Zwischen Piepsen und Stille – Ein Ruf zur Bewahrung der Schöpfung

# Andacht to go

Zwischen Piepsen und Stille – Ein Ruf zur Bewahrung der Schöpfung

Im vergangenen Jahr hatten gleich drei Vogelpaare in unserem Garten ihr Nest gebaut. In diesem Jahr beobachtete ich kein einziges Paar, das sich auf das Kommen einer neuen Generation vorbereitete. Alle Nistkästen blieben leer. Das stimmte mich traurig. Doch vor einigen Tagen höre ich dann das vertraute Piepsen und Zwitschern von Jungvögeln.

Völlig unbemerkt hatte ein Meisenpaar einen Nistkasten bezogen und ist nun unermüdlich dabei, seine Jungen zu füttern. Ihr sanftes Piepsen macht mein Herz froh und leicht.

Das erinnert mich an das Lied von Paul Gerhart „Geh aus mein Herz und suche Freud“ (Evangelisches Gesangbuch Nr. 503).

Da heißt es in der 4. Strophe:

„Die Glucke führt ihr Völklein aus,

der Storch baut und bewohnt sein Haus,

das Schwälblein speist die Jungen,

der schnelle Hirsch, das leichte Reh ist froh

und kommt aus seiner Höh ins tiefe Gras gesprungen,

ins tiefe Gras gesprungen.“

Die 8. Strophe erzählt dann von der positiven Wirkung dieser Naturerfahrungen auf den Lieddichter:

„Ich selber kann und mag nicht ruhn,

des großen Gottes großes Tun erweckt mir alle Sinnen;

ich singe mit, wenn alles singt, und lasse was dem Höchsten klingt,

aus meinem Herzen rinnen, aus meinem Herzen rinnen.“

In der Natur findet Paul Gerhardt Erholung. Sein Herz wird weit. Er verspürt neue Energie. Körper und Psyche können gesunden. Deshalb dankt und lobt er Gott für seine Schöpfung.

Das Piepsen der jungen Vögel in unserem Garten lässt mich ähnlich empfinden. Das neue Leben macht mich froh und hoffnungsvoll. Ich atme innerlich auf. Merke, wie gut es mir tut, mich als Teil der Schöpfung erfahren zu können. Doch dann denke ich auch an die beiden Nistkästen, in die in diesem Jahr tatsächlich niemand eingezogen ist. Zufall? Oder Folge davon, dass die Lebensbedingungen für die Vögel schlechter werden? Ich weiß es nicht. Doch so oder so mahnen mich die leeren Nistkästen zu einem respektvollen und achtsamen Umgang mit der Natur und unseren Mitgeschöpfen. Denn sie sind die Grundlage unseres Lebens. Das verkennen wir oft. Wir können nicht ohne die Natur. Die Natur jedoch kann sehr wohl ohne uns.

Viele heilsame und segensreiche Naturerfahrungen

wünscht Ihnen Ihre Pfarrerin Sonja Spenner-Feistauer

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