Vortrag und Festgottesdienst mit Prof. Dr. Johannes Schilling

Am vergangenen Samstag und Sonntag war Prof. Dr. Johannes Schilling zu Gast in der Ev. Kirchengemeinde Fritzlar. Professor Schilling, der zuletzt an der Christian Albrechts Universität in Kiel einen Lehrstuhl für Kirchen- und Dogmengeschichte innehatte, hat seit langem seinen Forschungsschwerpunkt auf Reformationsgeschichte, dort besonders auf die beiden prägenden Gestalten Luther und Melanchthon gelegt, darüber hinaus auf die Geschichte der Frömmigkeit und Hymnologie. Professor Schilling war also „genau der Richtige“, um in der traditionsreichen Ev. Franziskanerkirche zu Fritzlar am Samstag in einem beeindruckenden und lebendigen Vortrag über „500 Jahre Evangelisches Gesangbuch“ zu referieren.

Von Anbeginn an gehört Gesang zum Gottesdienst. Und in der Evangelischen Kirche gehören Musik und Gesang gewissermaßen zur „DNA“ kirchlichen und gottesdienstlichen Lebens. Schilling beleuchtete die Entstehung des ersten evangelischen Gesangbuches aus dem Jahr 1524. Der Musikliebhaber und selbst auch Lieder dichtende Reformator Martin Luther hatte die Initiative zu einem Gesangbuch für die neu sich entwickelnde protestantische Konfession ergriffen, dabei aber viele Traditionen aus der römischen Kirche übernommen und beibehalten.

Kenntnisreich, unterhaltsam, mit Bildern hinterlegt und zum Singen anstiftend, führte Schilling durch die Geschichte des Kulturgutes Ev. Gesangbuch, das auch immer Spiegelbild von Frömmigkeit, sich wandelndem Musikgeschmack und politischer Verhältnisse (das Gesangbuch als landesherrlich-verbindliches Gottesdienst-Buch) gewesen sei.

Gegen Ende des Vortrages wagte Schilling einen spannenden Blick in die Zukunft: Ein neues Gesangbuch ist in Arbeit. Neben einer digital verfügbaren Ausgabe wünscht sich Schilling, und traf damit sicher auf Zustimmung seiner Zuhörerschaft, ein ganz normales, mit den Händen analog zu greifendes, schön gestaltetes Buch.

Im Festgottesdienst am Sonntag, der von Professor Schilling geleitet wurde, griff der Kirchenhistoriker das Thema des Vorabends noch einmal auf. Luthers Glaubenslied „Nun freut euch, lieben Christen g´mein“ von 1524 (EG 341) sei die Summe von Luthers Theologie, musikalisch „so dich und gemeindenah wie nirgendwo sonst“ auf den Punkt gebracht. Zu Abschnitten seiner Liedpredigt ließ Schilling alle Verse des Liedes im Gottesdienst erklingen, festlich und abwechslungsreich begleitet von Reiner Volgmann an der Orgel und den „Blechbarten“ Melsungen. Im Anschluss an den Gottesdienst erfreuten die „Blechbarten“ mit einer einstündigen Matinee die Gemeinde, danach gab es ein Mittagessen aus „Teufels Küche“.

 

Text: Pfarrer Thomas Schrader