
Viele Korbacher können sich einen Gottesdienst an Heiligabend ohne Pfarrer Markus Heßler nur schwer vorstellen. Sein lauter Ruf: „Fröhliche Weihnachten“ vom Südportal der Kirche, gehört für viele zum Fest, wie die Lichter am Baum und das Amen in der Kirche. Dennoch: Markus Heßler ist am Sonntag, 29. Juni, in den Ruhestand verabschiedet worden..
Fast möchte man sagen, wenn Markus Heßler mit seiner Gemeinde den Gottesdienst feiert, dann ist es immer ein wenig persönlicher, ein bisschen familiärer. Nicht selten begrüßt er einzeln ankommende Besucher namentlich, greift mitunter auch während der Predigt Reaktionen aus der Gemeinde auf, geht mit den Menschen beinah ins Zwiegespräch. Er brauche natürlich ein festes Konzept für den Gottesdienst, es gebe aber immer wieder Situationen, in denen er spontan reagiere und auch die Reaktionen der Besucher aufnehme.
Und jetzt Ruhestand? „Die Stimmung ist sehr gemischt“, sagt er. „Zum einen bin ich natürlich froh, dass ich munter und guten Mutes dieses Ziel erreicht habe. Zum anderen schwingt aber auch Wehmut mit. Denn es ist schön, wenn ich morgens zu meinen Viertklässlern komme und sie mich freudig begrüßen. Und es ist schön, mit den Menschen aus dem Kirchenvorstand zusammenzuarbeiten, die ich nun fast 29 Jahre kenne. Und der Kilian ist mir natürlich ans Herz gewachsen.“
Auch wenn der Vater Prediger in der Landeskirchlichen Gemeinschaft war, entschied sich Markus Heßler zunächst für eine ganz andere Richtung. Sein Großvater hatte ein Elektrogeschäft und das war das Metier, das den frischgebackenen Abiturienten reizte. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker . Das Tüfteln ist auch heute noch eine große Leidenschaft, zum Beruf für das ganze Leben reichte sie damals dann aber doch nicht.
Durch die guten Erfahrungen in einer christlichen Jugendgruppe kam der gebürtige Marburger letztlich zum Theologiestudium. Ein Praktikum bei einem Pfarrer bestätigte ihn in seinem Berufswunsch – Gott sei Dank, wie viele seiner Gemeindemitglieder heute bestätigen.
Markus Heßler studierte in Marburg und Tübingen, heiratete schon während dieser Zeit seine Frau Annette und ist heute Vater von drei Söhnen und einer Tochter sowie Großvater von drei Enkelkindern
Sein Vikariat absolvierte er in Ernsthausen-Wiesenfeld. Es folgten eine kurze Station in Wetter und sieben Jahre im Kirchspiel Sachsenberg, mit den Orten Münden, Neukirchen und Dalwigksthal.
„Der Pfarrer in Wiesenfeld hatte ein großes liturgisches Interesse. Ihm war es wichtig, dass ich die Abläufe des Gottesdienstes gut kennenlerne“, erinnert sich Heßler. In dieser Zeit hat er auch seinen Talar schätzen gelernt. „Ich trage ihn sehr gerne. Mit ihm bin ich nicht Markus Heßler, sondern der Pfarrer. Und ich spüre darin auch, das ist das Amt, das mir aufgetragen wurde und zu dem ich fähig bin.“
Ob er jemals gezweifelt habe? Am Glauben? An der Kirche?
„Ich habe oft gezweifelt, aber meinen Beruf doch sehr gerne gemacht“, sagt Markus Heßler. „Wir leben in einer Zeit, in der sich gerade viel verändert, natürlich auch in der Kirche“, sagt er. „Wir müssen neue Formen finden und ausprobieren, was geht.“ Das habe auch die Corona-Zeit gezeigt: Plötzlich gingen Dinge, die zuvor kaum denkbar waren, die wir Pfarrerinnen und Pfarrer vielleicht auch nie gewagt hätten. Wir haben daraus alle gelernt.“
Aber Pfarrer Markus Heßler war und ist natürlich so viel mehr für seine Gemeinde und für sein Team: Er war Mitgestalter bei der Zusammenführung der vier Korbacher Kirchengemeinden zu der einen großen Stadtkirchengemeinde, er war die politische Stimme der Kirche auf vielen Kundgebungen und er war in all den Jahren sehr engagiert in der Flüchtlingsarbeit. Gab es Fragen rund um die IT oder die Neugestaltung von Websites – Markus Heßler war Ratgeber, Lösungsfinder, Antwortgeber.
Und dann ist da auch noch sein großes Engagement in Kindergottesdiensten, bei der Gestaltung von Kinderbibelwochen und nicht zuletzt als Mitinitiator der vielen Aktionen, die vor dem Südportal der Kilianskirche stets während des Altstadt-Kulturfestes angeboten werden. In Erinnerung bleibt auch das Bild von Markus Heßler mit der Gitarre, der nicht nur Lieder aus dem Gesangbuch spielt, gerne auch Blues und Rock.
Für ihn selbst aber am allerwichtigsten sei es, egal wo und wie Gottesdienste gefeiert würden, wo auch immer man zu Menschen spreche, nicht die Verbindung zu ihnen zu verlieren. „Und dazu gehört es, sie anzuschauen, ihnen in die Augen zu blicken. Denn das ist oft so viel wichtiger, als eine gute Formulierung in der Predigt.“
Genau das ist Markus Heßler in vielen Situationen seiner langen Dienstzeit gelungen. Oft eben auch in dem Gottesdienst an Heiligabend, wenn die Kilianskirche bis auf den letzten Platz gefüllt ist, so wie an keinem anderen Tag. Wenn die Menschen den Zauber des Abends gespürt haben und mit einem guten Gefühl nach Hause gehen.