
Iserlohn-Barendorf. Wenn Regen Segen bringt, dann hat es am Donnerstag geklappt. Er kam ganz sanft und leise und blieb ein beständiger Begleiter beim Freiluft-Gottesdienst am Himmelfahrtstag.
„Ist es nicht wunderbar, an diesem Tag zu sein? Es ist ein Privileg, achte es nicht klein!“
Die Evangelische Allianz Iserlohn & Hemer hatte wie in den vergangenen Jahren in die historische Fabrikanlage Maste-Barendorf in Iserlohn eingeladen. „Ich weiß es noch genau. Im letzten Jahr hatte ich hier an dieser Stelle bei meiner Begrüßung eine Sonnenbrille auf“, erinnerte sich Dr. Thomas Knöppel und freute sich über die dennoch rege Teilnahme. Gut 160 Menschen hatten sich trotz Wetterlage ein Herz gefasst und sich aufgemacht, um aus den unterschiedlichen christlichen Gemeinden der Region die Himmelfahrt Jesu miteinander zu feiern. In der Gemeinschaft mit ihm sollte dieser Vormittag zum „Fest der Ermutigung und des Glaubens an den Herrn und Heiland Jesus Christus, trotz kriegerischer und katastrophaler Bedrohungen in der Welt“, werden, so Dr. Thomas Knöppel.
„Mutig, stark, beherzt will ich sein und bleiben.“
Mutig, stark, beherzt, lautete das Motto des Tages, das an das Thema des Ev. Kirchentags in Hannover vor wenigen Wochen angelehnt war. Mutig, stark, beherzt war auch die Botschaft, die sich als Erkenntnis aus der Himmelfahrt, als Zusage, Ermutigung und Auftrag im Gottesdienst entwickelte und von Pfrn. Bettina Roth-Tyburski den Anwesenden am Ende zugerufen und mitgegeben wurde.
Doch zurück zum Anfang.

Den machte der Posaunenchor der Versöhnungskirchen-gemeinde unter der Leitung von Stefan Beumers mit einem kraft- und klangvollen Eingangsstück.

Im Wechsel und gemeinsam mit der Band von Daniel Stadie, seinen beiden Söhnen und Ellinor trugen sie zu einem vielseitigen, bewegenden und fröhlichen Gottesdienst für Jung und Alt, Groß und Klein bei.
„Jesus Christus herrscht als König“

Warum man dieses Bekenntnis: „Jesus Christus herrscht als König, alles wird ihm untertänig, alles legt ihm Gott zu Fuß“, trotz allem Tosen in der Welt, dem Surren der vernichtenden Drohnen über der Ukraine und dem Wimmern und Weinen der Hungernden im Gaza, dennoch singen und sprechen kann, beschrieb Pfr. Dirk Ellermann von der Versöhnungs-Kirchengemeinde am Ps. 93. Es ist die hoffende Gewissheit, um die Gott angerufen werden muss, dass am Ende die Zusage gilt und sich in der Kraft seiner Liebe erfüllen wird: „Mächtiger als das Tosen großer Wasser, mächtiger als die Wellen des Meeres, ist der Herr in der Höhe“.
„Denn der Herr tut auch heute noch Wunder, Stunde um Stunde, Tag für Tag!“

Wer das nicht glauben kann, der konnte sich bei Pfr. Christian Mayer etwas abgucken. Mit seinen kleinen Zauberkünsten ließ er die Menschen in die Wundertüte Himmelfahrt schauen.
Ein Klingelbeutel, wie ihn wohl alle kennen, wurde zur Fundgrube der Erkenntnis. Anschaulich vorgeführt, erwiesenermaßen leer, wie das leere Grab Jesu. Nur wenige seiner Anhänger waren nach der Kreuzigung geblieben. Sechs schwarze kurze Abschnitte eines Bandes, als symbolische Jüngerschar wurden in den Klingelbeutel gegeben.
Und wie durch ein Wunder verwandelten sie sich in zwei Schritten zu einer zunächst kurzen und danach zu einer langen bunten Bänderkette, die am Ende die Vielfalt der weltumspannenden christlichen Gemeinden darstellt.

