Boxenstopp in der Brunnenkirche

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Boxenstopp in der Brunnenkirche

Iserlohn-Lössel. Die Startfahne rast nach unten, Spannung liegt in der Luft, doch statt Reifenquietschen und Motorgeheult ist nur ein Rattern von Hartgummirädern auf Asphalt zu hören. 

Angespannte Augen schauen aus hochkonzentrierten Gesichtern unter den Helmen hervor, den Berg hinab. Vor ihnen liegt eine Slalomstrecke von Reifen gesäumt, die eine Schutzmauer bilden und den Kurs bestimmen.

Wer macht das Rennen?

Es ist der 1. Mai und damit wieder Seifenkisten-Rennen in Iserlohn-Lössel, dem wohl höchst gelegenen Rennen in Iserlohn und in diesem Jahr zum 34. Mal! Mit von der Partie ist zum 2. Mal auch das „Nationale Bobbycar-Rennen“, zu dem neben den sechs Seifenkisten 28 Fahrer*innen auf ihren tollkühnen Plastikgefährten in vier Alterskategorien angetreten sind.

„ZÜNDe eine KERZE an“

Gleich neben der Zieleinfahrt auf dem Hilkenhohler Weg liegt die Brunnenkirche, die an diesem Tag zu einem außergewöhnlichen Boxenstopp einlädt: „ZÜNDe eine KERZE an“ steht auf dem Banner, das außen an der Kirche hängt. 

Ein Boxenstopp zum Innehalten oder um sich eine Zeit vom quirligen Treiben an der Rennstrecke zurückzuziehen. Die Christus-Kirchengemeinde lädt zu Kaffee und anderen Getränken ein und Pfarrer Bernd Neuser mit Team bieten frisch gebackene Waffeln an. 


Ein Ruhepol mitten im Volksfest, das bald ganz Lössel und etliche Besucher*innen von außerhalb angelockt und den Hilkenhohler Weg zur Partymeile gemacht hat.

Kirchcafè und mehr

Vielleicht sind einige hereingekommen, um mit dem Anzünden einer Kerze am gestalteten Taizé-Kreuz um einen unfallfreien Rennverlauf zu bitten oder ein ganz persönliches Anliegen Gott anzuvertrauen. Auf jeden Fall nutzen Menschen den Ort, um sich in der Kirche umzuschauen, an der Wand mit den Täuflingsbildern als Traube am Weinstock, nach dem eigenen Bild oder eines Bekannten, einer Bekannten zu suchen oder sich in Ruhe bei Kaffee und Waffel miteinander auszutauschen. 


Was immer geht, wenn Kinder mit dabei sind, ist ein Luftballon, mit der schönen Zusage: „Du machst Gottes Welt bunter.“



Ein besonderer Gast an diesem Tag ist der Bürgermeister Michael Joithe, der mit seiner Frau zum Rennen gekommen ist und die Kirche nicht zum ersten Mal aufsucht. Auf die Frage, ob er denn nicht auch am Bobbycar-Renen teilnehmen möchte, da doch die Altersklasse 50-99 Jahre an den Start gehen kann, antwortete er lächelnd: „Ich habe zu Hause nach meinem Bobbycar gesucht und musste dann feststellen, dass er wohl mit der Zeit ein wenig eingelaufen ist“, und zieht eine Bobbycar-Miniaturausgabe aus der Tasche. Es leuchtet ein, damit ist kein Start in Lössel zu machen.

Alle Altersklassen

Gestartet wurde in den Altersklassen sechs bis neun Jahre, zehn bis 14 Jahre, 15 bis 49 Jahre und 50 bis 99 Jahre. Nach unten wurde der Rahmen mit Anni Hoßbach als sechsjährige ausgeschöpft. Nach oben war noch Luft. Volker Adebahr, der langjährige Vorsitzende des TV-Lössel war mit 68 Jahren der älteste Rennteilnehmer auf einem Bobbycar. 

Aber neben den vielen jungen Teilnehmer*innen haben sich auch einige Väter auf die Strecke gewagt und zwei Feuerwehrmänner der Löschgruppe Lössel in voller Montur mit Atemschutzflasche auf ihren roten Gefährten die Straße hinuntergestürzt.




Engagierte Gemeinschaft

So ein Rennen braucht nicht nur ein Team von engagierten Freiwilligen, die angefangen von Anträgen an die Stadt, dem Erbitten von medizinischem Beistand durch das DRK, dem Herbeischaffen der vielen alten Reifen für die Strecke, der Beantragung der offiziellen Lizenz vom Bobbycar-Club Deutschland und dem Einwerben finanzieller und personeller Unterstützung, viele Hände, die auch am Veranstaltungstag ihren unermüdlichen Einsatz zeigen.

Die Kirche im Dorf lassen

Da ist der TV-Lössel zusammen mit anderen Lösseler Ortsvereinen zu nennen, bei dessen Vorsitzenden Stephan Köhler, der auch gleichzeitig Vorsitzender des Kirchbauvereins der Brunnenkirche und Prädikant der Gemeinde ist, die Fäden zusammenlaufen und den man an diesem Tag nicht übersehen und überhören kann.

Denn er moderiert den gesamten Verlauf, bei dem er nicht nur die Startreihenfolge ansagt, sondern auch die ein und andere Anekdote wie auch wichtige Information zur Lage in Lössel weitergibt. Dabei waren auch einige Anmerkungen zur weiteren Entwicklung auf dem Weg der Transformation im Kirchenkreis Iserlohn, zu dem die Christus-Kirchengemeinde gehört. Bis zum Jahr 2030 muss ein Plan zum Gebäudebestand gefasst sein, bei dem auch die Schließung der Brunnenkirche in Lössel angedacht ist. Seine Ansage klang fast wie ein Warnhinweis oder Aufruf zur tatkräftigen Wahrnehmung an die anwesenden Lösseler*innen, sich aktiv zu ihrem Zentrumsgebäude Gedanken zu machen.

Glänzende Pokale

Doch an diesem Tag standen am Ende lachende Gesichter und Pokale im Mittelpunkt, deren Sieg nach dem Rennen an der Begegnungsstätte mit Getränken und Speisen begangen werden konnte.

Von Bernhard Laß

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