Der Weltgebetstag ist eine internationale und ökumenische Frauenbewegung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, einmal im Jahr ein weltumspannendes Friedensgebet zu veranstalten. Dies wird seit 1927 durchgeführt. Die Liturgie stammt jedes Jahr aus einem anderen Land, so dass immer neue Perspektiven von Frauen, ihre Sorgen und Hoffnungen im Mittelpunkt stehen. Der Weltgebetstag wird jedes Jahr am ersten Freitag im März gefeiert, dieses Jahr am 1. März 2024.
Palästinensische Christinnen haben in den letzten Jahren eine Liturgie für den Weltgebetstag 2024 geschrieben und sie der weltweiten Gemeinschaft zur Verfügung gestellt. Bereits 1994 war Palästina Gastland und die damalige Liturgie hat harsche Kritik und großes Entsetzen ausgelöst, weil sie in Teilen antisemitisch war oder antisemitischen Stereotypen Vorschub geleistet hat. Dementsprechend aufmerksam und gespannt wurde die diesjährige Liturgie erwartet, die Ende September 2023 veröffentlicht wurde.
An der Liturgie, an ihrem Titelbild und an dem Begleitmaterial, das für die Gestaltung bereit gestellt wird, gab es bereits vor dem 7. Oktober deutliche Kritik.
Die Kritik richtete sich in der Liturgie und dem Begleitmaterial vor allem auf verkürzende, tendenziöse und auch falsche Formulierungen. Außerdem war im Kindermaterial ein Bild zum Ausmalen verwendet worden, das als Maskottchen für die kritisierte BDS-Bewegung dient. Im Ergebnis wurde ein Bild des Staates Israel gezeichnet, das diesen ausschließlich als gewaltvolle Besatzungsmacht dargestellt hat. Weder die Notwendigkeit und Berechtigung der Existenz des Staates Israel wurde deutlich oder auch nur erahnbar, noch die Vielfalt der israelischen Gesellschaft. Auch das durch die korrupte, patriarchale Regierung der palästinensischen Autonomiebehörde erfahrene Leid findet keinen Widerhall, einzig Israel erscheint als Grund des Übels. Zudem unterschlägt die Liturgie die grundlegende Verbundenheit der christlichen Tradition mit dem Judentum, wie sie sich z.B. in einer Einleitung zum Psalmengebet angeboten hätte.
Auf viele dieser Kritikpunkte reagierte die deutsche Geschäftsstelle des Weltgebetstages nun mit einer veränderten Liturgie und einem überarbeiteten Begleitmaterial, so dass große Hoffnung besteht, dass der Weltgebetstag 2024 gut gefeiert werden kann. Gerade in diesen Zeiten ist das Gebet um Frieden im Nahen Osten und für ein freies Leben der palästinensischen Schwestern notwendig. Es wäre ein starkes Zeichen, wenn wir mit diesem Weltgebetstag zeigen könnten, dass unsere Solidarität mit den palästinensischen Geschwistern nicht auf dem Rücken der Grundlagen unserer Theologie ausgetragen wird, sondern dass beides möglich ist: Sowohl ökumenische Solidarität als auch judentumsbewusste Theologie!
Milena Hasselmann
Zur Vorbereitung treffen wir uns am 1.2., 15.2., 22.2., 28.2. jeweils um 18:00 Uhr in der Tannenbergallee 6.
Feiern werden wir eine gemeinsamen Gottesdienst am ersten Freitag im März (1.3.24) in der katholischen Kirche Heilig Geist um 19:00 Uhr.
Alle, die mitgestalten und mitfeiern wollen sind herzlich willkommen! Frieden wird nur, wenn wir einander zuhören und miteinander Frieden suchen.