Gottesdienst mit Taufe beim Pferdeschutz auf dem Hegenscheid in Iserlohn

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Gottesdienst mit Taufe beim Pferdeschutz auf dem Hegenscheid in Iserlohn

„Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern“ (Jes. 11,6a)

Iserlohn-Hegenscheid. August und draußen unter freiem Himmel, so stellt man es sich vor. Doch das Wetter stellt alle Planungen auf den Kopf. Die Nacht hat es wie in den vergangenen Tagen kräftig geregnet.

„Wer misst dem Winde seinen Lauf? Wer heißt die Himmel regnen?“

Die Weide, auf der der Freiluftgottesdienst stattfinden sollte, ist matschig, komplett nass und die Temperatur lässt eher an einen verhangenen Herbsttag denken.

Dabei ist doch Sommerkirche in der Christus-Kirchengemeinde und die darf auch in diesem Jahr wieder zu Gast beim Pferdeschutz Iserlohn e.V. auf dem Hegenscheid in Iserlohn sein. Doch bevor der Gottesdienst ins Wasser fällt, hat das Vorbereitungsteam die Sitzbänke, den Altar und die Lautsprecheranlage, zum Schutz vor 70 % weiterer Regenwahrscheinlichkeit, kurzerhand, anstatt auf die Weide, in die naheliegende und dem Anlass entsprechend dekorierte Scheune gebracht. Und die ist so offen, dass auch hier das Gefühl eines Freiluftgottesdienstes entstehen kann.

Draußen bleiben müssen die Pferde.  Auf der Weide stehen sie, ausgemusterte, alte, kranke Tiere oder ihre Besitzer waren nicht mehr in der Lage für sie zu sorgen. Jetzt werden sie von einem Team, überwiegend Ehrenamtliche, zusammen mit

Tanja Raffloer, der Vorsitzenden des Pferdeschutz Iserlohn e.V. versorgt, gehegt und gepflegt.

Die Tauffamilie, festlich gekleidet, nimmt wie alle anderen das Dach über dem Kopf dankbar an. Die kleine Romy, die gleich getauft wird, tappst an der Hand ihrer Mutter zur Begeisterung aller neugierig umher und eine schöne fröhliche, entspannte Atmosphäre liegt in der Scheunenluft, gefüllt mit dem Duft nach Heu und Stroh.

„Mein Auge sieht, wohin es blickt, die Wunder deiner Werke“

Da passt auch das Bild vom friedlichen Zusammenleben der Tiere, wie es der Prophet Jesaja verkündet in die Szenerie. „Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten“ (Jes. 11, 6). Unglaublich, oder? Jesaja verkündigt so etwas wie die die Aufhebung von Naturgesetzen. Nichts muss so bleiben wie es ist! „Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land ist voll Erkenntnis des Herrn, wie Wasser das Meer bedeckt“ (Jes. 11, 9). Doch der Blick auf unsere Realität verrät, wir leben nicht im diesem prophezeiten Friedensreich, weder bei den Menschen noch in der Tierwelt.

Der Wolf jagt nach wie vor seine Beutetiere, um satt zu werden. 32 sollen es zurzeit im Märkischen Kreis sein, sagt Tanja Raffloer, die Vorsitzende des Pferdeschutz Iserlohn e.V.  im Gespräch mit Pfr. Bernd Neuser zu Beginn des Gottesdienstes.

Inzwischen müssen sie die Tiere auch vor den Wölfen schützen. Wenn zum Glück auch nur symbolisch, ist ein Rudel als Fotowand auch in der Scheune anwesend. Zwei Herdenschutzhunde wurden vom Verein angeschafft und sind demnächst Tag und Nacht draußen bei der Herde. Was hier oben auf dem Hegenscheid geschieht, was das Team für die Tiere hier leistet, ist ein kleiner, aber wichtiger Schritt hin zum Friedensreich. Gnade und Barmherzigkeit gepaart mit Fürsorge, statt Schlachthof. Es ist ein Zustand des Dazwischen, des schon jetzt und doch noch nicht.

„Kein Tierlein ist auf Erden Dir, lieber Gott zu klein. Du ließt sie alle werden, Und alle sind sie dein.“ (Clemens Brentano)

Die Tiere und unseren Umgang mit ihnen in den Focus nehmen, darum ging es in diesem Gottesdienst mit Tiersegnung. „Wir dürfen sie nicht nur als Verbrauchs- und Nutztiere wahrnehmen“, sagt Pfr. Bernd Neuser, „sondern als von Gott geliebte Mitgeschöpfe, für die er uns eine Verantwortung übertragen hat.“

„Zu dir, zu dir ruft Mensch und Tier“

Denn die gesamte Schöpfung seufzt nach Erlösung, Mensch, Tier und die Natur, wie es Paulus im Römerbrief beschreibt. Etwas davon ist schon mit der Menschwerdung Gottes in Jesus erfüllt worden, weiß Pfr. Bernd Neuser. Wie das zu deuten ist, sieht man auf dem Altarbild, abgedruckt auf dem Gottesdienstprogramm, das alle in ihren Händen halten.

