Hoffnung auf neues Leben

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Hoffnung auf neues Leben

Man findet sie in Griechenland überall: Proskinitária. Miniaturkirchen am Wegesrand. Sie sind unterschiedlich gestaltet und gepflegt. Die kleinen Kirchen gehören zum Brauchtum in Griechenland und sind wahrscheinlich im ländlichen Raum entstanden. Aufgestellt wurden und werden sie auch an Orten der Trauer. Sie stehen dort, wo bei uns am Wegesrand Kreuze und Kerzen stehen.

Ihre Bedeutung ist jedoch viel umfassender. Dank, Erinnerung und Hoffnung auf Wohlergehen liegen in diesen kleinen Kirchen. Sie sind häufig selbst gemacht, können jedoch auch „gebrauchsfertig“ gekauft werden. Eine gut gepflegte Minikirche birgt in der Regel ein ewiges Licht und eine kleine Ikone sowie Blumen oder Blüten. Manche dieser Kirchen sind „verwaist“. Sind sie damit auch bar jeder Hoffnung?

Auf dem Weg von der Libyschen Küste ins Innere der Insel mäandert die Straße so vor sich hin. Massenweise Steine, Ziegen und gelegentlich auch Unrat säumen den Weg. Hinter einer lang gezogenen Kurve taucht sie plötzlich am Straßenrand auf. Eine von vielen. Eine kleine Kirche. Um sie zu erreichen, muss man schon geschickt ein paar Disteln übersteigen, die großflächig um sie herum wuchern. Damit ist sie jedenfalls auch gut geschützt – obwohl ihr das Türchen fehlt.

Der Lack ist größtenteils ab. Das Dach lässt erahnen, in welch entzückendem Blau sie einmal mit dem Himmel um die Wette gestrahlt haben muss. Besonders apart sind die kleinen, schlichten Voluten, diese kleinen, henkelartigen Gebilde; mittlerweile Ton in Ton mit der kargen Landschaft hinter der Kirche.

Innen ist das Kirchlein ganz und gar verrostet. Irgendwann einmal schmückte hier mit Sicherheit eine kleine Ikone den Raum. Irgendwann einmal war hier ein Licht, das nahezu ununterbrochen leuchtete. Irgendwann einmal wurde die Scheibe der Tür, die nun abhandengekommen ist, regelmäßig geputzt, weil das für irgendjemanden sehr bedeutend war. Einer Person, die innerlich angestiftet war von der großen Barmherzigkeit Gottes. Eine Person, die wusste, was es bedeuten kann, zu neuer Hoffnung wiedergeboren zu sein, weil Christus von den Toten auferstanden ist. Der Wochenspruch (1 Petrus 1,3) zum Sonntag sagt es mit vielen Worten so: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

Wenn man heute seine Hände in die kleine Kirche legt, klebt einem der Rost an den schwitzigen Fingern. Die Kirche hat wohl selbst eine Auferstehung nötig. Sie wirkt verlassen und vergessen. Versucht man an ihr zu rütteln, überrascht sie allerdings mit Standfestigkeit. Sie ist richtig gut in der Erde verankert. Man muss sich keine Sorgen machen, dass sie rasch umgepustet oder gar gestohlen werden könnte. Wer an der kleinen Kirche hinter der lang gezogenen Kurve anhält, achtet vielleicht das kleine leere Gotteshaus, die schäbige Minikirche, zu der der Weg alles andere als bequem ist und deren Leere einen angähnt.

Ob sie im nächsten Jahr noch dort stehen wird? Ja, doch. Ganz bestimmt! Sie abzureißen wäre noch anstrengender, als sie mit der Drahtbürste auszukehren und ihr einen neuen Anstrich zu verpassen.

Einmal kommt der Tag, an dem es wieder bergauf geht mit dieser Kirche. An dem jemand mit Werkzeug und Farbe und Kreativität sie wieder zum Leuchten bringen wird. Und dann ein Licht hineinstellen wird und eine kleine Ikone. Weil der Weg zum Meer in die andere Richtung zu Fuß noch ein paar Stunden dauert, obwohl man die Küste hier schon erahnen kann. Und das Licht in dieser kleinen Kirche wird auch dann noch leuchten, wenn die Dämmerung bereits angebrochen und der Proviant zur Neige gegangen ist.

Bis es so weit ist, werden sich alle, die vorbeigehen, mit dem, was sie sehen, abfinden müssen. Auch mit der leuchtenden, hellen Stelle ganz hinten an der Wand. Die sieht so aus wie ein ausgestreckter Arm, von einem, dessen Gesicht einem verborgen bleibt. 

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