Colm Tóibín: Der Zauberer – dtv Deutscher Taschenbuch Verlag 2023
Colm Tóibín wurde 1955 in Irland geboren. Er veröffentlichte mehrere Sachbücher. Schon sein erster Roman („Der Süden“ 1994 in Deutschland erschienen) wurde von der Kritik begeistert gefeiert. Tóibíns Bücher wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er gilt als einer der interessantesten englischsprachigen Schriftsteller der mittleren Generation.
Zum Buch
Der renommierte Schriftsteller hat sich mit Erfolg daran gewagt, eine Romanbiographie über eine der schillerndsten Persönlichkeiten der deutschen Literaturszene, nämlich Thomas Mann, zu schreiben. Das Buch beginnt 1891 in Lübeck. Thomas ist 16 Jahre alt, als sein Vater stirbt. Während eines Italienaufenthaltes beginnt er 1896 seinen ersten Roman „Buddenbrooks“, der 1901 veröffentlicht wird und für den er 1929 den Literaturnobelpreis erhält. Schon 1930 betrachtet Thomas Mann den immer stärker werdenden Nationalsozialismus sehr kritisch. Auch die Jahre im Exil spielen in der Rückschau eine wichtige Rolle. Das Buch endet 1955. Mann besucht noch einmal seine Heimatstadt Lübeck und stirbt einige Monate später in der Schweiz. Den Titel des Buches hat Tóibín von den Kindern Thomas Manns übernommen. Sie nannten ihn den „Zauberer“, weil er ihnen oft Zaubertricks vorführte. Den Leser wiederum verzaubert dieser Roman. Äußerst sensibel nähert sich der Autor dem großen Literaten und Menschen Thomas Mann an. Er schildert seine innere Zerrissenheit, seine schon früh aufkeimenden homoerotischen Phantasien und letztlich seine Einsamkeit. Aber „Der Zauberer“ ist auch ein opulenter Familienroman und ein akribisch recherchiertes Zeitzeugnis des 20. Jahrhunderts, lebendig und spannend geschrieben. Kurzum: dieses Werk ist ein literarischer Glücksfall, grandios verfasst, äußerst unterhaltsam, aber auch tiefsinnig.