„Jesus befreit die leidenden Tiere.“ Alle dürfen in Frieden leben, so wie beim Pferdeschutz hier auf diesem Hof. Die Vögel gehören dazu wie auch abgemagerte und geschundene Rinder oder die in Käfig gehaltenen Tiger. Sie werden von Jesus geheilt und zu einem würdigen, artgerechten Leben befreit. „Das Altarbild ist eine Einladung an uns, die Welt mit Gottes Augen zu sehen“, sagt Pfr. Neuser. Tiere sind Lebewesen, die Gefühle haben, Angst und Schmerz kennen und Leid aber auch Freude empfinden. Menschen mit Haustieren wissen in ihrer Nähe zu ihnen oft um deren Feinsinnigkeit, wie sie mitfühlen, spüren wenn etwas nicht stimmt.

Erkennen wie Ochs und Esel

So auch im Stall von Betlehem, wo Ochs und Esel bei der Futterkrippe angesiedelt sind. Sie erkennen, wer dort in der Krippe liegt, was den Menschen verborgen bleibt oder schwerfällt anzunehmen. Schon im Alten Testament wurde es verkündet: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn; ihr aber habt keine Erkenntnis, mein Volk hat keine Einsicht" (Jes. 1,2-3). Tiere sind Teil der Erlösungsgeschichte und Sinnbild für Gottes Erwartung an uns. Es sind die Esel, die Arbeitstiere der Armen, auf denen zu reiten, man sich eher lächerlich macht. Ihnen fehlt die majestätische Würde, um Herrschaft und Prunk zu verkörpern. Dennoch und gerade sind sie es, auf denen der Erlöser der Welt, der Friedensfürst geritten kommt. Daran erinnert Dr. Matthias Werner in der Schriftlesung aus Mat. 21 im Gottesdienst. Der Friedensfürst ist kein Ritter hoch zu Ross mit einer hochgerüsteten Armee im Hintergrund.

„Jeder Teil dieser Erde ist unserm Gott heilig.“

In der Nachfolge Jesu sind wir zu Frieden und Abrüstung, wie auch für Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung beauftragt, sagt Pfr. Bernd Neuser. Weil Jesus uns vorausgegangen ist und Gott uns in seinen Armen hält, dürfen wir uns als Gottes Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an dem Einsatz für Frieden, für Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung aktiv beteiligen, damit die Unheilstifter dieser Welt, von denen uns jetzt sicherlich einige vor Augen kommen, nicht das letzte Wort haben, sagt Pfr. Bernd Neuser. „Jeder Teil dieser Erde ist unserm Gott heilig“, singt dann die Gemeinde den Kanon und es klingt wie ein Weckruf: „Erinnere dich daran, auch DU und Ich und alle anderen Geschöpfe, wir sind Gott heilig.“

Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt

Es ist eine Ermutigung auch an die Eltern und Paten der kleinen Romy, die in diesem Gottesdienst getauft wird.

Die ist beim Umherlaufen schon eins geworden mit der Tierwelt des Gottesdienstes in Form des Hofhunds, der auch sie in sein Herz geschlossen hat. So niedlich und schön es anzusehen ist, wie sie miteinander spielen und es etwas an die Weissagung des Jesaja erinnert: „Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein kleines Kind wird seine Hand ausstrecken zur Höhle der Natter.“, so groß ist doch die Aufgabe für Eltern und Paten ein Kind auf seinem Lebensweg zu begleiten und zu erziehen. Daran erinnert Pfr. Bernd Neuser und ermutigt sie, trotz aller Widrigkeiten, diese schöne Aufgabe anzunehmen und sich von Gott dabei begleitet zu wissen und segnet Täufling, Eltern und Paten.

Und wer sich für die Arbeit der Pferdeschutz Iserlohn e.V. interessiert, der sich hauptsächlich über Spenden finanziert, ist herzlich am 7. Sept. 2025 zum Hoffest auf dem Hegenscheid eingeladen oder kann sich auf der Internetseite https://www.pferdeschutz-iserlohn.de/ informieren. 

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