"Barber-Angels" zu Gast in Johanneskirche

# Neuigkeiten

"Barber-Angels" zu Gast in Johanneskirche

Es sind schon ganz besondere Engel, die am Ewigkeitssonntag zu Gast in der Korbacher Johanneskirche waren: schwarz gekleidet, in Kutte und mit Schere und Fön im Gepäck. Die „Barber Angels“, allesamt Friseurinnen und Friseure, die bedürftigen Menschen zu einem neuen Haarschnitt verhelfen.

Pfarrerin Sonja Lessing-Rümpler hatte zusammen mit dem Korbacher Friseur, Mustafa Akbas, den Kontakt zu den Engeln geknüpft. Akbas ist schon seit längerer Zeit bei den „Barber Angels“ aktiv“ und wollte dieses Angebot auch in seine Heimatstadt bringen. Nach mehreren Anläufen hat es endlich geklappt. Sonja Lessing-Rümpler hatte im Vorfeld bei der Korbacher Tafel geworben und bei einigen Familien in der Nachbarschaft, „von denen wir wissen, dass ein normaler Friseurbesuch kaum bezahlbar ist“. Und so kamen Kinder, Erwachsene, gleich welchen Glaubens und egal welcher Herkunft, um in den Genuss eines neuen Haarschnitts zu kommen.

„Es war auch ein Spagat, ausgerechnet zum Ewigkeits – oder Totensonntag, den Termin mit den Barber Angels anzubieten“, sagt die Korbacher Pfarrerin. Sie zog bereits im vorangegangenen Gottesdienst einen gelungenen Bogen zu den „Engeln“ und stellte der Gemeinde diese Initiative vor. Denn geschnitten wurde dort, wo zuvor gebetet und gesungen und an die Verstorbenen erinnert wurde.

Bei einem kurzen Gespräch mit dem Regionalleiter der Barber Angels, „Centurio Freddy“, alias Serdal Aslar aus Kaufungen, wird  klar: Diese Friseurinnen und Friseure brennen für das, was sie tun und wissen, wie viel ein frischer Haarschnitt ausmacht, wie viel Selbstsicherheit er geben kann.

„Wir wollen etwas Gutes tun, einen Teil, von dem, was wir können, an bedürftige Menschen weitergeben“, sagt Aslar und man merkt ihm an, wie wichtig ihm dieser Gedanke ist.

„Wissen Sie“, sagt er, „normalerweise unterhält man sich im Salon mit den Kunden über Mode, über das Fernsehprogramm des Abends oder übers Wetter. Wenn wir mit den Barber Angels unterwegs sind, spielen existentielle Dinge eine Rolle: Wohnungs- und Arbeitssuche und Armut.“

Für viele Bedürftige biete der Besuch bei den Barber Angels die Möglichkeit, über sichselbst zu reden. „Das alles erdet einen“, sagt Aslar. Neues Selbstbewusstsein sei das eine, was ein neuer Haarschnitt hervorbringe, nicht wenige hätten nach dem Friseurbesuch bei den Engeln sogar einen neuen Job gefunden oder die lang ersehnte Wohnung.

Die Initiative zur Gründung der „Barber Angels Brotherhood“ ging von Friseurmeister Claus Niedermaier aus, der im oberschwäbischen Biberach einen eigenen Friseursalon betreibt. Nach einem Fernsehbericht über obdachlose Menschen entwickelte er mit einem befreundeten Kollegen daraufhin das Konzept der Barber Angels und gründete im November 2016 den Klub, der Ende 2017 ein eingetragener Verein wurde.

Weit über 400 Mitglieder hat der Verein in der Zwischenzeit, nicht nur in ganz Deutschland, auch in Österreich, Spanien, Norwegen, den Niederlanden und der Schweiz.

Zu dem Termin in Korbach reisten allein neun Friseurinnen und Friseure und vier Helferinnen an. Den weitesten Weg hatte Kiki aus Hannover, aber auch Kolleginnen aus Hannoversch Münden, Bebra, Grifte oder Fritzlar waren dabei. Sie alle nutzen ihre freien Sonntage, um bedürftigen Menschen die Haare zu schneiden.

Unterstützt wurden sie von Konfirmandinnen und Konfirmanden. Suppe, Brote und Kuchen hatten das Korbacher Restaurant “Ein-Topf“ und die Lichtenfelser Bäckerei von Dirk Weber spendiert. „Ihnen allen sagen wir ganz herzlichen Dank“, betont Pfarrerin Sonja Lessing-Rümpler.

Und auch die Friseure hatten noch kleine Tüten für ihre Kundschaft mitgebracht, mit Schoko-Nikoläusen, Orangen oder auch Shampoo. Dank der Spenden der Vereinsmitglieder ist auch dies möglich. Denn natürlich müssen auch die Haarpflegeprodukte gekauft werden oder die Waschhauben, die die Hygiene sichern. Denn geschnitten wird nicht nur in Kirchengemeinden, die Friseurinnen packen auch in Bahnhofsmissionen ihre Scheren aus.

Damit diese Aktion keine Eintagsfliege bleibt, wollen die „Barber Angels“ im März erneut nach Korbach in die Johanneskirche kommen. „Wir wollen verlässlich sein, und mit den Menschen eine Vertrautheit aufbauen“, sagt Serdal Aslar. Pfarrerin Sonja Lessing-Rümpler betont: „Wir freuen uns, dass wir als evangelische Stadtkirchengemeinde wieder Angebot schaffen konnten, um bedürftige Menschen ein Stück zu begleiten.“ 

Dies könnte Sie auch interessieren