.l.n.r.

Dies könnte Sie auch interessieren