Wir glauben Gott im höchsten Thron, wir glauben Christum Gottes Sohn, aus Gott geboren vor der Zeit, allmächtig, allgebenedeit.
Was war geschehen. Jesus war tot. Das Grab war leer. Nur ein paar Freunde waren geblieben, der Rest war geflohen. Doch den kurzen Moment der Furcht und Trauer durchfuhr die Erkenntnis: dass dies geschehen konnte, liegt in dem eigentlichen Wunder: Gott ist in Jesus Mensch geworden. Er ist in diese Welt gekommen und hat im Tod am Kreuz die tiefste Tiefe erfahren. Den Tod hat er besiegt und ist auferstanden. Seine Liebe, seine Zusagen sind nach wie vor unter ihnen. Sie machen mutig, stark, geben Kraft und Freude und lassen beherzt eine neue Hoffnung leben.
Seine anschließende Himmelfahrt ist kein räumliches Phänomen, sondern der Übergang in eine andere Dimension und Form. In ihr ist er bei ihnen. So erleben die Jüngerinnen und Jünger persönlich und physisch seine Zusage: „Ich bin bei Euch alle Tage“. Es ist die Erfahrung, die sie unbedingt mit aller Welt teilen wollen und so geben sie sie weiter und weiter, bis in unsere Tage hinein.
„Mein Leuchtturm, mein Leuchtturm scheint in der Dunkelheit, ich will dir folgen.“
Genau das macht die Stärke aus, die die Gemeinde mit der Band im anschließenden Lied „My Lighthouse“ besingt: „Ich fürchte mich nicht davor, was morgen kommt, mit jedem Morgen stehe ich auf und singe: Die Liebe meines Gottes wird mich führen. Du bist der Frieden in meinem aufgewühlten Meer!“
„Meinem Gott vertraue ich gerne. Er meint es absoluto gut mit mir!“
„Volle Kanne, Badewanne, Bratkartoffelsuperpfanne“ ist nicht der Aufruf zum samstäglichen Badetag, sondern ein Vers in einem Kinderlied, mit dem der Übergang in das Kinderprogramm gestaltet wird. Julian und Anna haben für die Jüngeren etwas vorbereitet, das an einem anderen Platz in Barendorf während der Predigt erlebt werden kann.
„Legst du dein Leben hin, gibt er deinem Leben Sinn“
Sascha Viehoff, aus der Christlichen Gemeinde auf der Emst in Iserlohn hält die Predigt gemeinsam mit Pfrn. Bettina Roth-Tyburski, von der Christus-Kirchengemeinde Roden und der Pfarramtlichen Verbindung mit Letmathe und der Emmaus Gemeinde.
Es geht um Abschiede und das letzte Mal einer Begegnung. So wie bei der Himmelfahrt Jesu. „Liest man das Ereignis in der Apostelgeschichte klingt es wie aus einer altbackenen Sciencefiction Serie“, sagt Sascha Viehoff. Aber es ist ein ganz besonderes Geschehen und bahnbrechendes Ereignis für die Christenheit. Anders als in irgendwelchen Fiktionen wird dies von elf echten Zeugen bestätigt.
Laut Sören Kierkegaard, dem Theologen und Philosophen, ist der Kern der Erzählung von der Himmelfahrt Jesu nicht sein Davonschweben, sondern es geht um das Geschenk seiner Kraft und seiner Bevollmächtigung der Dagebliebenen!
Sie sind die Zeugen, die Zeugnis davon geben, das Jesus weg und gleichzeitig nah ist in seiner spirituellen Präsenz, die im Herzen spürbar ist. Alte Sicherheiten, wenn sie wegbrechen, können losgelassen werden, weil die göttliche Kraft bei uns bleibt.
„Mutig, stark beherzt will ich sein und bleiben. Mein Glaube nimmt mich in die Pflicht, weitet meine Sicht.“
Im Alltag erleben wir dennoch, dass Abschiede, für immer oder auch nur zeitweise, schmerzen können, fährt Pfrn. Roth-Tyburski fort. Manche Trennungen lähmen uns. Doch heute schauen wir auf die andere Möglichkeit, wie bei den Jüngerinnen und Jüngern. Die Erfahrung von Abschied und der Trennung ermöglicht eine Wendung. Ein Neubeginn, der sie zu energischen, geschickten und zielstrebigen Managerinnen und Manager der ersten Gemeinde werden lässt. „So kann auch Segen auf einem Abschied liegen“, sagt Pfrn. Roth-Tyburski. „Er schenkt einen Neuanfang auf ein neues befreites Leben. Das ist es, was Christi Himmelfahrt zu einem ganz besonderen Feiertag und Fest macht. ‚Wachet, steht im Glauben, seid mutig und stark‘, hat Paulus im Korintherbrief geschrieben und ich rufe Euch zu. Lasst uns gemeinsam mutig, stark und beherzt sein und über unseren Glauben reden und ihn leben!“
„Komm Herr segne uns, dass wir uns nicht trennen, sondern überall uns zu Dir bekennen!“
Wer so von Gott gesegnet, ermutigt und beauftragt wurde, konnte am Ende trotz Regen freudig den Blick zum Himmel wenden, nicht Jesus nach, denn der war mitten unter uns, sondern dem Blinzeln einer leicht durchscheinenden Sonne entgegen.

Und da niemand hungrig nach Hause gehen sollte, gab es noch unterschiedliche Würstchen vom Grill im Brötchen, Äpfel und Getränke. Und siehe, alle wurden satt.
Text und Fotos Bernhard Laß