Adventskonzert

„Daß seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende“

Am Samstag vor dem 4. Advent erklingt in der Johanneskapelle festliche Alte Musik zur Weihnachtszeit. Freuen Sie sich auf kostbare, selten aufgeführte Werke von Giovanni Gabrieli, Andreas Hammerschmidt, Hans Leo Haßler – und natürlich von Heinrich Schütz.

Immer wieder stellt sich die Frage: Warum berührt uns gerade diese „Alte Musik“ so tief? Wie werden die Glaubenswelten der Komponisten des 17. Jahrhunderts zu unseren eigenen seelischen Erfahrungen?

Ein Blick auf eines der Werke des Abends mag Antwort geben: In seiner Motette „Ein Kind ist uns geboren“ (SWV 384) aus der Geistlichen Chormusik von 1648 fasst Heinrich Schütz die adventliche Sehnsucht nach Heil und Frieden in ergreifende Klangrede. Mitten in den Kriegs- und Notjahren des Dreißigjährigen Krieges lässt Schütz die Verheißung des Propheten Jesaja erklingen: Das Kind, das geboren wird, trägt Hoffnung auf eine neue, göttliche Ordnung in sich – als Träger und Repräsentant des kommenden Friedens.

Die Musik entfaltet diesen Glauben mit feiner rhetorischer Kunst: Aufwärtsbewegungen der Stimmen lassen das Licht der Verheißung aufsteigen, zarte Dissonanzen spiegeln die Spannung zwischen Dunkelheit und Erfüllung. Wo Schütz die Herrschaft des „Friedefürsten“ besingt, verdichtet sich der Klang zu majestätischer Kraft, bevor der Satz in friedvoller Weite ausklingt.

So wird die Motette zu einer musikalischen Theologie der Sehnsucht: Das Heil ist schon geschenkt – und doch noch im Kommen. Schütz’ Musik hält jenen Moment fest, in dem himmlischer Trost in die irdische Wirklichkeit hineinleuchtet – ein Klangbild adventlicher Hoffnung, das bis heute berührt.

Friedemann Gehrt / Cantilena